Philosophierender Rabe
(Zu einem Bild von Josef Lankmayer)
Ein Rabe sinniert vor sich hin:
"Warum ich wohl ein Rabe bin?
Vielleicht mag es mein Karma sein,
dass ich jetzt leb´ als Rabenbein?!
Vielleicht lebte ich früher mal
als wunderschöner Goldschakal?
War ich womöglich gar ein Luchs,
doch könnt´ auch sein - ein schlauer Fuchs?!
Ob ich vielleicht ein Löwe war
mit einer Mähne - wunderbar?
Ja, freilich könnte es auch sein,
dass ich mal war ein wildes Schwein!
Oder war ich ein stolzer Hirsch,
verfolgt von Jägern auf der Pirsch,
von denen einer mich erschoss
und drauf den Jagderfolg genoss?
Ich hoff´, ich war nie ein Insekt,
weil der Gedanke bitter schmeckt!
Wenn ich nur denk´ an eine Laus,
fallen mir gleich die Federn aus!
Wär´ ich gewesen mal ein Floh,
dann ginge es mir ebenso!
Was ich noch weitaus ärger fänd´,
wenn ich gewesen wär´ am End:
einer von diesen nackten Affen,
der meint, er wär´ von Gott erschaffen -
sogar als Gottes Ebenbild.
Die Präpotenz macht mich ganz wild!
Drauf kommt mir endlich in den Sinn,
dass ich als Rabe glücklich bin
und nicht ein Mensch bin, der sich brüstet
ganz stolz, dass er die Welt verwüstet!"
Ferdinand REINDL
31 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.