100 Jahre NÖ
Zwischen Kaiser Franz Josef und heute in Amstetten

- Krankenhaus Amstetten 1903
- Foto: Stadtarchiv Amstetten
- hochgeladen von Sabine Weigl
BEZIRK AMSTETTEN. „Ich hatte eine sehr romantische Vorstellung vom Arzt sein. Eine Praxis im Waldviertel abseits des Trubels – das wäre es gewesen.“ erzählt Karl Weghaupt, ehemaliger Leiter der Abteilung Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Eigentlich“ so gesteht der sympathische Gynäkologe „wollte ich Allgemeinmediziner werden. Oder Kinderarzt.“
Es muss schön sein, in Mauer ein Narr zu sein
1979 promovierte er und begann sofort im Krankenhaus Amstetten zu arbeiten. Das 1903 eröffnete Krankenhaus begann mit der bescheidenen Anzahl von 12 Räumen seine Karriere im Mostviertel. Damals konnten sage und schreibe 21 Patienten aufgenommen werden.
Vom Stadtarchivar Thomas Buchner erfahren wir das sich im Laufe der Jahre die Anzahl der Betten stetig erhöhte und diverse Umbauten stattfanden, bis schließlich das uns heute bekannte Landesklinikum Amstetten entstand.
Beinahe zeitgleich entstand im Mostviertel auch die „Kaiser – Franz- Joseph- Landes- Heil- und Pflegeanstalt Mauer Öhling“. Heute als Landesklinikum Mauer bekannt. Das im Jugendstil gebaute Krankenhaus wurde im Jahr 1902 feierlich vom damaligen Kaiser Franz Josef eröffnet. „Es muss schön sein, in Mauer ein Narr zu sein“ soll dieser bei der Eröffnung der Räumlichkeiten festgestellt haben.
Eigensinnige Oberschwester
Wie auch das Krankenhaus in Amstetten so hat auch das Landesklinikum Mauer nicht so gute Zeiten mitgemacht. Aus der Geschichte der Krankenhäuser, die wir vom Archivar Buchner erfahren haben, gab es in der NS-Zeit Zwangssterilisierungen und Euthanasie.
Die Geburtshilflich-Gynäkologische Abteilung in der Karl Weghaupt seine Karriere begann entstand 1968 gemeinsam mit der Diplomkrankenpflegeschule. „Ich musste mir während meines Studiums Arbeit suchen“ berichtet Weghaupt. „In der Universitätsfrauenklinik suchten sie damals jemanden für leichte Pflegetätigkeiten. Ich dachte mir: Das kann ich“.
Womit der Arzt damals nicht rechnete, war die Oberschwester der Station. „Die hat mich nimma ausgelassen. Ich hatte damals 50 Wochenstunden und war im OP, im Kreiszimmer und auch in der Ambulanz eingeteilt. Mir, als Student, war das Fachgebiet damals aber viel zu einseitig mich nur auf einen bestimmten Part des menschlichen Körpers zu beschränken.“
Straffes Regime
Am Ende seines Studiums übernahm der leidenschaftliche Arzt eine Ausbildungsstelle für Frauenheilkunde. „Ich dachte mir damals: so uninteressant ist es ja doch nicht, dann mach ich`s halt“ erzählt er uns. „Facharztausbildungsstellen waren damals nicht so sehr beliebt in den 80igern.“
In der Geburtshilfe herrschte damals ein straffes Regime. „Die Frauen im Wochenbett wurden überbetreut. Nach der Geburt mussten sie streng liegen und waren 7 Tage im KH. Heute gehen sie zu Fuß aus dem Kreiszimmer mit dem Baby im Arm und verlassen das Krankenhaus oft noch am selben Tag“
In seiner Zeit als Leiter der Abteilung hat er Änderungen im System bewirkt. „Ich wollte die Frauenheilkunde weg von der operativen Medizin hin zur Konservativen Medizin bringen. Wir haben viel zu viel operiert. Man wurde gemessen an den Operationszahlen. Je mehr Operationen, desto besser war man. Es gab ja damals kaum noch Frauen über 40 die noch eine Gebärmutter hatten. Das sorgte auch für einen gar nicht so guten Ruf der Frauenheilkunde“
Karl Weghaupt erzählt weiter: „Ich dachte mir, das muss auch anders gehen. Ich habe mich anderen Methoden zugewandt, die ja laufend entwickelt wurden, und der Trend der Wissenschaft gab mir recht..“
Die Zukunft
Für die Zukunft der Krankenhäuser und des Gesundheitssystems wünscht sich Weghaupt: „Mehr Anerkennung und Bezahlung in der Pflege. Hier ist der falsche Ansatz zu sparen. Und wir sollten uns überlegen, warum so viele Ärzte ins Ausland arbeiten gehen. Wieso es in Österreich nicht mehr lukrativ ist als Arzt zu arbeiten. Die immer besser werdende Medizin werden wir uns bald nicht mehr leisten können, wenn sich nicht Grundlegendes im Sozialsystem ändert.“
Und er denkt auch zurück an seine Anfänge: „Wissen sie, damals war der Arzt noch eine Person, der man vertraut hat. Wenn etwas nicht so gut ausging, was ja immer passieren kann, hieß es: Nicht einmal der Arzt konnte es richten. Heutzutage gibt es eine steigende Beschwerdefrequenz. Es wird immer ein Schuldiger gesucht und das ist dann in den meisten Fällen der Arzt.“
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