Was uns im Alltag umgibt

Woher wissen wir etwas über "Die Wurzeln des Abendlandes"?
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Auf dem Portal zur aktuellen Sonderausstellung des UniGraz@Museum findet man einen Denkanstoß, um sich zu besinnen, daß wir nicht nur unbewußt auf den Vorleistungen anderer Menschen ruhen. Wir leben immer auch mit den Deutungen dessen, was gewesen ist.


Auf dem Portal der Ausstellung steht: „Geschichte ist das von Menschen und für Menschen gemachte Abbild eines Teils der Vergangenheit, an dem seit unzähligen Generationen gearbeitet wird.“ Das nennt Kurator Harald Heppner ein „Gesicht“, hier eines von neun „Gesichtern der Geschichte“.

„Geschichte hat viele Gesichter: ernste, belehrende, lachende.“ Dazu hat diese Ausstellung noch einen speziellen Fokus: „Was uns im Alltag umgibt“. Bücher, Gebrauchsgegenstände, Zierrat und Nippes, auch Theaterstücke und Zeitungsschnippsel bieten uns Aufschluß, wie historische Ereignisse gedeutet werden, im Lauf der Jahre mitunter höchst unterschiedlich.

Museums-Kustos Franz Stangl erläuterte mir in einem Rundgang die Exponate. Im Gespräch mit ihm wurde verdeutlicht, was die Anmerkung meint: „Was uns im Alltag umgibt verweist darauf, wie präsent Historisches in unserem Leben ist“.

So ahnt man, selbst wer an Geschichte kein bewußtes Interesse hat, bleibt stets in Deutungen des Historischen verwoben, nimmt auch selbst solche Deutungen vor; und sei es bloß am sprichwörtlichen „Stammtisch“, wo quer durchs Land verhandelt wird, was gewesen sein soll.

Stangl weist darauf hin, daß wir von einer Art „Historien-Industrie“ umgeben sind, deren Produkte höchst gefragt, deren Umsätze enorm sind. Das reicht ja vom Tourismus-Geschäft bis zum Groschenroman. Jedes Kinoprogramm bietet uns historische Stoffe an, von seriös bis banal, von dezent bis marktschreierisch.

Im Gespräch mit Stangl wird außerdem deutlich, daß er sich als Historiker leidenschaftlich mit Oral History befaßt, also mit „Erzählter Geschichte“. Das ist ein spezielles Gebiet, weil es den anwesenden Menschen ins Zentrum der Betrachtung stellt, wissend, daß die Jahre und die gehabten Erlebnisse sozusagen sehr dynamische Quellen sind.

In unseren seelischen Prozessen werden die Erinnerungen moduliert, gefärbt, gewichtet. Aber die individuelle Mythenbildung ist ja keine Domäne von Laien. Auch die anerkannte Geschichtsschiebung kann an der Basis nur eine menschliche Deutung von Quellen sein, eine Deutung, die dann in laufenden Diskursen standhalten muß; oder fällt.

Wir erleben gerade beispielhaft eine europäische Kontroverse um die Frage, ob das Osmanische Reich Anfang des 20. Jahrhunderts an den Armeniern Völkermord begangen habe, oder ob es sich, so ein Teil der vorherrschenden Gründungslegenden des Staates Türkei, einfach nur um Kriegsopfer gehandelt habe.

Was uns dagegen im Alltag umgibt, hat als Thema gewöhnlich bescheidenere Dimensionen. Doch auch dabei stoßen wir leicht auf Fragmente etwa der Gründungsmythen Österreichs, auf Versatzstücke und Operettenhaftes, auf romantische Legenden und harte Details.

„9 Gesichter von Geschichte – Was uns im Alltag umgibt“
26. März bis 12. Juni 2015

Im UniGraz@Museum, Hauptgebäude der Karl-Franzens-Universität
Universitätsplatz 3 (Kellergeschoß), 8010 Graz
+) Die Website [link]
Kontakt: Mag. Franz Stangl, 0316/380 DW 74-44
Geöffnet montags von 10.00 – 15.00 Uhr, mittwochs und freitags von 10.00 – 13.00 Uhr
Führungen montags um 10.00 und 13.00 Uhr sowie auf Anfrage

+) Ansicht (Gedächtnisorte und Sammlungen) [link]

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