Sallingberg/Grafenschlag
Windparkgegner protestieren
Naturschützer demonstrieren weiterhin gegen die Windparks Sallingberg und Grafenschlag. Projektbetreiber würden "Artenschutz ignorieren".
SALLINGBERG. Die Bürgerinitiative IG Waldviertel verlangt nach wie vor den Projekt-Stopp der Windkraftanlagen Sallingberg und Grafenschlag. Wie berichtet, möchte sie Sallingberg und Grafenschlag als erste offizielle Schwarzstorch-Gemeinde etablieren. Vorkommen des Schwarzstorchs und anderer streng geschützter Vögel wie Seeadler und Uhu seien in Sallingberg durch Ornithologen eindeutig nachgewiesen worden.
Der verantwortliche Windenergieunternehmer würde "Artenschutz ignorieren", "Tiere der Roten Liste gefährden" und Behörden mit "fragwürdigen Rodungen unter Zugzwang versetzen", schreibt IG Waldviertel in einer Aussendung.
"Das Projekt steht im Konflikt mit dem NÖ Artenschutz und der EU-Richtlinie zur Erhaltung wild lebender Vogelarten", gibt auch Leopold Sachslehner von der Forschungsgemeinschaft Wilhelminenberg zu bedenken. Niederösterreichs Umweltanwalt Thomas Hansmann bezieht ebenfalls Stellung: "Ohne Artenschutzverfahren geht hier gar nichts."
"Die Grundlagen für die vor vier Jahren erteilten Genehmigungen haben sich wesentlich verändert. Es wird spannend, wie das Land Niederösterreich darauf reagiert", meint Michael Moser von der IG Waldviertel und fordert gemeinsam mit NGOs sowie örtlichen Bürgerinitiativen den Projektstopp, denn "der Zerstörung von intakter Natur und Landschaft sowie der Gefährdung geschützter Vogelarten darf nicht länger zugeschaut werden".
"Falsche Behauptungen"
Seitens der Betreiberfirma des Windparks Sallingberg heißt es von Projektleiter Martin Krill: "Es entspricht nicht den Tatsachen, dass mit diesem Projekt Tiere der Roten Liste gefährdet werden. Nach einem ausführlichen Behördenverfahren, dem auch eine einjährige vogelkundliche Untersuchung vorausgegangen ist, und in welchem auch diverse Einwendungen von Windparkgegnern behandelt wurden, wurde der Windpark Sallingberg naturschutzrechtlich genehmigt." Ein rechtsgültiger Bescheid dazu liege vor.
Aktuelle Sichtungen von Schwarzstörchen seien laut Krill kilometerweit vom Windpark entfernt: "Es gibt entgegen falscher Behauptungen von Windpark-Gegnern auch keine Horste von Schwarzstörchen oder Seeadlern im Windpark-Areal, auch Uhus wurden im Zuge der ausführlichen Untersuchungen keine aufgefunden."
Weiters gebe es einen gültigen Rodungsbescheid, entsprechend welchem Rodungen für die sechs Windräder durchgeführt und bereits abgeschlossen wurden.
Naturschutzmaßnahmen
Der Windpark Sallingberg wird laut Angaben den Stromverbrauch von über 11.000 Haushalten CO2-frei erzeugen und so das Klima um 37.000 Tonnen CO2 jährlich entlasten. "Das ist wohl der wesentlichste Beitrag zum Arten-/Vogelschutz, da mit dem Klimawandel auch ein weltweites massives Artensterben einhergeht", betont Martin Krill.
Demnächst wird mit der Umsetzung von ökologischen Ausgleichsmaßnahmen wie der Umwandlung von zehn Hektar Fichten-Monokulturen in naturnahe Mischwälder durch das Setzen von über 12.000 Buchen begonnen werden. Als zusätzliche Naturschutz-Maßnahme werden vom Projekteigentümer 0,5 Hektar Wald mit einem circa 250-jährigen Bestand an Buchenaltholz für den Naturschutz außer Nutzung gestellt.
Lage in Grafenschlag
Auf dem Gemeindegebiet von Grafenschlag sind bereits seit 1997 zwei Windkraftanlagen in Betrieb. Damit zählt dieser Windpark zu einem der ersten der heutigen W.E.B Windenergie AG. "Seither laufen diese beiden Windräder zuverlässig und produzieren Strom für rund 500 Haushalte pro Jahr. Eine Erweiterung in dieser Gemeinde war daher naheliegend. Dafür hat die W.E.B im Jahr 2016 alle erforderlichen Genehmigungen erhalten", erläutert WEB-Sprecherin Beate Zöchmeister.
Im Zuge eines aufwändigen naturschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens seien damals auch die artenschutzrechtlichen Aspekte eingehend geprüft worden. Bis zur Zuteilung des Ökostromtarifs hat es fast vier Jahre gedauert. Seit Frühjahr 2020 bereitet die W.E.B die Umsetzung des Projektes vor. Vier Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von rund 12 MW und einer Nabenhöhe von 140 Metern werden in Grafenschlag gebaut. Der Windpark soll sauberen Strom für mehr als 3.000 Haushalte erzeugen.
Im Zuge der Vorbereitungen wurde laut Zöchmeister noch einmal umfangreich geprüft, ob sich seit der Genehmigung geschützte Vögel, im speziellen der Schwarzstorch, hier angesiedelt haben. "Dies ist nicht der Fall, das heißt, im Projektgebiet befindet sich kein Schwarzstorch-Horst. Das gleiche gilt auch für den Uhu und den Seeadler", so die Unternehmenssprecherin.
Zudem werden auch in Grafenschlag Naturschutzmaßnahmen umgesetzt. Unter anderem wird die W.E.B. rund 3,5 Hektar Fichtenforst in naturnahe, zukunftsfitte Mischwaldbestände umwandeln und im gleichen Ausmaß lebensraumverbessernde Maßnahmen für die Waldschnepfe in einem nahegelegenen Waldgebiet getroffen.
"Es geht uns um die Koexistenz der Menschen, Tiere und Pflanzen mit den Windrädern. Wir brauchen ein Miteinander, um die Klimakrise zu bewältigen", meinte Zöchmeister abschließend.
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