Das "Erfolgsgeheimnis" von Müllendorf
Bürgermeister Werner Huf verrät, warum er das Match um die Betriebsansiedlung von Schlumberger in seiner Gemeinde Müllendorf gewann.
BAD VÖSLAU/MÜLLENDORF. Am Montag, den 12. Juni, schlug die Nachricht medial wie eine Bombe ein. Schlumberger siedelt seine Produktion aus Wien nach Müllendorf ab und kommt nicht nach Bad Vöslau, wo man sich ebenfalls sehr um den heimischen Traditionsbetrieb bemüht hatte. Immerhin sind die Wurzeln von Schlumberger am heimischen Goldeck, wo noch immer eine Abfüllanlage in Betrieb ist und voerst auch bleiben soll. Im Gespräch verrät der Müllendorfer Bürgermeister Werner Huf (SPÖ), für den "ein Märchen wahr wurde", sein Erfolgsgeheimnis. Der Gemeinderat wird am 21. Juni wohl die Ansiedlung auch noch formell beschließen.
Industriegebiet seit 20 Jahren
Im burgenländischen Müllendorf, einer 1450 Einwohner-Gemeinde nahe Eisenstadt und Mattersburg, besteht ein großes Industriegebiet, das schon vor 20 Jahren begründet wurde und auf dem sich bereits Renommierbetriebe wie Pagro-Libro, Lidl, Leykam und andere befinden. Schlumberger besiedelt nun dort ein 122.000 Quadratmeter großes voll aufgeschlossenes Gebiet mit Industriewidmung und eigenem Anschluss an die Autobahn und könnte - so Huf - "in drei Wochen zu bauen beginnen". Sechs Monate lang sei intensiv verhandelt worden, sagt Huf. Ausschlaggebend für die Entscheidung von Schlumberger sei wohl die Größe des Gebietes gewesen, man wolle keine zukünftigen Platzprobleme haben.
Gutes Arbeitskräftepotenzial
Das Arbeitskräftepotenzial sei gut, sowohl was einfache Arbeiter als auch Fachkräfte betreffe. "Wir haben zum Beispiel in Eisenstadt eine Kellereifachschule," so Huf, der aber auch die Nähe zu Ungarn und das gute Angebot auch an freien heimischen Arbeitskräften ins Treffen führt. Im Endausbau könnte Schlumberger 150 Arbeitskräfte beschäftigen, so Huf, der sich da aber nicht genau festlegen will. "Das ist eine Zahl, die in den Raum gestellt wurde."
Das Industriegebiet bei Müllendorf sei bereits vor 20 Jahren entwickelt worden, gemeinsam mit der Landesgesellschaft WIBAG. Gab es nie politischen Gegenwind? "Es gab damals schon Stimmen, die fragten, warum das Gebiet so groß sein muss," erzählt Huf, allerdings sei "das Gebiet durch die Autobahn völlig vom restlichen Ort abgetrennt, und niemand ist davon belästigt." Man habe auch in den 20 Jahren seitens des Gemeinderates noch nie ein Veto einlegen müssen, etwa weil ein Betrieb mit gefährlichen Stoffen sich ansiedeln wollte.
Kein Verzicht auf Kommunalsteuern
Im Gegensatz zu anderen Gemeinden verzichtet man in Müllendorf nicht auf Kommunalsteuereinnahmen, um einen Betrieb "anzulocken". "Wir haben nichts davon, wenn wir einem Betrieb zehn Jahre lang die Kommunalsteuer erlassen und dann siedelt er nach zehn Jahren ab oder geht pleite. Dann würde Müllendorf keinen einzigen Cent sehen. So können wir über die Kommunalsteuer unserem Ort etwas zurückgeben", sagt Werner Huf. Insgesamt sind auf dem Müllendorfer Industriegebiet inklusive dem Schlumberger-Potenzial dann bereits 800 Menschen beschäftigt. "Viele von ihnen haben fünf Minuten mit dem Rad zur Arbeit", betont der Bürgermeister einen weiteren Vorteil für die heimische Bevölkerung. Er hofft nun, dass mit der Ansiedlung von Schlumberger noch weitere große Betriebe Lust auf Müllendorf bekommen, denn es sind noch "zwei, drei" große Flächen zu haben.
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