Die "Gesundheit" der Waschmaschine zählt mehr
Eine aktuelle Umfrage zur Situation der Landärzte zeigt einmal mehr: Die Steiermark ist teilweise medizinisch unterversorgt.
Ist die Waschmaschine kaputt, sind 150 bis 200 Euro für die Inanspruchnahme eines Handwerkers gleich einmal weg. Der Hausbesuch eines Arztes ist den Krankenkassen gerade einmal 31 Euro und 81 Cent wert! Das ist nur eines von vielen Ungleichgewichten, die langfristig den Unmut der Ärzteschaft und damit natürlich auch der Patienten schürt.
Die Österreichische Ärztekammer hat für die WOCHE exklusive Umfragedaten über die Situation der ärztlichen Versorgung auf dem Land erhoben und die Ergebnisse sind alarmierend: Laut der von Eurosearch befragten Steirer kann derzeit mehr als ein Viertel seinen praktischen Arzt nicht zu Fuß erreichen. Fachärzte können gar nur von 29 Prozent zu Fuß erreicht werden. Die Umfrage zeigt außerdem, dass die fachärztliche Versorgung ebenfalls zu wünschen übrig lässt. Besonders der Mangel an nahe gelegenen Augenärzten – mehr als der Hälfte der Befragten fehlt ein Augenarzt – , Internisten und Hautärzten ist eklatant.
95 Prozent fürchten Ärztemangel
Selbst, wenn es einen Allgemeinmediziner in der Nähe gibt, bleibt die Frage, wie viel Zeit kann dieser für die überbordende Zahl an Patienten aufbringen? So bemängeln 72 Prozent der Befragten, dass ihr praktischer Arzt zu wenig Zeit für sie hat.
Auch die Frage der Hausapotheken liegt den Menschen am Herzen. Für über 80 Prozent ist es absolut wichtig oder wünschenswert, dass sie ihre Medikamente gleich vom Arzt bekommen. Die Rationierung der Kassenleistungen – Patienten müssen dadurch sehr lange auf eine Behandlung warten oder bekommen sie gar nicht – ist deutlich spürbar: Fast drei Viertel der befragten Patienten haben diese Kürzungen schon selbst erlebt: "Die Härte ist, dass Pflegeheimbewohner nur drei Windeln pro Tag bezahlt bekommen" oder "Eine nötige CT- oder MR-Untersuchung wurde nicht genehmigt", so die Angaben in den Fragebögen.
Die Arbeitsbedingungen der Landärzte (Bürokratie, zu wenige Kassenstellen, anstrengende Dienstzeiten) machen es künftigen Medizinern auch nicht gerade leicht, den Weg aufs Land zu suchen. Die gesamte Problematik führt schließlich dazu, dass über 95 Prozent fürchten, dass sich der Ärztemangel außerhalb der Ballungszentren noch verschärfen wird.
Der Vizepräsident der steirischen Ärztekammer Jörg Garzarolli sieht daher dringenden Handlungsbedarf: "Die Patienten wissen genau, dass im Gesundheitssystem was schief läuft. Fast drei Viertel haben die Rationierung schon persönlich zu spüren bekommen. Hier müssen die Kassen dringend gegensteuern".
Übrigens: Wie weit haben Sie es bis zu Ihrem Hausarzt? Sind Sie zufrieden mit der ärztlichen Versorgung in Ihrem Umfeld?
Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit und machen Sie mit bei unserer großen Leser-Umfrage.
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