Wenn alle Glocken still sind...
...dann haben die Ratschenkinder Hochsaison. Wir gingen den Spuren eines alten Brauches im Bezirk nach.
Am Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom, ihren Job übernehmen bis Ostern die Ratschenkinder. Dieser alte Brauch wird noch in vielen Gemeinden des Bezirks gepflegt, wie etwa in Kottingbrunn. Die Ministrantenkinder Alba, Domagoj, Nikolina, Jenny, Sophie, Victoria, Tobias, Philipp und Ali freuen sich schon auf das "Ausschwärmen mit den Ratschen". Ältestes "Ratschenkind" in Kottingbrunn ist Ali, er ist schon 18 und heuer zum 10. Mal dabei. "Ein Teil der Spenden geht an unser Kardinal Franz König-Projekt, aber ein bisserl ein Taschengeld kann ich mir selbst auch verdienen", schmunzelt Ali mit den langen Haaren und schwingt die Ratsche.
Ratschenhochburg Weißenbach
Eine der Hochburgen des Ratschenbrauchtums ist zweifellos Weißenbach im Triestingtal. Dort sind jedes Jahr rund 20 Ratschenkinder unterwegs. Viele bekannte Weißenbacher können eine Ratschenkarriere aufweisen, wie Bürgermeister Hans Miedl oder Erich Gruber vom Roten Kreuz.
Einzige Turmratsche im Land
Das Triestingtal hat noch eine weitere Besonderheit in punkto „Ratschen“ aufzuweisen, nämlich die einzige funktionierende Turmratsche Niederösterreichs. Sie wurde ursprünglich 1896 in der Berndorfer Marienkirche eingebaut. 1989 wurde die Ratsche hinter einem Bretterverschlag entdeckt und von Ludwig Tröster und Franz Haigl liebevoll restauriert. Noch heute klettert der über 80-jährige Franz Haigl auf den Turm, um die 1,50 mal 1,50 Meter große Ratsche zu warten. In der Ratschenzeit wird sie mit einem Verstärker ausgestattet, dann kann man sich an ihrem Geratter weithin erfreuen (jeweils Karfreitag und Karsamstag um 6, 12 und 17 Uhr).
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