Josefine Hausmann- eine autodidakte Kunsthandwerkerin aus dem Schilcherland

Die Künstlerin mit der „Stainzer Trachtenhaube Erzherzog Johann“
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  • Die Künstlerin mit der „Stainzer Trachtenhaube Erzherzog Johann“
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Obwohl sich im Laufe des 20. Jahrhunderts das Schulwesen deutlich verbesserte, gab es zwangsweise Menschen, die zum Autodidakten werden mussten, wenn sie sich speziell bilden wollten.
Seit ihrer Volksschulzeit ist Josefine Hausmann, Koberegg/Gde St. Stefan/Stainz autodidakt unterwegs. Damals besuchte sie die einklassige Volksschule mit 65 SchülernInnen in St. Jakob im Freiland , wo nur die Mädchen das Fach „Handarbeit“ besuchen konnten. Lehrer der Schule, die übrigens im heurigen Jahr geschlossen wird, waren damals u. a. die im Bezirk bestens bekannten Gunther Riedlsperger oder Robert Tanzbett.
Eine diesbezügliche Ausbildung, die ihrem Talent entsprach, erfolgte also lediglich im Handarbeitsunterricht - damalige Arbeitslehrerin Maria Krammer. Alles was ihr damals Freude bereitete - und dabei hat sich nach wie vor nichts geändert - musste sie sich selbst aneignen.
Und das ist- wie mittlerweile weithin bekannt- ihr Handwerk des Stickens, der Blattstickerei, des Kreuzstiches, des Häkeln und Kunsthäkelns oder des „Dirndlgwand-Nähens“.
Sie versteht es auch ausgezeichnet mittels Kreuzstichhandarbeiten in Verbindung mit Holzschienen und Peddigrohre, Haushaltgegenstände aller Art , wie Wäschetruhen, Nähkassetten, Wandteller u. v. m. herzustellen.
Ihre Handwerke , wie Weihtücher, Altartücher und Spitzen in Kapellen im gesamten Bezirk
( wie z. B. in der Kirche St. Jakob im Freiland, Kapelle in Grubberg etc.), Stofflamperien, Taufdecken, Vorhänge, Tischläufer, künstlerisch gestaltete textile Büroeinrichtung in der ehemaligen Gemeindestube von Greisdorf u.v.m. , sind außer in der näheren Umgebung bis nach England, Schweiz, Schweden „verstreut“ und beliebt.
So wird von ihr u. a. auch die „Stainzer Trachtenhaube Erzherzog Johann“- ein wahres Prunkstück mit Tüllschnüren und Perlen verziert- voll mühseliger und zeitintensiver Arbeit hergestellt.
Schmunzeln kann man über die Tatsache, dass sie aus Materialmangel bis dato ein „unvollendetes Werk“ vor sich hat - den „Sulmtaler Hut“. Aufgrund der originellen Eigenart dieses Trachtenstückes, das nur mehr in einzelnen Stücken als Erbstück vorhanden ist, ist es schwer ihn originalgetreu herzustellen. Der Hut stammt aus der Zeit um Erzherzog Johann, vor 200 Jahren, und wird aus ca 4.5 mm breiten Strohstreifen stehend vernäht. Und dieses spezielle Stroh erhält man nur mehr durch Zufall.
Besonders ist auch ihre Arbeit an einer Bettdecke, die sie 8 Jahre lang beschäftigte und die sie nach wie vor ihr Eigen nennt , anzuführen,
Bereits im Jahre 1977 schrieb der verstorbene Dir. Ferdinand Triebel von „Fini“- wie sie von allen genannt wird- einen Artikel, wo er sie u. a. mit „Hinter den Bergen ist sie zu Hause“ beschrieb, wobei das sicher übertrieben ist, denn Koberegg 91 liegt mit herrlichen Blick nach St. Stefan an einem Berganstieg in Richtung Sommereben. Und bis zum Jahre 2010 war das Eheglück, dem zwei Söhne entsprangen (Edi 49 und Erich 54 Jahre alt) perfekt, als plötzlich Gatte Erich verstarb. Er war ja auch als Kunstliebhaber und Sammler bekannt. Und seine Sammelstücke hat er der Nachwelt hinterlassen, denn über 7000 (!) Exemplare verschiedenster Arbeitsgeräte zieren als „Wärmedämmung“ die Fassaden der Wirtschaftsgebäude- ein ungewöhnlicher und überaus interessanter Anblick.
Seither hat sich „Fini“ nicht nur ihrem intensiven Hobby mit ihren einzigartigen Kunstwerken hingegeben, sondern pflegt auch ihre Liebe zu den Oldtimer Traktoren, von denen sie selbst zwei „Lindner-Oldies“ besitzt. Mittlerweile ist sie beim Lassnitztaler Traktorfanklub als Mitglied einfach nicht mehr wegzudenken und bringt sich in den Klub mit voller Intensität ein.

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