Commerzialbank-Skandal
Geschädigte gründete Selbsthilfegruppe
Nach der Pleite der Commerzialbank Mattersburg gründet Isabella Lichtenegger - selbst Geschädigte des Bankenskandals – auf Facebook die „Selbsthilfegruppe der Commerzialbank-Mattersburg-Kunden“.
BEZIRK MATTERSBURG. Die mittlerweile 306 Mitgliedern zählende Community tauscht sich auf der Plattform aus und unterstützt sich gegenseitig. "Vor allem am Anfang war die Unsicherheit über die richtige Vorgehensweise groß. Viele wussten nicht wo sie welchen Antrag wie einbringen müssen, um an ihr Recht und ihr Geld von der Bank zu kommen", so die in Wien wohnhafte Gruppengründerin Isabella Lichtenegger deren Mutter aus Hornstein kam.
"Auch ich war 15 Jahre lang Kundin bei der Commerzialbank Mattersburg und von einem Moment zum anderen stand ich als Privat- und Firmenkunde ohne Bonität da. Ich fühlte mich völlig allein gelassen und dachte mir so geht es anderen bestimmt auch. Deshalb gründete ich die Selbsthilfegruppe um anderen in Not zu helfen und Unterstützung zu bieten", erklärt die Kommunikationstrainerin und selbstständige Journalistin die mit ihrer Gruppe vor allem auch moralische Unterstützung bieten möchte.
Unzählige Telefonate
Isabella Lichtenegger traf die Bankschließung zweifach: "Die ersten Tage habe ich locker 60 Telefonate geführt, alle Infos zusammengesammelt und den Mitgliedern der Selbsthilfegruppe zur Verfügung gestellt", berichtet sie. "Viele Gespräche musste ich doppelt führen da eigene Hotlines für Private und für Firmenkunden eingerichtet wurden", berichtet die Kommunikationstrainerin.
Große Verantwortung
Die Leitung einer solchen Selbsthilfegruppe bringt auch viel Verantwortung mit sich. "Aktuell zählt die Gruppe über 300 Mitglieder und jeden Tag lesen etwa 4.000 Personen mit. Das Interesse scheint ungebrochen und laufend kommen neue Mitglieder dazu", so die Gruppengründerin die sich jede Beitrittsanfrage genau ansieht.
Lichtenegger ist sich sicher, dass die rechtliche Aufarbeitung des Bankskandals noch länger dauern wird und auch weiterhin ständig neue Schicksale von Betroffenen auftauchen werden. "Es ist verständlich, dass die Emotionen sehr hochkochen trotzdem achte ich darauf, dass in der Gruppe nicht gehetzt wird."
Treffen coronabedingt aufgeschoben
Ein persönliches Treffen einiger Mitglieder der Selbsthilfegruppe gab es bereits in Pöttelsdorf. "Es war mir wichtig, auch ein paar Leute persönlich kennenzulernen", erklärt Isabella Lichtenegger. Für November war eine zweite Runde – zu der auch Verfassungsjuristen, Konsumentschützer und ein Rechtsanwalt eingeladen gewesen wären – geplant. Aufgrund der Coronapandemie musste dieses Treffen aber verschoben werden.
Lichtenegger: "Schließung traf mich wie der Blitz"
Vom Ende des Bankbetriebes erfuhr die Kundin, wie viele andere Betroffene, durch die Medien. "Am Abend vor der Schließung der Commerzialbank hatte ich noch einen Computer bestellt der vorab bezahlt werden musste. Die Überweisung klappte aber nicht. Ich bekam lediglich ein E-Mail, dass ich mich bei einer mit unbekannten Person melden sollte. Im Internet sah ich dann, dass fie Bank geschlossen war", erzählt sie.
"Ich habe das Glück gute Freunde zu haben. In der Not haben sie sich gezeigt. Ich bekam viele Anrufe aus dem Freundeskreis wie viel Geld ich brauche man würde es mir bringen. Das war mir schrecklich peinlich. Man fühlt sich selbst als Versager, wenn man plötzlich kein Geld mehr hat – auch wenn man gar nichts dafür kann", so Lichtenegger.
"Erst einige Tage später meldete sich mein Bankbetreuer, mit dem ich immer sehr zufrieden war, telefonisch bei mir und hat sich bei mir entschuldigt und verabschiedet. Das hat mich wirklich gerührt. Er kann ja auch nichts dafür, dass in den oberen Reihen einiges falsch gelaufen ist", so die Geschädigte abschließend.
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