Als Frau allein in der Moschee...

- Foto: Martschini
- hochgeladen von Gabriela Stockmann
War die Angst vor der Moschee begründet? Elisabeth Martschini war drei Jahre „danach“ vor Ort. Ein persönlicher Bericht.
VON ELISABETH MARTSCHINI. Es ist nicht mein erster Besuch in der Moschee in Bad Vöslau; vor etwa einem Jahr war ich schon einmal hier, damals in männlicher Begleitung. Heute komme ich alleine – eine Frau im ärmellosen T-Shirt, mit Dr. Martens an den Füßen und einer Kamera um den Hals. Und selbstverständlich ohne Kopftuch. Eine Herausforderung für meine muslimischen Mitbürger?
Heiß diskutiert, heute ruhig
Bevor die Moschee in Bad Vöslau im Oktober 2009 eröffnet werden konnte, war die Angst in manchen Teilen der Bevölkerung groß: Es wurden Unterschriften gegen das Bauvorhaben gesammelt und heiße Diskussionen über die Höhe der Minarette geführt. Wer nach zweieinhalb Jahren Bilanz zieht, wird die vor allem auf Unwissenheit gründenden Befürchtungen jedoch nicht bestätigt finden. Im Gegenteil.
Führung vom Hausmeister
Wurden mein Begleiter und ich im vergangenen Jahr von Imam Hizir Hoca durch den Gebäudekomplex, der auch ein Café und ein Restaurant beherbergt, geführt und zum Tee eingeladen, ist es dieses Mal Rasim Bozkurt, der mir bereitwillig Informationen gibt. Kürzlich vom Verein ATIB, Mitglied der Türkisch-islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich, zum ehrenamtlichen ‘Hausmeister’ gewählt, ist er für alle internen Belange der Moschee, besonders für Sauberkeit und Instandhaltung, zuständig.
Gemeinsam mit Hizir Hoca, der sich extra ‘in Schale geworfen’ hat, lässt er sich vor der reich verzierten Gebetsnische (Mihrap) fotografieren. Auch zwei Buben sitzen mir, wenngleich etwas weniger euphorisch, Modell.
Gastfreundlichkeit total
Beim anschließenden Kaffee bin ich wieder einmal von der Offenheit und Herzlichkeit der Muslime in Bad Vöslau beeindruckt. Dass Gäste, muslimisch, christlich oder auch konfessionslos, jederzeit willkommen sind, ist mehr als eine hohle Phrase. Ein Höhepunkt des konfessionellen Miteinanders war übrigens am 29. Juni, eine halbe Stunde vor dem Freitagsgebet, die Predigt eines katholischen Geistlichen.
Als ich die Moschee wieder verlassen will, werde ich allerdings doch noch aufgehalten: Auch die Männer auf der Terrasse des Cafés wollen für die ‘Bezirksblätter’ fotografiert werden!




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.