Interview
Was ist los im Weingarten?
Ein Interview mit der ehemaligen Bundesweinkönigin Julia Herzog vom Brunngassenheurigen in Gainfarn. Sie ist nun wieder ganz bodenständig im elterlichen Weingut im Einsatz, und das in einer außerordentlichen Zeit, die auch g'standene Winzer und Winzerinnen zu neuen Strategien zwingt.
BEZIRKSBLÄTTER: Trotz Pandemie: Die Natur nimmt dennoch ihren Lauf. Was ist derzeit los im Weingarten?
JULIA HERZOG: Die Augen, so sagen wir zu den Knospen, schwellen und langsam fangen sie zum Aufbrechen an. Die kühlen Nächte haben bei uns in der Region zum Glück dazu beigetragen, dass der Austrieb etwas verzögert wurde, wobei wir prinzipiell sehr früh dran sind. Die größte Challenge dürfte heuer im Frühjahr das fehlende Wasser sein.
Brauchen Winzer jetzt auch Hilfe?
Das Anbinden der Reben ist im Großen und Ganzen erledigt. Die Winzer, die Neuanlagen gepflanzt haben, sind jetzt sehr im Einsatz. Wir haben in den letzten Tagen einzelne Reben ausgepflanzt in bestehenden Weingärten, wo Stöcke ausgefallen sind. Auch die brauchen gerade jetzt in der trockenen Zeit viel Pflege. Die nächste händische Arbeit ist das Jäten, wenn die Reben zum Treiben beginnen. Traktorarbeiten wie Kompost streuen, Bodenbearbeitung oder Pflanzenschutz stehen in diesen Tagen auch auf der To Do Liste.
In unserem Fall können wir aufgrund der ausgefallenen Heurigentermine die Arbeit im Weingarten bis jetzt als Familienbetrieb gut selbst meistern. Wenn es jedoch Richtung Sommer geht, sind wir wieder auf Saisonarbeitskräfte angewiesen.
Wie läuft der Flaschenweinverkauf in Zeiten behördlicher Heurigensperren, um die Pandemie einzudämmen?
Gut. Jetzt sind die Balkonheurigen zuhause im Trend. Eine Thermenregion ohne Heurigen ist ja quasi unvorstellbar. Deshalb darf auch zuhause der passende regionale Wein nicht fehlen. Diese Ausnahmezeit ist zwar sehr fordernd für uns Winzer, trotzdem bin ich mir sicher oder hoffe ich zumindest, dass die Situation auch Gutes hat. Und dass die Menschen in der Thermenregion bei ihren Spaziergängen durch unsere Kulturlandschaften noch bewusster dran denken, dass hier in der geschichtsträchtigen Thermenregion tolle Weine wachsen. Und dass sie dran denken, dass die Winzer leicht erreichbar bei ihren Ab Hof Verkäufen oder Liefertouren sind. Die Unterstützung regionaler Betriebe ist gerade in diesen Zeiten sehr wichtig.
Wie leicht sind Sie erreichbar?
Wir sind wie gewohnt bei unserem Ab Hof Verkauf (Di-Sa, 10.30-18.00) für Sie da. Der einzige Unterschied: zurzeit heißen wir unsere Gäste mit selbstgenähten Atemschutzmasken willkommen. Außerdem stellen wir in der Umgebung unsere Weine zu und verschicken mit dem Paketdienst in 6er-, 12er- oder 18er Kartons.
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