Interview über Seidoryu-Karate
Großmeister KoDo und die weise Liebe
BEZIRKSBLÄTTER: Seidoryu heißt "Die Schule des westlichen Weges". Woran liegt's, dass man diesen Badener Verein gar nicht so kennt?
DR. PETER-KURT ÖSTERREICHER: Seidoryu ist eine KampfKUNST, es geht nicht um Wettkämpfe oder Medaillen, sondern um die Entwicklung der Persönlichkeit, die Jahre dauert.
Was macht einen guten Kampfkünstler aus?
Er hat die Technik, sich gut zu verteidigen. Er wird aber niemals einen Kampf anfangen. Wir sagen "Karate ni sentei nashi". Frei aus dem Japanischen übersetzt heißt das: "Wir fangen nicht an."
Gerade haben Anfängerkurse in der Badener Sporthalle gestartet. Was lernt man da zuerst?
Wir schauen uns an, wie jemand steht und geht. Wir zeigen ihm unsere Techniken, zum Beispiel Schlagen oder Treten. Das muss präzise erlernt werden, kombiniert mit Schnelligkeit. So wird die Bewegung effektiv. Da braucht es 30.000 bis 70.000 Wiederholungen, jahrelanges Training. Karate ist einfach, aber nicht leicht.
Sie selbst sind schon 63. Ich nehme an, die Beweglichkeit lässt in späteren Jahren nach. Dennoch kann man diese Kampfkunst in jedem Alter betreiben. Warum?
Es geht eben auch um Persönlichkeitsentwicklung. Im Alter kommen neue Fähigkeiten dazu, wenn man auch vielleicht manche Bewegung nicht mehr so schnell ausführen kann. Ich selbst sehe mich ja auch schon als eine Art General, als jemanden mit Weitsicht, der das Ziel hat, die Begeisterung weiterzugeben. Mein Name KoDo heißt übersetzt "Weg des Lichts".
Wie kamen Sie zu Seidoryu?
Während meines Medizinstudiums in den späten 1970er-Jahren suchte ich nach einer Möglichkeit, mich fit zu halten. Und ich habe einen tollen japanischen Lehrer gehabt, der mich mit der Kampfkunst und später auch mit der Geistesschule des Zen-Buddhismus bekannt gemacht hat, zu dem ich konvertiert bin. In Japan ist fast jede Form von Karate mit Zen verknüpft. Und Zen ist menschenfreundliche Achtsamkeit.
Sie als "Großmeister" KoDo haben bereits alle Prüfungen absolviert. Die höchsten Weihen stehen Ihnen aber noch bevor...
Stimmt. Bis zum 5. Dan wird man sozusagen technisch geprüft. Ab dem 6. von neun Dans muss man Führungsqualitäten beweisen. Die offizielle Anrede für mich als Inhaber des 6. Dan ist jetzt Shihan, Großmeister. Ich habe den Verein in Baden gegründet und muss nun zeigen, wie ich die Begeisterung weitergeben kann. Dazu brauche ich innere Klarheit, ich muss wissen, wie es geht und worum es geht...
Und worum geht es?
Um Tai (Gesundheit) auf der untersten Stufe, um Gi (Technik) auf der zweiten Stufe und um Shin (weise Liebe und Herz) auf der obersten Stufe.
Zur Sache
Bis zum 15. Oktober kann man beim Badener Verein Seidoryu noch in den Anfängerkurs einsteigen. Dieser findet zweimals wöchentlich statt - am Mittwoch und Freitag von 18 - 19 Uhr und danach Training für die Fortgeschrittenen. Am Montag um 19 Uhr ist Schwarzgürtel-Training für die sehr weit Fortgeschrittenen und am Samstag von 16 bis 18 Uhr ist allgemeines freies Training. Seidoryu findet man auch auf Facebook oder Instagram. Auch Schnuppertraining ist möglich. Mehr Infos unter info@seidoryu.at oder telefonisch unter 0676-913 00 21
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