Podiumsdiskussion: Ja zur Familie, aber ...
„Familien entlasten – aber wie?“ – das war Diskussionsthema in Schärding, bei dem es richtig zur Sache ging.
SCHÄRDING (ebd). „Die Familie ist kein Auslaufmodell“, stellte Landeshauptmann-Stv. Franz Hiesl klar und untermauerte die Aussage mit Zahlen einer aktuellen Umfrage, wonach sich 90 Prozent der Burschen und 95 Prozent der Mädchen im Land für eine Familie aussprechen.
Dass zwischen Wunsch und Wirklichkeit allerdings ein großes Loch klafft, wurde im Zuge der Diskussion rasch klar. Denn obwohl Hiesl die Rahmenbedingungen für Familien im Land als „nicht schlecht“ erachtet, fordert FPÖ Familiensprecherin im Nationalrat, Anneliese Kitzmüller, Steuererleichterungen für Familien. „Es muss Anreize für mehr Kinder geben“, sagt sie. Denn ihrer Meinung nach lassen sich Familie und Beruf nach wie vor kaum vereinbaren. Immer größere Probleme im Bezirk ortet Gabriele Redinger vom Familienzentrum bei Alleinerziehenden, die kaum finanziell über die Runden kommen sowie bei Jungfamilien. „Hier zeigt sich immer mehr, dass junge Familien ihren Alltag nicht mehr bewältigen können. Es gibt oft keine Vorbilder mehr, können junge Mütter nicht einmal mehr ein Essen zubereiten.“
Unterschriftenliste übergeben
Eine Lanze bricht Redinger auch für die zahlreichen Familien von schwerstbehinderten Kindern, für die es derzeit keinen Betreuungsplatz im Bezirk gibt. „Diese Familien brauchen besonders Hilfe.“ Diesen Ball nahm die Obfrau des Vereines Sonnenstrahl, Andrea Hofer, dankend auf und überreichte Hiesl eine Unterschriftenliste für Soziallandesrat Josef Ackerl. Darin fordert der Verein ein rasches Handeln in Sachen Betreuungsplätze für Behinderte im Bezirk. Aufhorchen ließ eine Aussage von Gemeindebundpräsident Johann Hingsamer, der dazu meinte: „Ich muss zugeben, dass wir bei der Einführung des Chancengleichheitsgesetzes Fehler gemacht haben. Wir haben zwar mit mehr Betreuungspersonal die Betreuung deutlich verbessert, aber auf jene vergessen, die auf einen Betreuungsplatz warten. Hier müssen wir einen bisschen schlechteren Betreuungsschlüssel in Kauf nehmen, dafür jene ins System lassen, die darauf warten.“
Was es heißt Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, davon weiß auch Brigitte Schabetsberger, Bezirksvorsitzende der Kinderfreunde und Unternehmersgattin, ein Lied zu singen. „Das war schwierig, weil es an Kinderbetreuungseinrichtungen mit entsprechenden Öffnungszeiten fehlt.“ Zudem würde sich Schabetsberger von den Betrieben wünschen, sich verstärkt um ihre Mitarbeiter zu kümmern. „Wir haben zehn Mitarbeiter. Einer ist Papa geworden und in Karenz gegangen, damit haben wir kein Problem“, sieht sie auch die Unternehmen in der Pflicht.
Einig waren sich alle darin, dass alleine die Eltern die Verantwortung in der Erziehung zu tragen haben. Ebenso, dass das Ansehen der Familien gestärkt und überforderte Jungfamilien mit entsprechenden Workshops unterstützt gehören. Fotos: Ebner, BaumiSt
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.