Jahresrückblick September 2022

Waldviertler Arbeitgeber gab Buslenkerin keinen Urlaub

ZWETTL. Das Arbeitsrecht und ein Waldviertler Busunternehmer werden wohl keine guten Freunde mehr. Jahrelang ließ die Firma eine heute 60-jährige Buslenkerin aus dem Bezirk Zwettl nicht auf Urlaub gehen. „Sie war dort geringfügig beschäftigt und der Chef hat ihr gesagt, dass sie deshalb keinen Urlaubsanspruch hat. Das stimmt natürlich nicht. Für geringfügig Beschäftigte gilt das Arbeitsrecht wie für alle anderen“, schildert Zwettls Bezirksstellenleiter der Arbeiterkammer (AKNÖ) Jürgen Binder. Die letzten Monate vor ihrer Pensionierung war sie vollzeitbeschäftigt – auch in der Zeit konnte sie keinen Urlaub nehmen. Als sie wegen ihrer Pensionierung kündigte, vergaß das Unternehmen sogar noch, ihr die Endabrechnung zu schicken. „Wir haben für die Betroffene interveniert, erst dann hat sie die Endabrechnung bekommen“, so Binder. Was sich dort fand, wurde für den Busunternehmer richtig teuer. „Da hat sich herausgestellt, dass Urlaub offen war. Das war gemäß der Vollzeitbeschäftigung zuletzt zu aliquotieren“, erklärt Binder. Für die Betroffene erreichte die AK-Bezirksstelle eine Nachzahlung von mehr als 4.400 Euro netto. „Wenn der Unternehmer die Buslenkerin auf Urlaub hätte gehen lassen, hätte sie sich erholen können und ihm wäre das um einiges billiger gekommen“, erläutert Binder, warum es für alle Beteiligten besser ist, wenn sich Arbeitgeber ans Arbeitsrecht halten.

420.000 Euro für Arbeitnehmer gesichert

Für die Mitarbeiter der AK-Bezirksstelle war das erste Halbjahr betriebsam. „Mehr als 4.000 Menschen haben im ersten Halbjahr 2022 mit uns Kontakt aufgenommen“, erzählt Bezirksstellenleiter Jürgen Binder. „Dabei ging es manchmal lediglich um rasche Auskünfte und Informationen zu Kurzarbeit, einvernehmlicher Lösung, Kündigung, Quarantänebestimmungen, Homeoffice und Freistellung wegen Kinderbetreuung“, so Binder. In knapp 1.600 Fällen benötigten die Menschen hingegen weiterführende Beratung und die Unterstützung der AK-Experten. „Gerade die aktuelle Krise macht einmal mehr deutlich, wie wichtig wir als regionale Anlaufstelle sind“, zieht Binder Bilanz. Insgesamt hat die Bezirksstelle Zwettl heuer rund 420.000 Euro für die Arbeitnehmer der Region gesichert.

Zur Sache: Bilanz erstes Halbjahr 2022 – Bezirk Zwettl
In der Bezirksstelle angedockt: 4.052
Konkrete Beratungen in Problemfällen: 1.577
Im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht: 168.195 Euro
Davon Insolvenzvertretung: 19.402 Euro
Für die Mitglieder insgesamt erreicht: 419.171 Euro