Bitteres Ende einer SPÖ-Karriere
Helmut Hums, seit 28 Jahren Bürgermeister in Mitterndorf und ebenso lange Obmann des Abfallverbandes Baden (GVA) legte überraschend und im Unfrieden alle Funktionen zurück.
MITTERNDORF (gast). Sein Rücktritt geschah nicht ganz freiwillig, er fühle sich von seinen Freunden verraten, erklärte Mag. Helmut Hums den Bezirksblättern. Am 21. Februar sei er zum Gespräch nach Ebreichsdorf zitiert worden. Dort empfingen ihn seine Parteifreunde und SPÖ-Chefs Franz Gartner, Andreas Kollross und Wolfgang Kocevar. "Man legte mir den Rücktritt als Bürgermeister nahe, sofort, im Sommer oder im Herbst 2018, weil ich bei der Gemeinderatswahl 2020 die absolute SPÖ-Mehrheit verlieren könnte. Als Grund wurde mir eine Umfrage genannt, die das AIT (Austrian International Technology)-Institut aus Seibersdorf im Auftrag der SPÖ Niederösterreich offenbar im ganzen Bezirk durchführt. So auch in Mitterndorf. Hier wurden 150 Personen repräsentativ über Beliebtheit, Einfallsreichtum etc. von ortsbekannten SPÖ-Persönlichkeiten befragt. Die besten Werte hatte dabei Amtsleiter Thomas Jechne. Umweltgemeinderat Martin Ribnicsek, der selbst mein Nachfolger werden will, soll im Vorfeld bestätigt haben, dass er Jechne bei der Bürgermeisterwahl unterstützen will. Ich hatte durchwegs die zweitbesten Werte. Und nicht zu vergessen: Bei der jüngst geschlagenen Landtagswahl hatte Mitterndorf das viertbeste SPÖ-Ergebnis im Bezirk."
Das erzählt Helmut Hums, und die Verbitterung ist ihm anzuhören. Als er dann auch noch mehr oder weniger nebenbei zu einer Fraktionssitzung der SPÖ Mitterndorf im auswärtigen Hernstein eingeladen wurde, reichte es ihm. Er legte per 24. Februar alle Funktionen zurück, dazu auch den Obmann des Abfallverbandes im Bezirk Baden. Trotz der Enttäuschung bleibt er SPÖ-Parteimitglied. "Die Grundsätze finde ich gut, die handelnden Personen oft weniger."
"Ich hätte wachsamer sein müssen, es gab Anzeichen einer internen Unzufriedenheit", beurteilt er die Entwicklung der letzten Monate. "In der Budgetsitzung im November stimmte meine ganze Fraktion gegen die Budgetierung von 3,3 Millionen Euro für den Schulneubau. Nur die Fraktionsvorsitzende der FPÖ, Elisabeth Taus, enthielt sich in der verwirrenden Debatte der Stimme."
Bitteres Detail am Rande: Laut Hums seien auch sein Großvater nach 25 Jahren als Bürgermeister und sein Vater als Sozialminister von SPÖ-Granden ähnlich "unsanft" aus ihren Ämtern gedrängt worden.
Gartner, Kollross und Kocevar lobten via Medien alle drei die Verdienste von Helmut Hums.
Zur Person
Helmut Hums (58), begann 1982 bei der SPÖ mitzuarbeiten. 1985 kam er in den Gemeinderat, 1987 wurde er Vizebürgermeister und 1990 Bürgermeister. Im selben Jahr wurde er auch Obmann des Abfallverbandes Baden. In seiner Ära wuchs Mitterndorfs Bevölkerung von 1000 auf 3000, es war die am stärksten wachsende Gemeinde im Bezirk Baden. Entsprechend wurden neue Schulen und Kindergärten und auch eine neue Sporthalle (damals umstritten, heute etabliert) gebaut. Hums will sich nun verstärkt seinen drei Kindern (15, und Zwillinge mit 17) sowie seinem Reitstall für rund 100 Pferde widmen.
Bitteres Detail am Rande: Nach Aussage von Hums seien auch sein Großvater nach 25 Jahren als Bürgermeister und sein Vater Franz Hums als Sozialminister von SPÖ-Granden ähnlich "unsanft" aus ihren Ämtern gedrängt worden.
Die offizielle Oiriginal-Stellungnahme von SPÖ NÖ-Landesvorsitzender Franz Schnabl, Bezirksgeschäftsführer NAbg. Andreas Kollross, Präsident Franz Gartner, SPÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar:
SPÖ-Landesparteivorsitzender Franz Schnabl und SPÖ-Bezirksparteivorsitzender Andreas Kollross: „Bürgermeister Helmut Hums hat 28 Jahre umsichtig die Geschicke der Gemeinde Mitterndorf an der Fischa geleitet. Dafür möchten wir ihm aufs allerherzlichste danken. Die Bevölkerungsentwicklung spricht Bände über die Qualität des Bürgermeisters und seiner Initiativen, die Gemeinde stets am Puls der Zeit zu halten.“
1991 noch knapp über 1.000 EinwohnerInnen hält Mitterndorf an der Fischa aktuell bei weit über 2.500. Diesem Umstand und dem Engagement Bürgermeister Hums ist es geschuldet, dass die Kinder der Gemeinde nun nicht mehr in Nachbargemeinden auspendeln müssen, sondern wieder eine Volksschule und zwei Kindergärten angeboten werden können. Sogar eine Kleinkindergruppe konnte eingerichtet werden. In seiner Zeit als Bürgermeister wurden die Kinderspielplätze ausgebaut, ein neues Gemeindezentrum errichtet, in dem auch das neue Gemeindeamt, als offene, moderne BürgerInnen-Servicestelle etabliert wurde. Durch die Neueinrichtung eines modernen Marktes wurde auch die Nahversorgung gesichert. Die Neugestaltung der Straßen, bzw. der Ausbau des Kanal- und Wasserleitungsnetzes sind oft unsichtbare, aber wichtige Investitionen in die Zukunft einer Gemeinde, die auch in Mitterndorf umsichtig vorangetrieben wurden.
Helmut Hums zeichnete als Obmann des Gemeindeverbands auch für Abfallwirtschaft und Abgabeneinhebung im Verwaltungsbezirk Baden verantwortlich. Präsident Franz Gartner spricht Hums seinen Dank aus: „Helmut Hums hat durch sein persönliches Engagement in diesem Bereich in besonderer Weise gezeigt, wie man durch Initiativen die BadenerInnen für Mülltrennung und Abfallvermeidung interessieren und sensibilisieren kann.“
Bürgermeister Hums habe gezeigt wie man – durch vollen Einsatz für die Gemeinde und seine BürgerInnen – das bestmögliche Angebot schaffen könne, zeigt sich auch Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar erfreut über die Erfolge in der Gemeinde Mitterndorf: „Danke an Helmut Hums, der nun - nach 28 Jahren – das Bürgermeisteramt in jüngere Hände legt. Ich wünsche dem neuen designierten Bürgermeister Thomas Jechne alles erdenklich Gute und bin mir sicher, dass er mit ruhiger Hand die exzellente Arbeit seines Vorgängers fortsetzen wird.“
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