Feministisches Theater in der Halle B:
Aberland in Kaiserbad

- Badens Frauenbeauftragte Helga Krismer zollte dem Text (von Gertraud Klemm), der Regie (Barbara Herold) und den beiden Schauspielerinnen (Maria Fliri und Helga Pedross) Respekt und Dank.
- hochgeladen von Gabriela Stockmann
Auf Initiative der Badener Frauenbeauftragten und Vizebürgermeisterin Helga Krismer wurde in der Halle B die Theater-Version von Gertraud Klemms Roman "Aberland" aufgeführt.
BADEN. Der wortgewaltige Romantext wurde von Regisseurin Barbara Herold "dramatisiert". Er erzählt die Beziehungsgeschichten von Elisabeth (59) und ihrer Tochter Franziska. Beziehungsgeschichten aus dem Patriarchat, wie es bis heute nahezu unverändert wirkt. Den Frauen, der jüngeren ebenso wie der älteren, sind enge Handlungsgrenzen gesteckt, sie sind die "Anhängsel" ihrer Männer. Die Wut und die Hilflosigkeit der Frauen darüber entlädt sich folglich im Wort. Regisseurin Barbara Herold konnte für die Dramatisierung aus einer Fülle von überzeugenden Textpassagen auswählen.
Text-Marathon für die Schauspielerinnen
Die Schauspielerinnen Helga Pedross (Elisabeth) und Maria Fliri (Franziska) hatten eine große Textmenge zu bewältigen. Im Publikumsgespräch erzählten sie von der unüblichen Vorgangsweise für die Probenzeit. Maria Fliri: "Wir mussten schon relativ textsicher sein, damit darauf aufbauend die Szenen entwickelt werden konnten. Normalerweise entwickelt sich der Text im Verlauf der Proben." Und Helga Pedross ergänzt: "Um diese Textmenge zu schaffen, mit all der Fülle, musste man sich in die Figuren verlieben." Getraud Klemm hat, wie sie sagt, die Schicksale der beiden Frauen zum Teil Gesprächen entnommen, die sie auf der Sonnenterrasse im Strandbad aufschnappte. "Autobiografisch ist der Text kaum. Aber man erkennt im Text viel Kaiserbad," schmunzelt sie. Kaiserbad ist ihr persönliches Synonym für Baden.
Reaktionen aus dem Publikum
Die Halle B war gut gefüllt, es gab viel Applaus für die Darbietung. "An manchen Stellen ist der Klemm'sche Witz noch stärker herausgekommen als im Roman selbst," meinte Eva Woska, die mit ihrer Mama die Vorstellung besuchte. "Offenherzig bewegend" fanden die Aufführung Suse Friedl, Gerlinde Hubmann-Klösch und Cilly Rampl. Sabine Kirschall und Margit "Jelsie" Weilguni urteilen so: "Die Darstellung bereichert die inneren Bilder, die beim Lesen entstanden sind - unverblümt, mutig, lustvoll böse, ehrlich."
Zu "Aberland"
"Aberland" ist einer der früheren Romane von Gertraud Klemm. Für den damals noch unfertigen Text erhielt sie 2014 den Publikumspreis beim Bachmann-Literaturwettbewerb in Klagenfurt. Inzwischen ist Gertraud Klemm als neue feministische Stimme in der österreichischen Literaturlandschaft fix etabliert. Ihr jüngster Roman "Einzeller" befasst sich in gewohnt zynisch-humorvoller und sprachgewaltiger Weise mit den Turbulenzen in einer Frauen-WG und den verschiedenen Strömungen des Feminismus.
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