Wenn das Hirn nachlässt
Menschen mit Demenz brauchen soziale Kontakte

Michaela Frauenberger hilft Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen. | Foto: Frauenberger
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Arbeit mit Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind: Michaela Frauenberger setzt bei Menschen mit Demenz gerne Therapiebegleithunde ein, die als "Türöffner" fungieren. Sie sagt: "Meine Motivation ist es, Menschen zu begeistern, sie für eine Weile aus dem Alltag zu entführen und Zeit, Sorgen, Ängste und Krankheit vergessen zu lassen, aber auch deren soziale, kognitive und motorische Fähigkeiten zu erhalten und zu fördern."

TRAISKIRCHEN. Michaela Frauenberger aus Traiskirchen kämpft gegen die Tabuisierung von Demenzerkrankungen. Sie nimmt von Demenz betroffene Menschen als Tagesgäste auf, besucht sie daheim oder im Heim und engagiert sich für das Selbsthilfeprojekt "Café Zeitreise". Ihr ist es dabei besonders wichtig, dass es nicht nur um eine Aufbewahrung der Menschen geht, sondern um eine Förderung, damit die von der Demenzerkrankung Betroffenen möglichst viele ihrer Fähigkeiten erhalten.

Schambehaftete Krankheit

Das Thema Demenz ist auch deshalb mit einem Tabu belegt, weil viele nicht wissen, dass es eine Erkrankung ist, und die Erkrankten es nicht absichtlich machen und nicht böse meinen, erklärt sie. Oft ist der Gedanke dabei: "Sie müssen sich nur zusammenreißen", das können Demenz-Erkrankte jedoch nicht. Die Normen der Gesellschaft fallen weg.

Michaela Frauenberger kämpft gegen Scham und Tabuisierung. | Foto: Frauenberger
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Viele verstecken aus Scham ihre Angehörigen auf Grund der Demenzerkrankung zu Hause. Jedoch: Der Krankheitsverlauf beschleunigt sich durch den Wegfall sozialer Kontakte. Deshalb ist sich einzusperren eine kontraproduktive Reaktion.
Durch die Scham werden oft auch Selbsthilfegruppen nicht im eigenen Ort sondern weiter weg besucht. Dies möchte Michaela Frauenberger ändern, denn soziale Kontakte sind sowohl für den von Demenz Betroffenen als auch für die Angehörigen enorm wichtig.

Therapiehund Loui

Besonders gute Erfolge erzielt sie mit der Unterstützung von ihrem Therapiehund Loui. Sie erzählt: "Der Therapiebegleithund ist ein Türöffner. Die Interaktion mit einen Hund reduziert  Stress und Angst und wirkt auch schmerzreduzierend. Der Hund fördert das Sozialverhalten und motorische Fähigkeiten. Auch Menschen im fortgeschrittenen Stadium der Demenz nehmen den Hund wahr und reagieren zum Beispiel mit Händedruck oder Tränen, auch wenn sie sonst keine Reaktionen mehr zeigen. Der Therapiehund weiß, wohin er geht und wie vorsichtig er sein muss. Das Ziel ist sich wahrgenommen fühlen und Glückliche Momente erleben."

Café Zeitreise für Angehörige und Betroffene

Das Café Zeitreise ist ein Konzept der Caritas: Nach einer gemeinsamen Kaffeejause werden die Angehörigen und Menschen mit Vergesslichkeit oder Demenz in zwei Gruppen betreut. Das Team um Frau Michaela sucht Kontakt zu den Betroffenen und baut Vertrauen auf. Es wird ein Aktivprogramm angeboten, das zum Beispiel auch sensomotorische Förderung beinhaltet. Das Soziale und der Spaßfaktor stehen dabei im Vordergrund.
Währenddessen sind die Angehörigen im Nebenraum in einer Selbsthilfegruppe. Hier können die Angehörigen herausfordernde Erfahrungen teilen, sich Anregungen und Tipps zur Unterstützung holen und haben so auch mal Zeit für sich, während der von Demenz Betroffene gut betreut ist.

