"Quantum Cube"
Ärger um geplanten Würfel-Bau der Uni Wien am Alsergrund
Derzeit plant die Universität Wien ein neues Gebäude am Uni Campus. Die ÖH und auch der Bezirk sind besorgt, dass hier wichtige Aufenthaltsflächen und auch Grünraum verloren gehen. Man wünscht sich einen Alternativstandort.
WIEN/ALSERGRUND. Mit einem sogenannten "Quantum Cube" will die Uni Wien ihre Abteilung für Quantenforschung erweitern. Die Standortwahl im Hof 2 des Uni Campus sorgt nun für Kritik von der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) und vom 9. Bezirk.
Die ÖH-Vorsitzende der Uni Wien, Nora Hasan(VSStÖ) sieht in dem neuen Gebäude eine deutliche Verschlechterung der Aufenthaltsqualität für Studierende: "Der Uni Campus ist der einzige, an dem man wirklich etwas veranstalten kann", so Hasan: "Außerdem wurden erst vor Kurzem Plätze zum Lernen errichtet, diese müssten dem neuen Cube jetzt aber wieder weichen", erklärt sie weiters. Die Uni Wien widerspricht hier: "Es ist nicht geplant, Studierendenflächen zu minimieren."
Antrag gegen das Projekt
Ein Antrag bei der letzten ÖH Sitzung, welcher sich klar gegen den Standort aussprach, wurde jedoch angenommen. Kritisiert wird auch die Umweltverträglichkeit. Die Uni Wien verspricht zwar an anderen Stellen mehr Boden zu entsiegeln als durch den Würfel versiegelt wird, die ÖH spricht jedoch davon, dass diese Entsiegelung bereits davor geplant war: "Es gibt aufgrund des Neubaus keine zusätzlichen Entsiegelungen", so Hasan. Die Uni Wien spricht auf MeinBezirk.at Nachfrage hingegen davon, dass durch den Neubau sehr wohl mehr Flächen als ursprünglich geplant entsiegelt werden.
In Kritik stehen auch die Kosten für die Errichtung des "Quantum Cube" von 22 Millionen Euro: "und das nur, um zwei Professoren an der Uni zu halten", mutmaßt Hasan die tatsächlichen Hintergründe für das Projekt. "Der Standort am Campus bietet die nötigen Voraussetzungen für die Unterbringung der hochsensiblen Quantenforschung. Diese braucht aufgrund des U-Bahnbaus neue Labors für störungsfreie Messungen. Die Lage erlaubt moderne Labors, die frei von störenden Umwelteinflüssen wie z.B. angrenzenden Straßen oder Straßenbahnschienen sind", so die offizielle Begründung der Universität. "Der Großteil der Fläche des ,Quantum Cube' wird als Laborfläche genutzt. Darüber entstehen auch 45 moderne Arbeitsplätze", ergänzt die akademische Bildungseinrichtung.
"Nicht zielführend"
Unterstützung für die Forderung der ÖH nach der Suche für einen Alternativstandort gibt es auch von Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ): "Es ist verständlich, dass die Universität im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe in der Forschung eine gute Infrastruktur benötigt. Allerdings bereitet es mir Sorge, dass ausgerechnet eines der wenigen Naherholungsgebiete im Neunten als Standort für ein neues Institutsgebäude ausgewählt wurde", so die Bezirkschefin.
Man müsse auch abseits der Studieneinrichtung denken, so ihr Argument: "Die Oase inmitten der Stadt wird nicht nur von Studierenden, sondern auch von Anwohnerinnen und Anwohnern sehr geschätzt. In Zeiten der Klimakrise halte ich die Versiegelung einer Grünfläche in der Größe eines Basketballfeldes für nicht zielführend. Daher habe ich die Uni Wien ersucht, Alternativstandorte für den neuen 'Quantum Cube' zu überprüfen".
Auch der Links Abgeordnete im Bezirk, Kurto Wendt, spricht sich klar gegen das Gebäude aus. Er plant dazu auch einen Antrag in der kommenden Bezirksvertretungssitzung. "Der Bau des Cubes würde die Grünfläche im Hof 2 nachhaltig zerstören und das Naturdenkmal 'Judas-Eiche' gefährden", so Wendt. Maßnahmen wie beispielsweise wassersparende Armaturen erscheinen dem Bezirksrat außerdem wie "Greenwashing". Die Uni Wien spricht hier davon, dass Naturdenkmäler während aller Baumaßnahmen mit besonderer Sorgfalt geschützt und selbstverständlich erhalten bleiben. Zudem seien "Biodiversität und Klimaschutz bei der Gestaltung des ,Quantum Cube' wesentliche Projektvorgaben", so die Uni.
International "am Erfolgspfad" bleiben
Auf Anfrage von MeinBezirk.at sprach die Uni Wien zudem davon, dass das Vorhaben derzeit noch in einer "Vorprojekt-Phase" stecke. Die nächste Planungsstufe startet nach Freigabe des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF). Man zeigt sich jedoch überzeugt, dass die Quantenforschung der Universität Wien mit dem Projekt international weiter "am Erfolgspfad" bleibe.
Auf die Frage, ob man sich eine Verlegung des Bauvorhabens vorstellen könnte, wurden darauf verwiesen, dass es sich eben um eine "Vorprojekt-Phase" handelt und man darüber noch nichts sagen könnte.
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