Olympia-Seelsorger bei Amstettner Vorgänger

Pater Bernhard Maier mit seinem Nach-Nach-Folger Johannes Lackner | Foto: Wolfgang Zarl
  • Pater Bernhard Maier mit seinem Nach-Nach-Folger Johannes Lackner
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Sportlicher und geistlicher Besuch in Amstetten.

AMSTETTEN. In dieser Woche wurde Johannes Lackner, neugeweihter Priester aus Salzburg, zum neuen Olympia-Seelsorger ("Olympia-Kaplan") ernannt. Gleich darauf besuchte der Jungpriester seinen Vorvorgänger, den Amstettner Salesianerpriester P. Bernhard Maier, der viele Jahre lang diese Funktion bekleidet hat und der noch immer viele Bekannte in der Sportwelt hat (siehe unten). Pater Bernhard gab Johannes Lackner einige Tipps mit auf den Weg und wünschte ihm alles Gute für die Tätigkeit - die Funktion wurde 1972 ins Leben gerufen, also vor 50 Jahren.

Amstettner Priester: Sportwelt war seine "Pfarrgemeinde"

Einblicke in seine jahrzehntelange Tätigkeit als Seelsorger der österreichischen Spitzensportler sowie als gefragter Sportethiker hat P. Bernhard Maier (72) gewährt. Seine Teilnahmen bei 16 Olympischen und sieben Paralympischen Spielen im Zeitraum von 1984 bis 2012 seien für ihn "nie Urlaube" gewesen, sondern intensive und auch anstrengende seelsorgliche Arbeit bei unzähligen Begegnungen, blickte der Salesianerpriester bei einem Vortrag des Katholischen Bildungswerks in der Salesianerpfarre Amstetten-Herz Jesu zurück. Er habe viel Wertschätzung erfahren, sich dabei jedoch nie als Talisman oder Glücksbringer für die Sportler nie verstanden, so der frühere "Olympiakaplan".

Der richtige Umgang mit Sieg und Niederlage sei eine Kunst, so die Überzeugung des habilitierten Sportethikers. Das "Gewinnenwollen" sei ein zentraler Bestandteil der Definition des Wettkampfsports. "Wenn ich nicht gewinnen will, bin ich ein Spielverderber. Es ist auch unfair, wenn Sportler taktisch verlieren wollen, um in einer leichteren Gruppe weiterzukommen - oder erst recht, wenn eine ganze Mannschaft im Rahmen eines Wettbetrugs auf Verlust spielt, um dafür bezahlt zu werden", betonte P. Maier.

Leben wie Wettkampf

Als eine Parallele zum christlichen Glauben nannte der Ex-Olympiakaplan dabei den ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther (1 Kor 9,24-27), wo es etwa heißt: "Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt." P. Maiers Deutung: "Unser Leben ist wie ein Wettkampf, bei dem es ebenfalls um Sieg und Niederlage im geistlichen Sinn geht. Gott will, dass wir die beste Leistung bringen, die uns jeweils möglich ist."

Siegen, aber ohne Überheblichkeit

Sportliche Sieger sollten nach den Worten P. Maiers nicht überheblich sein und die anderen nicht ausspotten, sondern vielmehr den Verlierern die Hand reichen und den Kollegen danken. "Ich halte es für sehr unsportlich, wenn etwa nach einem 100-Meter-Lauf der Sieger sofort die Fahne nimmt und damit eine Runde im Stadion läuft. Richtig wäre, dass er stehenbleibt, sich von den Kollegen umarmen lässt und auch sie umarmt - denn ohne die anderen wäre er nicht Sieger geworden. Dann irgendwann später kann er ja die Fahnenrunde drehen", so der Ordensmann.

Doch auch aufseiten des Verlierers sei eine rechte Einstellung und Haltung gefragt, die es Schritt für Schritt zu erlernen gelte. "Eine sportliche Niederlage mag zwar schlimm erscheinen, es ist jedoch ganz sicher kein Unglücksfall der Kategorie eines Bombenhagels oder etwa eines tödlichen Unfalls. Zum Sport gehört es auch, Verlust relativieren zu können." Der spielerische Wettkampf, die Fairness und die Regeleinhaltung seien aus seiner Sicht das Wichtigste, sportlicher Erfolg auch ohne Egoismus möglich, betonte P. Maier, der zu diesem Thema bereits etliche Bücher verfasst hat.

Zugänge zu Gott schaffen

Als Olympiaseelsorger habe man die Chance, an der Schaffung von "Zugängen der Kirche in der Sportwelt" mitzuwirken, berichtete P. Maier über seine frühere Tätigkeit. Die an den Olympia-Austragungsorten geschaffenen Kontakte und die Freundschaften hätten es ihm erlaubt, auch abseits davon besondere "religiöse Momente" mit Athleten und Sportfunktionären zu gestalten oder mitzuerleben. Das Vertrauen, das der Priester bei diesen genoss, ging so weit, dass er auch im Speisesaal - dem abgeschotteten "Heiligtum der Olympioniken", wie er selbst sagte - ein und aus ging.

Als einige Höhepunkte seiner Tätigkeit nannte der frühere Olympiakaplan unter anderem ein spontanes Rosenkranzgebet mit dem Trainer des US-Volleyballteams, die Messfeier mit einem Top-Skistar, der dann am Morgen darauf Olympia-Gold holte, ebenso jedoch auch Besuche bei schwer verletzten Sportlern und das Erleben der beeindruckenden "Lebensfreude und -kraft" bei Athleten mit Behinderungen. Die Sportwelt sei seine "Pfarrgemeinde" gewesen, für die er bei Hochzeiten oder Todesfällen stets zur Stelle war. Genauso organisierte er jedoch auch Wallfahrten für ÖOC-Funktionäre oder besuchte mit Schülern das IOC-Hauptquartier in Lausanne.

Sportlicher Ordensgründer

Widerstand aus seiner eigenen Gemeinschaft für diese Tätigkeit erfuhr P. Maier nie: Schließlich liege der Sport "schon in der DNA der Salesianer Don Boscos", verwies der Priester auf die Begeisterung, die der Ordensgründer Johannes Bosco (1815-1888) selbst für das Turnen gehegt habe. Der aus Italien stammende Patron der Jugend habe schon früh den Wert von mit Freude ausgeübter Bewegung erkannt - ein Thema, dessen Erforschung sich P. Maier künftig noch mehr widmen will, wie er beim Vortrag selbst betonte.

Das Mitfiebern mit den Athleten hat P. Maier auch nach seiner Amtsübergabe als Seelsorger an P. Johannes Paul Chavanne nicht aufgegeben - wie auch seine Kritik an Fehlentwicklungen wie etwa die schweren Verletzungen im Skisport, die "Gier im Fußball", die Erfindung ständig neuer Bewerbe und natürlich auch das ständig wiederkehrende Problem Doping. Bei letzterem sprach der erfahrene Sportlerpriester, der lange auch der NADA-Ethikkommission angehörte, von einer "Treppe der Versuchung" gebe, die oft von Nahrungsergänzung über Schmerzmittel bis hin zu Dopingmitteln führe.

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