EVN meldet Minus bei Strom- und Gasverbrauch:
"Man spürt bereits, dass die Leute Energie sparen"

EVN-Sprecher Stefan Zach im Interview | Foto: EVN/Matejschek
  • EVN-Sprecher Stefan Zach im Interview
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BEZIRKSBLÄTTER: Wie hat sich das viele Daheim-Sein in der Pandemie auf den privaten Energieverbrauch ausgewirkt?
STEFAN ZACH: Es war beim Gesamtverbrauch wenig bemerkbar, etwa im einstelligen Prozentbereich. Dass viele Menschen jetzt erhebliche Nachzahlungen haben, ist vor allem dem seit letzten Sommer stark gestiegenen Gaspreis geschuldet. In Folge dessen sind auch die Strompreise an den Handelsplätzen deutlich angestiegen. Aber auch Pellets und Holz sind erheblich teurer geworden. In den letzten Monaten merken wir aber auch, dass sich das Bewusstsein unserer Kundinnen und Kunden deutlich ändert. Die Strom- und Gasverbräuche sind deutlich gesunken. So ist im Mai der Stromverbrauch in NÖ um 9,5 % im Vergleich zum Mai 2021 zurückgegangen, im Juni waren es 7 %. Bei Erdgas war der Rückgang temperaturbedingt im Mai bei fast 40 %. Dieser bewusste Umgang mit Energie wirkt kostendämpfend und ist in dieser schwierigen Zeit eine positive Entwicklung.

Trotz allem Sparwillen stöhnen die Menschen aber unter stark steigenden Energiekosten.
Das hängt auch damit zusammen, dass Strom und Gas in den letzten 10 Jahren sehr günstig waren. Sowohl der Strom- als auch der Gaspreis waren Ende 2021 um 15 % niedriger als 2011. Die Energiekosten machten maximal eineinhalb Prozent der Jahreskosten eines Haushaltes aus und waren wenig spürbar. Die jetzigen Steigerungen werden deshalb als besonders hart empfunden. Vor allem von den Menschen, die schon in den letzten Jahren finanziell nicht gut gestellt waren. Wer in einer schlecht gedämmten Wohnung lebt und sich keine neuen energiesparenden Geräte leisten kann, ist besonders betroffen.

Was sollen diese Menschen tun? Droht im Extremfall tatsächlich die Strom- und Gasabschaltung, wenn die Rechnungen nicht beglichen werden können?
Wir bieten intensive Beratung und arbeiten auch mit der Caritas und anderen Sozialeinrichtungen zusammen. Wir bieten Ratenzahlungen und Stundungen. Die Zahl der Haushalte in NÖ, wo es wirklich zu Abschaltungen gekommen ist, liegt derzeit im österreichweiten Vergleich auf einem sehr niedrigen Niveau. Unser Ziel ist es, mit allen Kundinnen und Kunden gute Lösungen zu finden. Zusätzlich kann ich nur allen empfehlen, sich mit ihren Energietarifen auseinanderzusetzen. Die EVN bietet unterschiedlichste Tarife an, ein großer Teil unserer Kunden hat sich in den letzten Monaten für Tarife mit einer Preisgarantie auf ein bis zwei Jahre entschieden. Nicht alle Teuerungen sind ein unabwendbares Schicksal.

Viele Menschen haben in der Vergangenheit auch zu Billig-Anbietern gewechselt und sind gleichermaßen von den Teuerungen betroffen.
Vielleicht sogar noch mehr. Viele sogenannte Billiganbieter sind in massive Turbulenzen geraten. Ihre wenig robusten Geschäftsmodelle halten dieser Krise nicht stand. Viele kündigen ihre Kunden, denen dann nur ein Anbieterwechsel bleibt. Ein Teil nimmt keine Neukunden mehr an. In den letzten Monaten sind knapp 25.000 Kunden zur EVN zurückgekehrt, das hat es seit Beginn der Liberalisierung nicht gegeben.

Könnte es aber trotzdem sein, dass die Zahl der Abschaltungen auch bei der EVN wegen Uneinbringlichkeit steigen wird, etwa über 1000?
Die Unterstützungsmaßnahmen durch Land NÖ und Bund sind gewaltig, sind aber teilweise noch nicht bei den Kundinnen und Kunden angekommen. Alleine der NÖ Stromkosten-Rabatt des Landes NÖ wird für eine deutliche Entlastung sorgen. Ich hoffe sehr, dass unsere Kundinnen und Kunden gut durch diese einzigartige Krise kommen und bessere Zeiten auf uns alle warten.

Dann heißt es aber, die Energiekonzerne machen enorme Gewinne. Da versteht niemand, warum er oder sie vor einem kalten Winter Angst haben muss.
Die EVN profitiert nicht von den steigenden Preisen. Wir kaufen über die Hälfte des Stroms für unsere Kunden zu den derzeit extrem hohen Marktpreisen ein. Bei Erdgas sind es 100 Prozent. Mit dem Verkauf von Strom und Gas werden wir in diesem Jahr kein Geld verdienen. Das Geld, das wir mit dem Verkauf von Strom aus unseren Windrädern und Kleinwasserkraftwerken verdienen, steht leider in keiner Relation zu den Mehrkosten, die beim Einkauf von Strom und Erdgas entstehen. Hohe Gewinne machen derzeit nur Unternehmen, die große Mengen Strom in bereits abgeschriebenen Wasserkraftwerken produzieren. Wer ein Vielfaches dessen erzeugt, was seine eigenen Kunden benötigen, kann den Überschuss zu derzeit extrem hohen Preisen an den Börsen gewinnbringend verkaufen. Es ist eine politische Entscheidung, ob in der derzeitigen Ausnahmesituation hier eingegriffen werden soll und dieses Geld ärmeren Menschen oder der Allgemeinheit zugutekommen soll. Ich persönlich finde, dass es in der schlimmstem Krise der letzten Jahrzehnte keine Denkverbote geben kann und alles in Frage gestellt werden darf, um eine Verbesserung der Situation für die Bevölkerung zu erreichen.

Wie kommt die EVN an die Energie?
Wir produzieren in Niederösterreich die Hälfte des Strombedarfs unserer Kunden selbst (mit Windrädern, Kleinwasserkraftwerken, Biomasse, Fotovoltaik) und kaufen die andere Hälfte am Markt zu, unter anderem große Mengen Wasserkraft von der Verbundgesellschaft.

Wo sehen Sie das Ende der Fahnenstange bei den Preisen?
Wir hoffen, dass die Preise sich stabilisieren und nach einem hoffentlich baldigen Ende des Ukrainekrieges auch wieder deutlich sinken. Die letzten Monate haben uns bewußt gemacht, wie sehr Europa Erdgas für die Erhaltung seines Wohlstandes braucht. Aber auch, was diese Abhängigkeit in einer Krise bedeuten kann. Österreich hat große noch ungenutzte Potentiale bei erneuerbaren Energien, die uns aus dieser Abhängigkeit hinausführen können. Ich hoffe dass es uns gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden gelingt, diese Potentiale zu nutzen und die Abhängigkeit von russischem Erdgas rasch zu reduzieren. Dazu braucht es aber Lösungen mit Hausverstand, damit Energie sauber, sicher und leistbar bleibt.

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