Pilotprojekt

In Vöslau dürfen zweijährige Kinder in den Kindergarten

In Bad Vöslau gibt es als Pilotprojekt seit letzter Woche schon eine Kindergartengruppe mit Kindern ab zwei Jahren im Schlosskindergarten. Ab Herbst 2024 müssen dann alle Kindergärten Platz für die zweijährigen Kinder schaffen.

BAD VÖSLAU. "Die Idee Teil des Pilotprojekts Kindergarten ab zwei Jahre zu werden entstand in Kooperation von Kindergartenleiterin Bettina Supper und mir. Auch beim Babytreff dürfen wir im Schlosskindergarten in Bad Vöslau sein. So hat sich der Gedanke gefestigt", erklärt Sozialstadträtin Anita Tretthahn.

Der Kindergarten hat sich gemeinsam mit der Stadtgemeinde für das Pilotprojekt beworben und wurden vom Land NÖ ausgewählt. Motivation des Teams und der Stadtgemeinde war dabei gefragt.

Die Eltern nutzen das Angebot gerne, die Anmeldungen sind gut gegangen, die Gruppen sind voll. Der Anfang läuft gut, die Kinder fühlen sich schon wohl. Die meisten Kinder sind schon ohne ihre Mütter dabei, der Abschied in der Früh lief dabei - zur Erleichterung der Eltern - ohne Tränen ab. 
"Der Versuch ist gut angelaufen, die Kinder fühlen sich wohl - das ist das Wichtigste", ist Anita Tretthahn zufrieden.

Testphase für Kinder ab zwei Jahren 

Schulstadtrat Wolfgang Reiterer freut sich: "Das Pilotprojekt ist sehr zu begrüßen, jetzt ist die Testphase um 2024 gut gerüstet zu sein. Dass wir vom Land NÖ ausgewählt wurden, darauf können wir stolz sein. Wir haben die Chance es jetzt schon zu machen, und sind nächstes Jahr einen Schritt voraus."
Es gibt nun zwei Kleinkindergruppen im Kindergarten. Insgesamt sind 29 Kinder in diesen Gruppen, zwölf Kinder sind jünger als zweieinhalb Jahre. Im März werden noch zwei weitere Kinder dieser Altersgruppe dazukommen.

Reiterer berichtet: "Es funktioniert sehr sehr gut. Es tut sich was in Bad Vöslau in dem Sektor. " Bürgermeister Christian Flammer betont: "Für uns als Gemeinde sind die Kinder die Zukunft. Egal was wir verbessern können, wir werden es probieren." 

Im Schlosskindergarten in Bad Vöslau gibt es damit insgesamt sieben Gruppen.  In den Kleinkindergruppen sind jetzt alle Kinder unter 3 Jahre alt, spätestens mit dem vierten Geburtstag kommen sie dann in die "normalen" Gruppen. Maximal 15 Kinder können in so einer Kleinkindgruppe sein.

Zusammenarbeit Stadt und Kindergarten

Anita Tretthahn ist begeistert: "Dem Engagement des Kindergartens müssen wir Danke sagen, das ist nicht selbstverständlich. Das Pilotprojekt ist ein Erfahrungsvorsprung."

Beim monatlichen Babytreff ist sie in diesem Kindergarten mit Kindern ab 2 Wochen und bis zu zwei Jahren. Deswegen gab es schon Kleinkinderspielzeug.

Sie berichtet: "Die Bewerbung für das Pilotprojekt war aufwändig und ein langer Prozess.
Wir wurden dabei gut beraten von den Inspektoren. Die Pädagoginnen wurden toll vorbereitet."

Nächstes Jahr müssen alle Kindergärten Kinder ab zwei Jahren aufnehmen. Einer der wichtigsten Punkte ist es, Personal zu finden. Die Helferinnen fallen dabei in die Kompetenz der Gemeinden, die Pädagoginnen übernimmt das Land. Da es nicht einfach ist, Unterstützungskräfte zu finden, werden für das nächste Jahr schon frühzeitig die Stellen ausgeschrieben werden müssen, weil sehr viele Kindergärten neue Betreuerinnen brauchen werden.

Adaptionen im Schlosskindergarten

Für die Kleinkindergruppen wurde ein Bewegungsraum umfunktioniert und zu einem Gruppenraum durchgebrochen. Auch Möbel und Kleinkind-gerechtes Spielmaterial wurde angeschafft. Auch Bodenteppiche waren notwendig, da Kinder dieses Alters sehr viel am Boden sind. 

