Gezähmtes Leben
Also stand auch ich zum ersten Mal in meinem Leben vor einem Bären. Er schob seine Schnauze durch den Käfig im finsteren Lkw-Anhänger. Ein Raubtier? Ach nein. Dafür hatte Bär Dima zu traurige, zu lichtlose Augen.
Neben dem Lkw ein Haufen von Holzabfällen, dort rollte sich ein hinkender schlapper Schäferhund ein. Abseits der herzigen Kunststücke, die die beiden miteinander am Mittwoch vor den Fernsehkameras aufführten, spürte ich einen Tag später Lethargie und Deprimiertheit. Das Endergebnis gezähmten Lebens, geraubter Instinkte, zerstörter Fähigkeiten? Es gab keine rechtliche Handhabe, den Zustand des Bären wirklich klinisch zu prüfen, er ist ja eine "Sache", Eigentum seines Herrn. Und der wollte das partout nicht. So schickten die Behörden Dima weiter auf seine Endlos-Reise Richtung Kiew, wo er dann im Scheinwerferlicht wohl wieder ein paar Kunststücke zeigen wird. Dass er in der Ukraine ernsthaft untersucht werden wird, bezweifle ich.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.