Schlosshotel um einen Euro zu haben
Mit 5,5 Mio. Euro ist das 2002 eröffnete Waidhofner „Schloss an der Eisenstraße“ überschuldet. Die Wiener S+B Gruppe will sich deshalb als Eigentümer zurückziehen und der Stadtgemeinde Waidhofen/Ybbs das Schloss zur Gänze übergeben.
WAIDHOFEN/YBBS. (AK) Bis Jahresende soll die Stadtgemeinde, die derzeit als Stiller Gesellschaffter fungiert, die Anteile von Projektentwickler und Eigentümer S+B um einen Euro übernehmen. So sieht es das Fortführungskonzept der S+B Gruppe vor (Details siehe unten), das kürzlich den Waidhofner Fraktionsspitzen präsentiert wurde. „Wir wollen die beste Lösung für die Region“, beteuert der Geschäftsführer der „Schloss an der Eisenstraße GmbH“, Christian Böhm und bedauert Pressemeldungen, die zuletzt schon den Pleitegeier über dem Schloss kreisen sahen und dem Hotel geschadet haben. „Wir haben uns bemüht, über acht Jahre hindurch, das beste aus dem Schlosshotel herauszuholen“, so Böhm.
4,4 Mio Euro habe die S+B Gruppe zugeschossen um den Betrieb aufrecht zu erhalten, ohne Engagement der Stadtgemeinde sei das Hotel an der Eisenstraße jedoch nicht mehr weiter haltbar. 2012 würden außerdem die hohen Abschreibungen infolge des Denkmalschutzes wegfallen, wodurch sich das Ergebnis bedeutend verbessern könne, ist Böhm zuversichtlich. Die Stadtgemeinde sei nun mit fünf Fragen an die S+B Gruppe herangetreten, die bis Ende der Woche beantwortet werden würden. Sollte die Stadtgemeinde das Angebot ablehnen müsse die S+B Gruppe Insolvenz anmelden, so Böhm, was aber nicht das Ziel und die zweifelsohne schlechteste Variante sei.
„Der Stadtgemeinde muss aber klar sein, dass man keine Haftungserklärungen auf 50 Jahre abgeben kann.“ Fritz Lengauer, Büroleiter von Waidhofens Bürgermeister Wolfgang Mair, bestätigt, dass es noch steuerrechtliche und haftungsrelevante Fragen gebe, die zu klären seien. Lengauer rechnet mit einer Entscheidung Ende Oktober, wobei alle politischen Kräfte involviert werden, schließlich ist eine Zweidrittelmehrheit im Gemeinderat Voraussetzung für eine Übernahme. Mit einer Übernahme und einer Insolvenz gebe es derzeit zwei mögliche Szenarien, so Lengauer, wobei er derzeit weder das eine noch das andere bestätigen könne. Lengauer lässt aber keinen Zweifel daran, dass das Schlosshotel, in welches die Stadtgemeinde vier Millionen Euro eingebracht hat, ein wesentliches Projekt für den Tourismus in der Region sei. Ein Nachschießen von Geldmitteln schließt Lengauer jedoch aus.
Dass sich die Stadtgemeinde mit dem Rothschildschloss und dem Plenkersaal eigene Konkurrenzobjekte für Veranstaltungen geschaffen habe, wie man von Seiten der S+B Gruppe behauptet, kann Lengauer nichts abgewinnen. Die Veranstaltungsstätten würden sich ergänzen, so Lengauer.
Fortführungskonzept der S+B Gruppe:
1. Die S+B Gruppe übergibt der Stadtgemeinde Waidhofen/Ybbs die Hotel- und Veranstaltungs-Infrastruktur des „Schlosses an der Eisenstraße“.
2. Die Stadtgemeinde Waidhofen/Ybbs soll die Anteile der S+B Gruppe um einen Euro übernehmen, wodurch die Stille Beteiligung in Eigenkapital umgewandelt wird.
3. Die S+B Gruppe gewährleistet bis zum Eigentümerwechsel die Zahlungsfähigkeit, verzichtet auf alle offenen Forderungen und deckt offene Verbindlichkeiten ab.
4. Ein professioneller Hotelbetreiber soll weiterhin mit dem Hotelprojekt betraut werden.
5. Sollte die Stadtgemeinde Waidhofen/Ybbs ablehnen, bleibt als letzte Alternative nur die Insolvenz.
6. Die Entscheidungen sollen schnellstmöglich getroffen werden und die Abwicklung per 31. Dezember 2010 durchgeführt sein.
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