Meinung der Jugend ist gefragt
Im Rahmen eines Projektes analysieren Jugendliche ihre Heimatgemeinde St. Barbara.
"MitmachitektInnen": Damit sind jene 15 Jugendliche gemeint, die sich im Rahmen eines Beteiligungsprojektes mit ihrer Heimatgemeinde St. Barbara intensiv auseinandersetzen. Ziel des Projektes ist es, die Wahrnehmung für den unmittelbaren Lebensraum wieder zu schärfen - aktiv am Gemeindeleben teilzunehmen.
Einer der "Mitmachitekten" ist Michael Auer. "Ich beteilige mich gerne an diesem Projekt, mir macht das großen Spaß. Wenn man nichts macht, wird man auch nichts schaffen. Wir haben bereits Interviews mit der Bevölkerung gemacht, um zu schauen, wie St. Barbara tickt", so der 15-Jährige. Vor einem halben Jahr startete das Projekt, das Jugendmanagerin Valerie Böckel vom Regionalmanagement Obersteiermark Ost begleitet. "Es ist unglaublich, wie sich die Gruppe entwickelt hat. Die Jugendlichen sind interessiert, verlässlich und motiviert. Ich bin überzeugt, dass wir ein tolles Projekt auf die Beine stellen werden“, so Böckel. 5.000 Euro stehen den Jugendlichen zur Umsetzung eines Vorhabens zur Verfügung.
Podiumsdiskussion
Letzte Woche luden die Jugendlichen zu einer Podiumsdiskussion, um mit Personen des öffentlichen Lebens ins Gespräch zu kommen: Neben St. Barbaras Bgm. Jochen Jance und Vzbgm. Ernst Ebner sowie Jugendreferentin Claudia Fasching waren auch Jugendsozialarbeiter Achim Lernbass und Volksschuldirektorin Sigrid Rogetzer eingeladen. Themen wie der Stellenwert der Jugend, was für die Jugend wichtig ist und Freizeitaktivitäten standen zur Diskussion. Die Ansichten konnten zum Teil unterschiedlicher nicht sein. So schätzten die Diskutanten den Stellenwert der Jugend mit acht von zehn Punkten sehr hoch ein, während von den meisten Jugendlichen sogar unter fünf Punkte vergeben wurden. "Wir werden von den Erwachsenen nicht besonders wertschätzend behandelt. Das Verständnis für uns fehlt", meinten die Jugendlichen.
Defizite sieht die Jugend vor allem im Freizeitangebot in St. Barbara, insbesondere für die Zielgruppe der 13- bis 18-Jährigen. "Es gibt für Kinder sehr viele Möglichkeiten und dann wiederum für junge Erwachsene. Für uns im Speziellen gibt es kaum etwas", so die Projektgruppe. Kritikpunkt war auch der öffentliche Verkehr, vor allem die fehlende Busverbindung aus dem Ortsteil Veitsch am Samstag.
„In den letzten zehn Jahren gab es keine derartige Veranstaltung, bei der die Jugend mit den Erwachsenen direkt in Kontakt trat. Denn meistens wird immer nur übereinander und nicht miteinander gesprochen“, so Lernbass. Ebner dankte für diese „besondere Erfahrung“ und ermutigte die Jugendlichen: „Bleibt so, wie ihr seid – kritisch und interessiert. Ich habe immer ein offenes Ohr für euch.“ Fasching appellierte, sich bei ihr jederzeit zu melden, „um gemeinsam über Ideen zu diskutieren“. Rogetzer war stolz auf ihre ehemaligen Schüler und lobte die „perfekte Vor- und Aufbereitung“. "Auch wenn ich noch ein recht junger Bürgermeister bin, haben sich – wie es scheint – auch meine Sichtweisen schon geändert. Daher benötigen wir unbedingt den Dialog mit euch", so Jance, der zusicherte: "Wenn die Projektidee toll ist, verdoppeln wir das Geld."
Das Projekt
Die Heimatgemeinde verliere bei den Jugendlichen immer mehr an Boden. Immer weniger Jugendliche würden sich für ihren unmittelbaren Lebensraum interessieren. Ursachen: Durch soziale Netzwerke, das permanente Unterwegssein würden Jugendliche immer weniger Zeit in der Gemeinde verbringen, die Wahrnehmung der Gemeinde dadurch immer unschärfer werden. Das Ländliche Fortbildungsinstitut Steiermark hat in der Hochsteiermark, nachdem sich die Gemeinden Tragöß-St. Katharein, St. Barbara, Mürzzuschlag und St. Lorenzen für einen Pilotversuch interessiert haben, über die LAG (Leaderaktionsgruppe) Mariazellerland-Mürztal das Jugendprojekt „MitmachitektIn“ entwickelt, um Jugendliche wieder auf das Gemeindeleben neugierig zu machen. Das Projekt wird vom Regionalen Entwicklungsverband Mürzzuschlag getragen und über das EU-Förderprogramm "Leader" finanziert.
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