Karl Ivants: Vom Lehrling zum Unternehmer
BADEN. Er hat Schuster gelernt - und er ist bei seinen Leisten geblieben: Karl Ivants wurde das Schuhmacher-Handwerk praktisch in die Wiege gelegt. Seine Eltern betrieben lange ein Schuhmachergeschäft im Palais Erzherzog Anton, 1987 hat Karl Ivants das Geschäft in der Antonsgasse gegenüber dem heutigen Geschäft übernommen.
"Junge Leute brauchen Zeit"
Zuvor hatte er - ab 1975 - eine dreijährige Lehre als Orthopädieschuhmacher in Eisenstadt begonnen, war dann neun Jahre lang Geselle und sammelte in mehreren Betrieben in Wien und Niederösterreich Erfahrung, ehe er 1987 die Meisterprüfung ablegte. "Wenn ich die damalige Zeit mit der heutigen vergleiche", so Ivants, "dann meine ich, dass man den jungen Leuten heute etwas zu wenig Zeit gibt, um Erfahrungen zu sammeln. Es wird immer gleich geprüft, dabei wäre gerade die Erfahrung so wichtig."
Trends einschätzen
Für Karl Ivants, schließlich Schuhmachermeister mit eigenem Geschäft, war diese Erfahrung schließlich sehr wichtig, "Es ging ja im Laufe meines Berufslebens auch darum, die Wirtschaftslage zu beobachten und den Trend der Zeit zu erkennen, sonst ist es schwer, als Unternehmer zu überleben." Er hat immer auf mehrere Produkt-Säulen gesetzt. In der Wirtschaftskrise 1992 stellte er eine Veränderung in der Einstellung zu Schuhen fest. Der Trend ging wieder ein wenig weg vom industriell gefertigten Schuh - und so bot Ivants wieder verstärkt die Maßschuhe an. Und heute? "Ein völlig neuer Trend seit zwei Jahren ist die Produktion hochwertiger Maßgürtel, ein Accessoire, das modisch wirkt", sagt der Schuster und zeigt gleich auf einige bunte Gürtel in seinem Geschäft. Manche Arbeitstechniken - etwa die Zwienaht, eine doppelte Naht - kommen heute hingegen nur noch selten zum Einsatz.
Mehr Fingerfertigkeit wäre wünschenswert
Acht Jahre lang war er Bundesberufsgruppenobmann für Schuhmacher und als solcher hat er selbst bei den jungen Leuten die Meisterprüfung abgenommen. Auch in seinem Geschäft in Baden hat er drei Lehrlinge ausgebildet. Haben sich die jungen Leute im Vergleich zu "damals" verändert? "Ich glaube nicht. Was mir aber schon auffällt, dass offenbar aus dem Elternhaus immer weniger Fingerfertigkeit, Grundgeschicklichkeit mitgegeben wird. Das ist aber nicht unwichtig, wenn man ein Handwerk erlernen will."
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