110 kV-Freileitung über Kottingbrunn
Was blieb vom einstigen Reizthema?
KOTTINGBRUNN. Ein nicht alltägliches Fünfjahres-Jubiläum wurde in Kottingbrunn gefeiert, und zwar das eines einstimmig beschlossenen Dringlichkeitsantrages vom 9. Dezember 2014. Es ging um das Thema 110 kV-Hochspannungsfreileitung über der Rotkreuz-Siedlung, das damals die Bevölkerung bewegte. Die "Aktion Himmelblau" nahm einen notwendigen Seiltausch durch die Wiener Netze zum Anlass, die Gesundheitsgefährdung durch Elektrosmog zu thematisieren. Erschütternde Geschichten von Krebs- und Demenzerkrankungen wurden erzählt. 1.200 Unterschriften forderten, die Freileitung in die Erde zu verlegen und somit die Strahlung zu vermindern. Mit dem Dringlichkeitsantrag, damals vorgetragen vom späteren Bürgermeister Christian Macho, wollte der Gemeinderat den Wiener Netzen sogar die Bewilligung zum Betreiben der Leitung entziehen.
Dass nichts passiert sei, kritisierte nun die neu formierte Bürgerliste Kottingbrunn, die sich auf ihre Gründerin Inge Weiss beruft. In einer Versammlung im Restaurant Löwenkopf sprachen Bürgerlisten-Urgestein Horst Enenkel und der neue Spitzenkandidat Helmut Himmer sogar von "Folter und Menschenrechtsverletzung durch die 110 kV-Freileitung". Man habe sogar Amnesty International angerufen. Vor einer Handvoll Zuhörer war man sich einig: "Um das Geld, das der gepflasterte Schlosshof kostete, hätte man die Erdkabel verlegen können." Seinerzeit war eine Trasse über 4 Kilometer ausgearbeitet worden. Geschätzte Kosten: 2 Millionen Euro.
Das sagt der Bürgermeister
Bürgermeister Christian Macho weist Vorwürfe der Untätigkeit zurück. "Am 29. März 2016 habe ich dem Gemeinderat berichtet, dass die Landesregierung unserem Antrag auf Entzug der Nutzungsbewilligung nicht stattgegeben hat. Grund dafür war, dass es keine konkrete Gesundheitsgefahr gibt." Nichtsdestotrotz werde laufend mit den Wiener Netzen verhandelt, auch "wenn uns die anfangs nicht sehr freundlich begegneten." Das Thema Erdleitung, als Gesamtes und überregional betrachtet, koste 30 Millionen Euro. Die Gemeinde widmet zur Sicherheit unter der Freileitung keine neuen Baugründe.
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Ausgangslage
Der Dringlichkeitsantrag vom 9. Dezember 2014
Von den Turbulenzen im Gemeinderat
Christian Machos Angelobung zum Bürgermeister
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