Bodenverbrauch
Seif: "Bürgermeister sind keine Umwidmungskaiser"
Einige Gemeinden sind mit ihren Möglichkeiten zur Wohnraumschaffung wegen fehlender Umwidmung am Ende.
WALDVIERTEL. Bodenverbrauch und Flächenfraß sind in aller Munde. Und gerade Niederösterreich wird hier immer wieder an den Pranger gestellt, dass am meisten versiegelt wird. Doch die den meisten Berichten zugrunde liegende Statistik hat Lücken. So wird ein 1.000 Quadratmeter großes Grundstück, auf welchem ein Haus mit beispielsweise 130 Quadratmeter Grundfläche steht, mit den gesamten 1.000 Quadratmetern als verbaute Fläche gezählt.
Diesen Umstand prangern nun auch immer mehr Bürgermeister, die mit der Schaffung von neuem Wohnraum beziehungsweise neuen Baugründen an ihre Grenzen stoßen, an.
Keine Widmungsverfahren
Stefan Seif, ÖVP-Bürgermeister von Senftenberg im Bezirk Krems-Land, ist einer der Betroffenen. Es werde zwar viel gebaut, jedoch auf bereits vor längerer Zeit gewidmeten Flächen.
"Ich habe in meiner Gemeinde seit 2020 kein Widmungsverfahren starten dürfen"
, moniert er im BezirksBlätter-Gespräch.
Nun stoße er an seine Grenzen, weil die Baugründe zur Neige gehen würden. Generell sieht er für den ländlichen Raum, wenn er gut erschlossen ist, eine gute Zukunft:
"Der Speckgürtel ist für viele unleistbar geworden."
Doch nicht nur die fehlende Umwidmungskompetenz macht der Erschließung neuer Baugründe laut Seif einen Strich durch die Rechnung.
Wenig Gestaltungsspielraum
"In vielen Fällen ist aufgrund einer intensiven Landwirtschaft im Waldviertel keine Umwidmung möglich. Der Gestaltungsspielraum ist deshalb vielfach sehr begrenzt."
Es sei ein Irrglaube, dass ein Bürgermeister ein Umwidmungskaiser sei. Das Waldviertel sei vom individuellen Hausbau geprägt. Hier würde Seif auch zur Veränderung ansetzen:
"Es stehen zu viele zu große Häuser leer. Diese müssen wir wieder reaktivieren. Hier müssen wir sowohl Private als auch Genossenschaften und die Banken in die Pflicht nehmen"
, fordert er. Mit Statistiken könne man immer Stimmung machen; die Gemeinde Senftenberg sei jedenfalls derzeit fast zur Gänze erschlossen.
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