Badener Autorin ausgezeichnet
Gertraud Klemm erhält den Ernst-Toller-Preis 2021
Die Badener Autorin Gertraud Klemm erhält den renommierten Ernst-Toller-Literaturpreis. Er ist mit 5.000 Euro dotiert und wird am 25. September im Stadttheater Neuburg an der Donau verliehen.
BADEN. Gertraud Klemm befindet sich in einer Reihe mit früheren prominenten Preisträger*innen wie Felix Mitterer (2001), Juli Zeh (2003), Günter Grass (2007), Katja Petrowskaja (2015), Roman Ehrlich (2016) oder Wolf Biermann (2018)
So lautet die Begründung der Jury:
„Mit Gertraud Klemm ehrt die Ernst-Toller-Gesellschaft ein literarisches Werk, welches in ironisch-kritischer Weise Strukturen der Macht kritisch hinterfragt. Seit ihren schriftstellerischen Anfängen beschäftigt sich die Autorin mit der feministischen Analyse bürgerlicher Frauenrollen, sie rückt Sexismus, Mutterschaft und Adoption ebenso ins Zentrum ihrer Texte wie das Altern, die neoliberale Erfolgs- und Wertegesellschaft sowie Religion. In ihrem ‚rebellischen Gesellschaftsroman‘ (Mia Eidlhuber, Der Standard) Hippocampus aus dem Jahr 2019 zeigt Gertraud Klemm anhand des Kunst- und Literaturbetriebs die patriarchalen Strukturen und zermürbenden Mechanismen auf, die unsere Gesellschaft bestimmen und fordert damit auch zur Reflexion der Erinnerungskultur auf. Dieser Einladung kommt die Ernst-Toller-Gesellschaft gerade im 25. Jahr ihres Bestehens gerne nach. Mit Toller verbindet Gertraud Klemm der Wille zum Protest sowie die Fähigkeit, auch dort unnachlässig Kritik zu üben, wo kurzfristig kaum Applaus zu erwarten ist.“
Gertraud Klemms Statement:
Der Ernst-Toller-Preis wird ja für besondere Leistungen im Grenzbereich von Literatur und Politik vergeben - ich kann mir keinen schöneren Befund für mein Schreiben vorstellen. In einer Reihe mit Juli Zeh, Wolf Biermann, Günter Grass und vielen anderen Größen zu stehen - das muss ich erst mal verdauen!
Die Autorin finalisiert gerade ihren neuen Roman, und bleibt dort ihrer bisherigen Linie treu. In dem Roman geht es um die Versäumnisse der Frauenpolitik und um die fehlende Brücke zwischen 2. und 3. Welle der Frauenbewegung. In einer WG proben 5 Frauen den Widerstand, der dringend nötig ist, aber an kannibalistischen Tendenzen krankt. "Der Roman thematisiert die emanzipatorischen Rückwärtsbewegungen und den steigenden katholischen Einfluss auf die Politik in Österreich und Osteuropa, die ich für höchst bedenklich halte", so Gertraud Klemm. Sehen Sie sich als radikal, Frau Klemm? Klemms Antwort: "Wenn radikal heißt, an die Wurzeln von etwas gelangen zu wollen, dann bin ich das wohl: radikal."
Zu Ernst Toller
Ernst Toller (geboren am 1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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