Michaela Frauenberger weiß - soziale Kontakte sind sehr wichtig. | Foto: Frauenberger
  • Michaela Frauenberger weiß - soziale Kontakte sind sehr wichtig.
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Frauenberger erklärt: "Viele Angehörige fühlen sich für die Betreuung verantwortlich und haben das Gefühl, dass sie nirgends hingehen können. Vielen fehlt Luft und Zeit für sich und die Möglichkeit durchzuschnaufen. Loslassen fällt schwer. Es ist ein erster Schritt sich Zeit für sich selber zu nehmen und nicht 24/7 neben dem geliebten Menschen zu sein."
Es werden auch Themen wie Stadiengerechte Beschäftigung und Akutprobleme besprochen.

Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Angehörigen spüren, dass sie nicht alleine sind, es entstehen auch Freundschaften. "Der Freundeskreis schrumpft durch die Erkrankung, die Familie zieht sich oft zurück. Der fehlende soziale Kontakt wird belastend", beschreibt sie.

Das Café Zeitreise ist ein Angebot für Angehörige und Menschen mit Demenz. | Foto: Frauenberger
  • Das Café Zeitreise ist ein Angebot für Angehörige und Menschen mit Demenz.
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Das Café Zeitreise ist ein ehrenamtliches Angebot, jedoch ist eine Anmeldung notwendig, damit genügend Helferinnen und Helfer vor Ort sind, da für die meisten Gäste eine 1:1  Betreuung notwendig ist. Spenden für Fortbildungen für das Team und die Anschaffung von Material werden gerne gesehen.
Auch freiwillige Helferinnen und Helfer werden immer gesucht - auch Männliche! Es gibt eine Einschulung, Vorerfahrung ist nicht notwendig. Wer gesellig ist bringt schon die wichtigste Voraussetzung mit.

Tagesbetreuung mit Förderung

Für ihre Tagesbetreuung bereitet sich Frau Frauenberger genau vor und plant gezielt womit sie ihre Tagesgäste am besten fordert und fördert.
Gute Erfahrungen hat Michaela Frauenberger mit der Maks-Therapie gemacht. Studien belegen, dass durch regelmäßige Anwendung Verhaltensauffälligkeiten und Schlafstörungen besser werden. Dabei ist besonders der Soziale Aspekt wichtig.

Tipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz

Bei ersten Symptomen eines Angehörigen ist es wichtig, demjenigen nicht alles abzunehmen und ihn nicht wie ein Kleinkind zu behandeln sondern wie einen Erwachsenen. Es kommt auf die Kommunikation an, man darf nicht schroff und belehrend sein. Es ist besser Hilfe anzubieten und demjenigen nicht gleich alles wegzunehmen. Es ist positiv, wenn man den an Demenz Erkrankten einbindet in das, was man tut, also zum Beispiel die Einkaufsliste schreiben oder vorlesen lassen. Im Supermarkt gemeinsam überlegen, in welcher Abteilung man Bananen oder Zucker findet. Im Haushalt Tätigkeiten gemeinsam machen, denn noch gebraucht zu werden, noch etwas können, ist ein gutes Gefühl.

Michaela Frauenberger. | Foto: Frauenberger

Und ganz wichtig: "Wenn etwas schief geht, nicht schimpfen! Sie wissen, ich habe es falsch gemacht, und werden still und verstummen. Sie tun immer weniger, weil sie sich nicht trauen. Das ist eine Abwärtsspirale von nicht können und nicht tun. Dann können sie immer weniger bis sie bettlägrig sind."
Alte Menschen brauchen maximal sechs bis sieben Stunden Schlaf. Wenn sie den ganzen Tag nichts gemacht haben, kommt es zu einer Tag-Nacht-Umkehr. 
Frauenberger betont abschließend: "Es ist anstrengend einen Menschen mit Demenz zu beschäftigten, aber dann hat man Nachtruhe. Es ist auch wichtig für gutes Klima untereinander zu sorgen, das ist das Um und Auf. Und es ist wichtig sich selbst Hilfe zu holen."

Termine für das Café Zeitreise in Traiskirchen:

Jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat - 14 bis 16 Uhr
(ausgenommen Feiertage)
Anmeldung: Michaela Frauenberger
02252 / 99 22 93
cafezeitreise.traiskirchen@gmail.com

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