Gleisdorfer Kunstdiskurs
„Du kannst nicht bloß darauf warten, daß etwas passiert. Nichts wird geschehen.“ Das sagt Milica Milicevic, eine Hälfte des serbischen Duos „diSTRUKTURA“, über die Profession einer Künstlerin. Wer also meint, daß Talent für irgend etwas genügen würde und daß „Gutes“ sich „von selbst“ durchsetze, wird in Einsamkeit ergrauen.
Milicevic und ihr Partner Milan Bosnic standen am Begin des heurigen Gleisdorfer Kunstsymposions, sie markierten nun auch den Abschluß jener Serie von Veranstaltungen, in denen Gegenwartskunst nur ein Teil der Geschichte ist.
Hier erprobt sich derzeit der „Kulturpakt Gleisdorf“ für eine längerfristige Praxis. Das bedeutet, Themenschwerpunkte werden gesetzt und die Verknüpfung verschiedener Genres in überschaubaren Zeitfenstern ist Standard.
Es geht dabei nicht um das einzelne Event, die Repräsentation, sondern um laufende Prozesse und ihaltliche Arbeit in einem geistigen Klima, das nicht dem simplen Entertainment gewidmet ist.
Unter der Gesprächsführung von Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov wurden Grundlagen des Metiers erörtert.
Der Abend mit „diSTRUKTURA“ im Extrazimmer des Gleisdorfer Gasthofs Wurm war einer weiterführenden Klärung etlicher Fragen des Kunstbetriebes gewidmet. Bosnic betonte: „Um als Künstler zu überleben, müssen wir uns sehr schnell bewegen.“
Das bedeutet, sie verfolgen Projekte quer durch Europa, sind Gäste verschiedener „Residencies“, bauen ihre Galerie-Kontakte zwischen Süden und Norden ständig aus.
Das ergänzt übrigens einige Aspekte der Schilderungen, die Künstler Alfredo Barsuglia kürzlich in der „Langen Nacht der Museen“ im Gleisdorfer „MiR“ dargelegt hat. Themen finden, Fragestellungen formulieren, Aufgaben suchen, Projekte umsetzen.
Der Verkauf von Kunstwerken macht dabei immer nur einen Teil des Geschäftes aus. Die Präsenz auf Kunstmessen ist unverzichtbar, ist kostenintensiv. Wer dabei von einem Galeristen vertreten wird, ist keineswegs seine Pflichten los, sondern muß am Messeauftritt in allen Aspekten intensiv mitarbeiten.
Wie erwähnt, Künstler zu sein ist eine Profession, kein Gnadenstand durch Inspiration. Was die inhaltlichen und auch seelischen, zuweilen spirituellen Anteile dieses Tuns betrifft, die sind quasi „Privatsache“; unverzichtbar, jedoch in der Frage nach Marktwert und Existenzgrundlage eher bedeutungslos.
Es ist ja recht nobel, sich nur auf diese Aspekte konzentrieren zu wollen und die marktrelevanten Aspekte des Künstlerdaseins auszublenden. Aber das hieße, diese anderen Komponenten jemandem aufzubürden, die diesen Job für einen erledigt.
Was bei der hier abschließenden Gleisdorfer „Konferenz in Permanenz“ zur Sprache kam, legt den unromantischen Schluß nahe: Künstler zu sein muß man sich leisten können. Dabei wird man erleben, was jeder kleine Unternehmer kennt: Eine 40 Stunden-Woche reicht niemals aus, um in dieser Profession zu überleben.
+) Die „styrian sessions“ [link]
+) Das Gleisdorfer Kunstsymposion [link]
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