Die "gepflegte" Seite Amstettens
Die BEZIRKSBLÄTTER schauten hinter die Kulissen des Landespflegeheims in Amstetten.
BEZIRK AMSTETTEN. "Ich war früher im Verkauf", erzählt Waltraud Kronberger. Eines Tages entschloss sie sich, auf dem zweiten Bildungsweg eine Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin zu machen.
Schon als Kind wäre sie bei der Pflege der Großeltern miteingebunden gewesen und wollte irgendwann einfach mehr tun. Als es Zeit war, ihre Eltern zu pflegen, kam ihr bereits ihre Ausbildung zu Gute. Diese hätte nicht nur fachlich geholfen, sondern auch Kraft gegeben, so Kronberger.
Die hellen Tage in der Pflege
Nach zehn Jahren im Pflegebereich sei noch jeder Tag herausfordernd. Das sei auch das Schöne daran, man würde "nie wissen, was der Tag bringt", ist sie noch immer mit Begeisterung dabei.
"Es kommt auch so viel retour", erzählt sie von der Freude der Senioren über die Aktivitäten, etwa einer Wallfahrtsreise nach Ybbsitz vor einigen Wochen. Oft sei es eben nur solch ein Lächeln, "was zählt", sagt die Fachsozialbetreuerin aus der Gemeinde Ardagger.
Die dunklen Tage in der Pflege
Auf helle folgen auch dunkle Tage. "Der Tod gehört zum Leben dazu", sagt Kronberger. Der Weg auf dem letzten Lebensabschnitt bedarf nicht nur hoher fachlicher Kompetenz gegenüber den zu Pflegenden und deren Angehörigen, sondern auch viel an Einfühlungsvermögen.
Doch auch für die Mitarbeiter ist es nicht immer leicht. "Die Leute wachsen einem schon sehr ans Herz", weiß Kronberger aus Erfahrung. Aber nicht nur am Ende der Reise bedarf es an Einfühlungsvermögen.
Das Verlegungsstress-Syndrom
"Es braucht eine gewisse Zeit, bis man sich eingewöhnt hat", erklärt Wolfgang Mayrhofer, Akademischer Pflegemanager, über die ersten Tage nach der Ankunft im Pflegeheim.
Um diesen Übergang für die zu Pflegenden, aber auch für deren Angehörigen einfacher zu gestalten, bräuchte es eben neben der fachlichen auch eine hohe soziale Kompetenz, so Mayrhofer.
150 Bewohner leben derzeit hier. 80 Prozent davon sind Frauen. Noch gravierender sind die Zahlen bei den Mitarbeitern. Von 86 Dienstposten sind nur drei mit Männern besetzt. Woran dies genau liegt, kann er nicht sagen, es gebe viele Faktoren, meint Mayrhofer, der sich bei einem sicher ist: "Man muss das Herz dafür haben."
Pflege im Bezirk
In Niederösterreich sind derzeit 27.258 Menschen auf fremde Hilfe angewiesen, alleine im Bezirk Amstetten werden 735 Personen in Pflegeheimen betreut sowie 1.350 Personen durch mobile Dienste. Im Amstettner Landespflegeheim sind die Bewohner durchschnittlich 84 Jahre alt.
Weitere Berichte zur Situation der Pflege in unseren Regionen finden Sie auf unserer Themenseite.
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