Der Alltag im Pflegeheim

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„Was haben Sie denn heute zu Mittag gegessen, Frau Ebner?“, frage ich die betagte Frau im Rollstuhl. „Rindsrouladen, sehr gut!“, kommt prompt als Antwort. „Nein, Hilda – wir hatten Reisfleisch!“ tönt es von nebenan. Und schon entspinnt sich ein Disput im Pflegeheim. Pflegedienstleiterin Ulrike Imber schmunzelt dazu. „Es ist wie im richtigen Leben, da gibt es auch mal Streit. Wir mischen uns da nicht ein.“
Ulrike Imber ist seit 1980 im Krankenpflegebereich tätig. Früher war sie im Spital. „Da gab es kaum Zeit für Kontakte zu den Patienten, in der Geriatrie ist es ganz anders.“ Ihre Chefin Susanne Stanzel, Direktorin des Pflegeheims Baden, kann sie da gut verstehen: „Ich war zwölf Jahre auf einer Intensivstation tätig, wir hatten mehr mit Geräten als mit Menschen zu tun.“ Für Stanzel und Imber ist der Pflegeberuf also auch eine Berufung. „Empathie, Körperkraft, Geduld und die Bereitschaft zu flexiblen Dienstzeiten inklusive Nachtdiensten – das muss man schon mitbringen. Wer diesen Beruf nicht liebt, kann ihn nicht schaffen.“ Karrieremöglichkeiten gibt es wohl, die beiden Frauen sind der beste Beweis. Stanzel hat in späteren Jahren ihren Mastertitel MBA an der Donau-Uni geschafft, Ulrike Imber steht gerade vor dem Abschluss.
Der typische Arbeitstag im Badener Pflegeheim beginnt um 7 Uhr mit der Frühstücksverteilung, dem Aufsetzen der PatientInnen – vorwiegend Frauen – und der Körperpflege. „Wer sich noch selbständig pflegen kann, den lassen wir natürlich.“ Die 225 Pflegebetten sind fast alle belegt. Im Schnitt hat eine Pflegende fünf bis sieben PatientInnen zu betreuen.
Ist Burnout ein Thema in diesem fordernden Beruf? „Wir haben ständig Mitarbeitergespräche, da merken wir schnell, wenn jemand gefährdet ist“, erläutert Susanne Stanzel. „Für unsere betriebliche Gesundheitsförderung in Zusammenarbeit mit der Gebietskrankenkasse wurden wir sogar zertifiziert.“ Und auch Ruheräume stehen den Mitarbeiterinnen (fast ausschließlich Frauen) zur Verfügung. Die Personal-Fluktuation im Badener Pflegeheim ist also gering, der Altersschnitt des Pflegepersonals bei etwa 45 Jahren.
Für Unterhaltung während des Tages sorgen Seniorenbetreuerinnen, für Fitness und Beweglichkeit die Physiotherapeutinnen. Rund 50 Ehrenamtliche besuchen die alten Menschen zum Plaudern oder Vorlesen. „Es ist leider auch eine Tatsache, dass viele unserer Bewohnerinnen kaum noch Besuch bekommen“, schildern Stanzel und Imber auch die Schattenseiten so mancher letzten Jahre.
Zurück zu Frau Hilda Ebner auf der Pflegestation 1. Der kleine Streit ums Mittagessen hat sich inzwischen gelegt. Frau Ebner hat gerade ihr Häferl randvoll mit Saft gefüllt und trinkt daraus, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. Und dann beginnt sie aus einem langen Leben zu erzählen.

Zur Sache
Am 5. Juni wird das neu gebaute NÖ Landespflegeheim Baden in der Wimmergasse 19 (ehemalige Spitals-Tiefgarage) eröffnet. Das alte städtische Pflegeheim und das Pflegeheim in der Wienerstraße werden fusioniert. Es stehen dann 225 Pflegebetten – davon ein Drittel in Einbettzimmern – zur Verfügung. In Zukunft wird das neue Landespflegeheim in einer eigenen Abteilung auch die Nachsorge in der der Akutpsychiatrie übernehmen. 60 Betten stehen für den psychosozialen Dienst (auch für jüngere Menschen mit psychischen Erkrankungen) zur Verfügung.
Den Antrag auf Aufnahme ins Pflegeheim stellt der Hausarzt, die Zuteilung erfolgt dann über die Bezirkshauptmannschaft. Im Idealfall ist der Antrag auf Aufnahme auch vom zukünftigen Bewohner unterschrieben. Wartezeiten auf ein freies Bett gibt es in Baden nicht.
Anfangsgehälter von diplomierten Krankenschwestern liegen bei 2500 Euro brutto, für Pflegehelfer bei 1900 brutto, für Heimhelfer bei 1550 brutto. Nachtdienste werden extra bezahlt.

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