Sammeln für die, die nichts mehr haben

Die Sachspenden können die Burschen, die alles zurücklassen mussten, gut gebrauchen.
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Bettina Hofer aus Kapfenberg sammelt Hilfsgüter für das Flüchtlingsquartier in Steinhaus am Semmering. Begonnen habe alles vor etwa einem Monat mit einem Aufruf auf Facebook, erzählt die Kapfenbergerin. Gemeinsam mit ihrer Freundin Lisa Ehrenreich aus Graz dachte sie sich: „Wir müssen was machen!“ Dieser Gedanke fand bei einigen Menschen aus der Region Anklang. Bettina Hofer kandidierte bei den Landtagswahlen zwar für die Neos, das Sammeln ist aber überparteilich. Freiwillige Helfer machten sich bei den ersten Lieferungen von T-Shirts, Hosen, Fußbällen und anderen Sachspenden mit neun "bumvollen" Ford Mondeos Richtung Semmering auf. Diesmal besteht der Hilfskonvoi für das ehemalige Hotel "Haus Semmering" aus vier PKWs.

120 lächelnde Gesichter

An die 120 unbegleitete Minderjährige wohnen im "Haus am Semmering". Die Burschen sind zwischen 9 und 16 Jahre alt und sind zum Großteil in Afghanistan geboren. Sie drängen sich an die Fenster ihrer Zimmer und winken herunter. Kurz darauf laufen die Burschen in den Hof, um Kisten und Müllsäcke, voll gefüllt mit Kleidung, Schulbüchern und Stiften, über den Hinterhof in das Hotelgebäude zu tragen. Dort lehnt Hossein an der Mauer und starrt auf sein Handy. Kontakt habe er im Moment keinen mit seiner Familie. Vor einem Monat kam der 15-Jährige aus dem Iran unter anderem über Griechenland und Serbien nach Österreich. Geboren ist Hossein in Afghanistan. Seine Familie flüchtete mit dem damals 4-Jährigen vor dem Krieg in den Iran. Dort lebten sie als illegale Einwanderer, es kam immer wieder zu Problemen mit der Behörde.

Wenn die Zeit nicht vergeht

Den Innen- und Außenbereich der Asyleinrichtung halten die Bewohner selbst in Ordnung. Dafür bekommen sie ein kleines Taschengeld. Eine Stunde Deutschunterricht haben die Burschen am Tag. "Zu wenig", klagt Nasir und Besuch bekämen sie auch keinen. Die Schulen dürfen Asylwerber vor einem positiven Bescheid nicht besuchen. Da bleibt viel Zeit. Ein Bewohner sagt, er sitze oft in seinem Zimmer und denke nach. Andere vertreiben sich den Tag beim Fußballspielen am nahe gelegenen Sportplatz.

Ein ambivalenter Ort

"9- bis 16-Jährige, die sich den 'Haxn' über einen Fußball 'ausgfrein', wohnen hier, in den Zeitungen ist immer nur von 'männlichen Asylwerbern' die Rede", ärgert sich Bettina Hofer. Doch das "Haus am Semmering" ist ein ambivalenter Ort. Vergangenen September wurden auf Anweisung des Innenministeriums über 200 Asylwerber in das Hotel einquartiert, das der Bund von der Besitzerin gepachtet hat. Davon hat der Bürgermeister Reinhard Reisinger einen Tag davor erfahren. Das Dorf Steinhaus zählt etwa 650 Einwohner und nimmt seit den 1980er Jahren Flüchtlinge auf.

Sara Plassnig

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