Im Kindergarten wurde im Essbereich bei einem Tisch und den Sesseln die Beine abgeschnitten, damit sie für die kleinen Kinder genau passen.
Im Schlosskindergarten gibt es fünf neue Anstellungen, eine geteilte Pädagogenstelle und vier Betreuerinnen. Die Kleinkindergruppe ist betreuungintensiver, der Betreuungsschlüssel ist 5:1. 

Zukunft in Bad Vöslau

2024 müssen alle Kindergärten in Niederösterreich Kinder ab zwei Jahren aufnehmen. In Bad Vöslau gibt es dann schon einen Wissensvorsprung, der weitergegeben wird. 
Die Pädagoginnen müssen viel protokollieren, damit aus den Erfahrungen der Pilotkindergärten alle anderen Kindergärten nächstes Jahr profitieren können. 
Adaptionen werden auch in den weiteren Kindergärten Bad Vöslaus notwendig sein. Mit provisorischen Lösungen kann man Platz für Gruppen schaffen.
Im Sonnenblumenweg Kindergarten (Veilchengasse) wird ein Ausbau in Zukunft notwendig sein, zwei weitere Gruppen werden bereits geplant.

Kindergarten-Pilotprojekt in Niederösterreich

Die NÖ Bildungsdirektion meldet: Letzte Woche öffneten in 15 Gemeinden einige Kindergartenstandorte als Pilotkindergärten ihre Tore für Zweijährige. Die Wahlfreiheit bleibt erhalten, das Angebot erweitert. „Damit schließen wir die Lücke zwischen dem Ende der Karenzzeit und dem Eintritt in den Kindergarten“, erklärt Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister. „Das Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen ist mittlerweile ein ausschlaggebendes Qualitätskriterium geworden. Ein ausreichendes Kinderbetreuungsangebot spielt bei der Wohnortwahl junger Eltern eine wichtige Rolle. Denn das vorhandene Angebot entscheidet maßgeblich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“

Teschl-Hofmeister weiter: „Mit der ‚blau-gelben Kinderbildungs- und -betreuungsoffensive‘ schlägt das Land Niederösterreich ein neues Kapitel für Familien in Niederösterreich auf. Das Land Niederösterreich nimmt gemeinsam mit den engagierten Gemeinden in den kommenden Jahren 750 Millionen Euro für den Ausbau der Kinderbetreuung in die Hand.“ Zum Ersten werde man alle Kindergärten ab September 2024 auch für Zweijährige öffnen. Zum Zweiten werde es bereits ab September 2023 kostenlose Vormittagsbetreuungsangebote für alle Kinder von null bis sechs Jahren geben. Der dritte Eckpunkt sei ein flächendeckendes Betreuungsangebot mit längeren Öffnungszeiten. Viertens werde man die Gruppengrößen verringern, zugleich den Personal-Kind-Schlüssel verbessern und fünftens wurden bereits in diesem Sommer die Schließtage reduziert.

Wissenschaftliche Begleitung der Pilot-Kindergärten

Dank eines breiten Spektrums von ein- bis achtgruppigen Varianten in den Pilotkindergärten wird man möglichst breitgefächerte Aufschlüsse erhalten, inwieweit durch die Aufnahme der Zweijährigen andere Möbel und Spielgeräte erforderlich sind, wie sich Tagesrhythmus und Schlafzeiten ändern, wie die Kommunikation mit den Eltern abläuft etc., damit der Kindergartenalltag ab September 2024 dann in allen NÖ Landeskindergärten möglichst reibungslos funktioniert. Die wissenschaftliche Begleitung der Pilotphase wird in entsprechenden Empfehlungen pädagogischer und organisatorischer Art münden.

Das sind die Pilotkindergärten, die seit letzter Woche zweijährige Kinder aufnehmen: Mühling (Wieselburg-Land), Aggsbach (Bezirk Krems), Neidling (Bezirk St. Pölten-Land), St. Veit an der Gölsen (Bezirk Lilienfeld), Kaltenleutgeben (Bezirk Mödling), Gedersdorf (Bezirk Krems-Land), Bad Vöslau (Bezirk Baden), Harmannsdorf (Bezirk Korneuburg), Gänserndorf (5 Kindergärten), Wolfsthal (Bezirk Bruck), Scharndorf (Bezirk Bruck), Höflein (Bezirk Bruck).

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