Leserbrief zum Thema Ybbstalbahn
von Thomas Schnabel, Waidhofen/Ybbs
Mit der Ankündigung, dass nunmehr doch endlich die Option besteht, die Bahnstrecke zwischen Gstadt und Ybbsitz als Nostalgie- und Tourismusbahn zu erhalten, scheint – spät, aber doch - Vernunft in die Diskussion um die Zukunft der Ybbstalbahn gekommen zu sein.
Wenn man aber mitbekommt, dass gegen diese Lösung, die im Interesse aller ist und die sich ohne allzu viel Aufwand leicht realisieren ließe, offensichtlich schon wieder zahlreiche Personen – namentlich besonders im Ybbsitzer Gemeinderat – opponieren dürften, dann bietet sich dem Betrachter ein Schauspiel, das einem angesichts seiner Absurdität nur ein fassungsloses Kopfschütteln über so viel Unvernunft entlocken kann.
Absurd, weil eine Nostalgiebahn auf dieser Strecke einer ganzen Region einen wirtschaftlich-touristischen Impuls verleiht.
Die Möglichkeiten da sind vielfältig, von Schmiedeweihnacht über Indianerzüge bis hin zu kulinarischen Veranstaltungen – der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt (man blicke ins obere Waldviertel !).
Absurd, weil Privatpersonen die nötigen finanziellen Mittel etwa zum Ankauf des Bahnhofes Ybbsitz bereitstellen und daraus ein – viele Besucher anziehendes - Museum machen würden.
Absurd, weil trotz dieser Tatsache die Gemeinde Ybbsitz beim Bahnhofsankauf viel Geld ausgeben will (wofür eigentlich; etwa, um eine Bahn mit allen Mitteln aus Prinzip zu verhindern?), wo sie bei Überlassung des Bahnhofes an private Bieter doch ohne jeden Finanzaufwand für die Ybbsitzer Bürger an der Wertschöpfung des Gesamtprojektes mitnaschen könnte.
Absurd, weil es funktionierendes Lokomotiv- und Wagenmaterial gibt, das sofort einsetzbar ist. Sogar bei einer zweiten Dampflokomotive würden die Restaurierungsarbeiten kurz vor dem Abschluss stehen.
Absurd, weil (noch) eine fast komplette Bahntrasse fertig zur Verfügung steht und die wenigen Abschnitte, die jüngst mutwillig zerstört wurden, noch ohne großen Aufwand wieder herstellbar sind, zumal es aus dem oberen Ybbstal genug Schienenmaterial gibt, in das man einst 20 Mio. Euro investiert hat und das jetzt woanders hin verscherbelt wird; also wo es wohl eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass man den geringen Anteil davon, den man für die vollständige Wiederherstellung der Strecke bis Ybbsitz benötigt, von dort geliefert bekommt.
Absurd, weil man die Idealkombination Bahn + parallel verlaufender Radweg quasi als Geschenk von oben direkt vorliegen hat.
Absurd, weil es kein einziges Argument (außer vielleicht blinder, parteipolitischer Gehorsam, der einem – regional – eigenständigen und weitsichtigen Denken und Handeln offenbar massivst im Wege steht) gibt, das gegen eine Nutzung dieser Trasse als Nostalgiebahn spricht. Und man könnte noch zahlreiche weitere Punkte anführen…
Also: Wieviel an Verantwortungslosigkeit, eine optimale Lösung eines Problems, die noch dazu nicht besser aufgelegt sein könnte, um jeden Preis zu verhindern, wird eigentlich noch toleriert ?
Nicht nur die Bahnbefürworter, sondern vor allem auch die politisch Verantwortlichen sind dazu verpflichtet, schleunigst alles zu unternehmen, diese Jahrhundertchance realisieren zu können, sprich alle derzeitigen Baumaßnahmen in Ybbsitz so abzuwickeln, dass die Möglichkeit einer Bahntrassenführung bis zum Bahnhof gegeben bleibt bzw. die Gleise überhaupt sofort installiert werden, sowie gemeinsam ein professionelles Tourismuskonzept zu entwickeln.
Alles andere wäre ein Armutszeugnis und eine vollständige Bankrotterklärung der heimischen Regionalpolitik bezüglich Tourismus- und Wirtschaftskompetenz.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.