Ein "Schandfleck" wird saniert
Das "Millöckerhaus" am Eingang zur Hildegardgasse: Jahrzehntelang ärgerten sich Passanten über eine graue abbröckelnde Fassade, staubige Fensterscheiben und verwahrlostes Grün. Laut 1925 angebrachter Gedenktafel handelt es sich um das Wohn- und Sterbehaus des bekannten Operettenkomponisten Carl Millöcker - in einer Operettenstadt wie Baden also durchaus ein historisches Kleinod.
Rauchfangkehrer-Anzeige
Das Haus liegt in der Innenstadt-Schutzzone und gehört einer Wienerin. "Die Anzeige des Rauchfangkehrers hat alles ins Rollen gebracht", erzählt die Frau den Bezirksblättern. "Jetzt muss ich laut Bauamt Baden das Haus so herrichten, wie es einmal ausgesehen hat. Ich mache das, frage mich aber, wieso ein paar Schritte weiter anstelle eines alten Hauses ein Kindergarten aus Beton gebaut wurde. Wo ist da der Ensembleschutz? Die öffentliche Hand tut, was sie will, aber Private werden vom Denkmalamt karniefelt."
Verkauf nicht nötig gehabt
Immer wieder hatte die Gerüchtebörse auch von einem Großinvestor für die Adresse C. v. Hötzendorfplatz 8 gesprochen. Die Wienerin will das Haus, das sie von ihrer Tante geerbt hat, aber nicht verkaufen. Warum sie es so verfallen ließ? "Friedenszins!", sagt sie offenherzig. "Eine Wohnung von 130 Quadratmetern in dem Haus brachte 180 Euro Miete - da kann man nichts herrichten." Einen Verkauf habe sie aber auch nie nötig gehabt. Vorige Woche wurde das Haus eingerüstet. Über konkretere Pläne, etwa neue Wohnungen, will sich die Eigentümerin nicht äußern. Sie sagt nur so viel: "Das Haus war nie im Besitz von Carl Millöcker, es gehörte immer meinen Ahnen. Ich vermute, er hat im Winter 1899 hier gewohnt, weil es heizbar war."
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