Mit 52 Jahren kaum noch vermittelbar
Trotz guter Ausbildung ist Reinhold Braunegger aus Lang seit 13 Monaten arbeitslos und erzählt der WOCHE Leibnitz von seiner Berg- und Talfahrt.
Die Arbeitslosigkeit im Bezirk Leibnitz ist massiv und das Thema lässt täglich an den Stammtischen die Emotionen hochkochen - und da kann es schon vorkommen, dass Arbeitslose als arbeitsunwillig schubladisiert werden.
Doch Reinhold Braunegger aus Lang kann aus eigener Erfahrung berichten, wie schwierig es ist, einen passenden Job zu finden. Trotz guter fundierter Ausbildung, starker sozialer Ader, sportlichem Aussehen und freundlichem Auftreten ist der verheiratete Familienvater seit 13 Monaten arbeitslos. Ist man mit 52 Jahren bei voller Gesundheit schon reif für das Abstellgleis?
Berg- & Talfahrt der Gefühle
"Ich bin ein positiv denkender Mensch und hatte zuerst noch ein gesundes Selbstvertauen. Doch es ist schon sehr deprimierend, keine Arbeit zu haben", erzählt Reinhold Braunegger, der mittlerweile für jeden Job offen ist. Über das AMS hat er den Kurs "Comeback 45+" besucht und konnte viel für seine Persönlichkeit mitnehmen. Aber auf zig Bewerbungen gab es bis dato dennoch nur Absagen bzw. gar keine Reaktion.
Braunegger ist gelernter Autospengler und besuchte damals als Schichtarbeiter bei der Firma Philips in Lebring, bei der er zwölf Jahre tätig war, berufsbegleitend die Abendschule zum Maschinenbauingenieur. Zuletzt war er bei Philips in der Entwicklungsabteilung tätig. Weitere Jobs in verschiedenen Branchen folgten ehe ihn der Weg vor mehr als einem Jahr zum Arbeitsmarktservice in Leibnitz führte.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
"Oft bekam ich in den letzten Monaten leider nicht einmal die Chance zu einem Vorstellungsgespräch, denn aufgrund meines Alters und meiner Ausbildung werden immer die hohen Kosten ein Thema. Ich weiß, jüngere Arbeitskräfte sind viel billiger", so Braunegger, der dennoch die Hoffnung nicht verliert. "Ich habe mich kürzlich für eine Arbeit beworben, die ich wahnsinnig gerne haben möchte, auch wenn ich viel weniger verdiene und vorher auch in einer ganz anderen Richtung beschäftigt war", so Braunegger.
"Es ist für mich einfach unangenehm, keinen Job zu haben", betont Braunegger, der trotz Arbeitslosigkeit seinen Alltag nicht tatenlos vor dem Fernseher verstreichen lässt. "Es kommt bei mir nicht vor, dass ich nichts tue und am liebsten würde ich nach dem Frühstück in die Arbeit fahren", so Braunegger, der sich nur eines am Arbeitsplatz wünscht: "Alle Menschen sind gleich wichtig und sollen am Arbeitsplatz auch gleich gerecht behandelt werden. Das gilt auch für Arbeitslose - arbeitslos ist eben arbeitslos."
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