Neues Jubiläum
Ein Denkmal in Buchform für Bauern-Sozialpionier Haider

Mit der Schmalspurbahn fuhr Sozialversicherungsobmann Johann Haider (li.) 1980 mit Bundeskanzler Bruno Kreisky ins Waldviertel nach Groß Gerungs, wie im umfangreichen Buch über Haider dokumentiert ist. | Foto: Foto: Privatarchiv Friedrich Haider
  • Mit der Schmalspurbahn fuhr Sozialversicherungsobmann Johann Haider (li.) 1980 mit Bundeskanzler Bruno Kreisky ins Waldviertel nach Groß Gerungs, wie im umfangreichen Buch über Haider dokumentiert ist.
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In wenigen Wochen steht das 50-Jahr-Jubliäum der Schaffung der Sozialversicherungsanstalt der Bauern im Jänner 1974 an. Dem ersten Obmann, dem Waldviertler Bauernbündler Johann Haider, wurde schon aus Anlass seines 100. Geburtstages im Oktober 2021 ein imposantes Denkmal gesetzt. Allerdings in schriftlicher Form mit einem minutiös zusammengetragenen biografischen Werk über den laut Titel „stillen Macher“ , über „Johann Haider und seine Mission“. Darin werden sowohl dessen Verdienste um die bäuerliche Sozialversicherung als auch als Bürgermeister um seinen Heimatort Groß Gerungs im Bezirk Zwettl ausgiebig gewürdigt. Z

usammengetragen haben die vielen Puzzlesteine für das 560 Seiten starke Buch zwei Männer: der ab 1988 langjährige, frühere Generaldirektor der Sozialversicherungsanstalt der Bauern, Josef Kandlhofer, und der Historiker und Politikwissenschaftler Guenther Steiner. Allein auf 400 Seiten wird mit dem Wirken Haiders auch die Entwicklung der bäuerlichen Sozialversicherung ab den 1950er Jahren bis ins kleinste Detail nachgezeichnet.

Am Beginn des als AV-Buch im Münchner Cadmos Verlag erschienen Werkes steht der politische Werdegang Haiders. Dieser hat zwar das Priesterseminar besucht, wurde dann aber 1951 Jurist. Der Bogen reicht von den Anfängen beim niederösterreichischen Bauernbund im Oktober 1946 über seine Kurzzeit-Episode als schwarzer Staatssekretär im Innenministerium 1966  während der ÖVP-Alleinregierung unter Bundeskanzler Josef Klaus. Haiders lange Amtszeit als Bürgermeister der fusionierten Gemeinde Groß Gerungs wird ebenfalls gewürdigt. Dazu kommt seine Zeit als ÖVP-Nationalratsabgeordneter.

Dass es sich nicht nur um eine bloße Heldensaga handelt, beweist der Umstand, dass die Aufregung um Haiders beschämenden „Judensager“ als Zwischenruf im Hohen Haus im Februar 1972 nicht ausgespart bleibt. Sogar der seinerzeitige ÖVP-Klubobmann Stephan Koren bedauerte umgehend die Bemerkungen zweier ÖVP-Mandatare. In der Debatte um den Bau des Konferenzzentrums in Wien fiel die von Haider nicht bestrittene Aussage, ob unter den mit Arbeiten betrauten Firmen „vielleicht auch noch ein Jude“ sei. In einem ORF-Interview rechtfertigte Haider sich, er betrachte das „nicht als diskriminierende Äußerung“. Vor gut 50 Jahren hat man diese Äußerung politisch überlebt, was selbst in ÖVP-Kreisen für Verwunderung sorgte.

Historisch interessant ist, dass Johann Haider 1966 als Nachfolger seines Mentors Eduard Hartmann niederösterreichischer Landeshauptmann werden sollte, aber mit der Nominierung von Andreas Maurer ausgebootet wurde. Wofür aber im NÖ-Bauernbund zwei Präsidiumssitzungen notwendig waren. Mit dieser Entscheidung waren die Schienen für Johann Haider endgültig in Richtung bäuerliche Sozialversicherung gelegt.

Kandlhofer und Steiner zeichnen von Johann Haider das Bild eines umsichtigen Juristen, der nicht mit großen Reden, sondern mit alten Tugenden wie Handschlagqualität und Werben im Zwiegespräch die Entwicklungen zur Verbesserung der sozialpolitischen Absicherung der Bauern vorantrieb. Das ist ein Stück Zeitgeschichte, erst recht im Agrarbundesland Niederösterreich. Unterfüttert ist das mit zahlreichen Fotos. Der inhaltliche Rahmen reicht vom Gesetz über die Zuschussrentenversicherung im Jahr 1957, einem finanziellen Zubrot zur Altersvorsorge durch das sogenannte Ausgedinge am Hof. Er führt weiter über die 1965 installierte Bauernkrankenversicherung und führt zur Konstituierung der fusionierten Sozialversicherungsanstalt der Bauern im Jänner 1974, in der Johann Haider die Obmannschaft übernahm.

Breiten Raum nimmt der beinhart zwischen Bauernbund und Ärztekammer geführte und ausführlich dokumentierte Kampf um einen Gesamtvertrag über die Leistungen und Honorare für die Ärzte ein. Das bringt im Buch enthaltene bemerkenswerte Einblicke. So wurde für den Ordinationsbesuch eines bäuerlichen Patienten beim Hausarzt ein Honorar von seinerzeit 80 Schilling vereinbart. 80 Prozent der Kosten – und somit 64 Schilling – machte die Vergütung der Kosten durch die Sozialversicherungsanstalt der Bauern aus, 16 Schilling (20 Prozent) mussten die Bauern als Eigenleistung tragen.

Im Zeitalter der E-Card kann man es kaum glauben, dass erst vor einem guten Vierteljahrhundert der „Vorgänger“ in Papierform, der Krankenschein, in der bäuerlichen Sozialversicherung eingeführt. Autor Kandlhofer schildert, dass er davon bei einem Krankenhausbesuch im Juli 1997 dem bereits todkranken Haider berichtet habe. Es war gleichsam die volle Einbindung der Bauern in das Netz der sozialen Sicherheit in Österreich.

Im Epilog wird aber schon auf die nächste Station verwiesen. Denn die Sozialversicherungsanstalten der Gewerbetreibenden und der Bauern wurden 2020 fusioniert. Aber das ist eine andere Geschichte.

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