Haag als Schauplatz
Prozess gegen Ibiza-Detektiv am Landesgericht St. Pölten
Brisanter Prozess: Der "Ibiza"-Detektiv steht in St. Pölten vor Gericht. Bei Haag soll dieser Drogen verkauft haben.
ST. PÖLTEN/HAAG. (ip) In einem aufsehenerregenden Prozess am Landesgericht St. Pölten muss sich am 8. September der als „Ibiza-Detektiv“ einer breiten Öffentlichkeit bekannt gewordene Julian H. (40) wegen massiver Drogendelikte sowie Urkundenfälschungen vor einem Schöffensenat verantworten.
Haag als Schauplatz
Laut Anklage soll der Beschuldigte im Frühjahr 2017 in Salzburg, im Sommer 2018 nahe der Stadt Haag sowie im Dezember 2018 in Oberösterreich einem mittlerweile zu drei Jahren Haft verurteilten Abnehmer, teilweise in Gegenwart von dessen ebenfalls verurteilter Freundin, insgesamt 1.250 Gramm Kokain im Schwarzmarktwert von rund 47.000 Euro gewinnbringend verkauft haben. Julian H. habe Kontakte zur „serbischen Unterwelt“ genutzt, um an derart große Mengen, immerhin das 25-fache der Grenzmenge, mit enormem Reinheitsgehalt zu kommen, wobei Experten der Ansicht sind, dass der Verkaufspreis zumindest doppelt so hoch gewesen sein müsste. Ebenfalls angeklagt ist der 40-Jährige im Zusammenhang mit Fälschungen besonders geschützter Urkunden.
Bis zu 15 Jahren Haft
Im Vorfeld des Prozesses bestritt der Angeklagte den Drogenhandel, der ihm bis zu 15 Jahren Haft einbringen könnte. Man wolle ihn fertigmachen, behauptete H., dessen Verteidiger Oliver Scherbaum, der aufgrund dieses Mandats Drohungen erhielt, von einer Intrige sprach. Belastungszeugen hätten von Hintermännern der Ibiza-Causa viel Geld für entsprechende Aussagen erhalten, so die Vermutung.
Das Ibiza-Video
Da die Herstellung des Ibiza-Videos, das nicht nur Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus zu Fall brachte, sondern schließlich auch die Regierung sprengte, mit maximal einem Jahr Haft zu ahnden gewesen wäre und keinesfalls für eine Auslieferung des Produzenten, der im vergangenen Dezember in Berlin festgenommen worden war, nach Österreich gereicht hätte, habe man Straftaten konstruiert, um Julian H. in Österreich dingfest machen zu können, so vorerst die Linie der Verteidigung.
Brisanter Prozess
Obwohl es beim Prozess in St. Pölten im Wesentlichen nur um mögliche Drogendeals geht, könnte doch der eine oder andere „Ibiza-Involvierte“ kalte Füße bekommen. Geldgeber bzw. diverse Hintermänner des Politskandals müssten, falls Julian H. aus strafmildernden Gründen auspackt, mit massiven Konsequenzen rechnen. Auch im weiteren Umfeld des Beschuldigten, der als geborener Wiener mittlerweile zweimal seinen Namen gewechselt hat, sollen Personen mit Gefährdungspotenzial vertreten sein. Mutmaßliche Geheimdienstverbindungen bis Russland, dubiose Kontakte des Security-Söldners zu Urkundenfälschern und zur Drogenmafia am Balkan setzen den Prozess in ein brisantes Licht.
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