Schluss: Applaus - Wenn der gesamte Raum die Luft anhält
Brilliantes Meisterwerk der Theaterkunst zieht Amstettens Kulturfreunde völlig in seinen Bann.
AMSTETTEN.(MiW) Bereits vor der Vorstellung war es totenstill – die alternde Diva (gespielt von Beatrix Datterl) sitzt auf einem Stuhl und starrt apathisch, beinah katatonisch ins das Nichts.
Ein langer Monolog erklärt die Situation der Theatralikerin, einer von Schmerzen, Verzweiflung und Reue Getriebenen.
Dann ging die Diva schlafen, eine Frau kommt herein, mit katzenhaften Bewegungen, beinah nicht menschlich.
Der stechende Blick erinnerte an einen Habicht, an ein Tier, welches sich gezielt umsieht, vorsichtig, berechnend.
Daria Spreitzer triumphiert im Wechselspiel zwischen der zerrissenen Rolle einer skrupelloser Vagabundin und der naiv-rührseeligen Pflegerin; vielleicht sogar einer Einbildung des schwerkranken Schauspielstars, dem im Leben so einiges, wenn nicht beinah alles von Herzen leid tut.
Die Diva Datterl spricht: „Wiegt denn was ich getan so schwer, dass solche Strafe ich verdient?“
Die Pflegerin Spreitzer retouniert in Mundart: „Wie schwer etwas ist, hängt davon ab, wie schwer es ist, was es geworden ist, sodass es so wiegt, wie es wiegt.“
Wortwitzig in der Tat vermittelte Regisseur Christian Suchy den tragikomischen und bitter-herben Stoff mit einer gewissen – beinah nicht für möglich gehaltenen – Leichtigkeit.
Der Kulturhammer Koplarn in Amstetten beschenkte mit dieser Aufführung alle Theaterfreunde der Region, die lieber herbe Schokolade essen, als luftig-süßes Mousse.
Selten ist ein Theaterstück, eine solch schwere Kost und trotz perfekten Zusammenspiels von Ironie und Tragikomik so einnehmend, belastend und fast im Widerspruch zu alledem stehend unterhaltend.
Dieses Meisterwerk gelang Regisseur Christian Suchy und den beiden herausragenden (!) Darstellerinnen Beatrix Datterl und Daria Spreitzer.
Noch seltener kommt es vor, dass in Momenten des Schweigens des Damen-Duos der Audienz in ihrer inneren Befürchtung etwas zu verpassen der Atem stockt.
Eines steht fest: Selten, wirklich selten, hat man ein so brilliantes Stück gesehen!
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