26. Braunauer Zeitgeschichte-Tage befassen sich mit Religion und Moderne

Die Ehrengäste mit den Verantwortlichen der Veranstaltung (v. li.) Bundesrat Ferdinand Tiefnig, Dr. Heiner Boberski, Florian Kotanko und Bürgermeister Johannes Waidbacher.
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  • Die Ehrengäste mit den Verantwortlichen der Veranstaltung (v. li.) Bundesrat Ferdinand Tiefnig, Dr. Heiner Boberski, Florian Kotanko und Bürgermeister Johannes Waidbacher.
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Braunau am Inn.
Die Zeitgeschichte-Tage in der Nachbarstadt Braunau haben in der Vergangenheit stets durch ihre fachlich bestens aufbereiteten Themen zu großer nationaler und internationaler Resonanz geführt. Die 26. Veranstaltung befasste sich am Wochenende im Kulturhaus Gugg mit dem Thema Religion und Moderne.

Dabei beschäftigen sich die zahlreichen Redner und Referenten mit der Rolle von Religionen in der gegenwärtigen modernen Gesellschaft. Auch wenn heute in westlich orientierten Staaten die Neutralität des Staates gegenüber den Religionsgemeinschaften besteht, so gibt es doch inmitten dieser Gemeinschaften konkurrierende Überzeugungen, Werte und Lebensstile.

Nun zeichnet sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts unter dem Eindruck neuer multikulturellen Realitäten eine Entwicklung in Europa ab, welche die säkularen Grundsätze des Staates zunehmend infrage stellt und auch missachtet. Zunehmend wird die Religionsfrage politisch instrumentalisiert, was zu sozialen und politischen Spannungen innerhalb Europas führt.

Am Freitagabend starteten nun die 26. Zeitgeschichte-Tage mit einem Eröffnungsvortag von Journalist und Buchautor Dr. Heiner Boberski zum Thema "Das Jahrhundert der Religionen". Dr. Heiner Boberski wurde 1950 in Linz geboren und bekam neben zahlreichen publizistischen Auszeichnungen bereits dreimal den Staatspreis.

Wie sieht es künftig mit den Religionen bei uns aus? Laut Boberski müssen wir im 21. Jahrhundert damit rechnen, dass die Bedeutung der Religionen deutlich zunimmt. Dabei wird man sich auch auf Spannungen innerhalb der Religionen einstellen müssen. "Hier wird es vor allem im Islam zwischen den liberalen und konservativen Flügeln zu Spannungen kommen.

Im Christentum dürfte dies weitgehend erledigt sein, wenngleich sich einige Gruppen auch hier durch den Islam, militant zu agieren bestätigt fühlen",erläutert Boberski. Das Gebot der Stunde ist die Versöhnung der Religionen, damit sie ihren Platz in der Gesellschaft erkennen. Die Angst vieler Bürger durch eine zunehmende Islamisierung Europas kann Boberski nicht teilen. Nach seinen Recherchen haben die Muslime in der zweiten und dritten Generation bereits deutlich weniger Kinder, als das ursprünglich der Fall war.

Allerdings sieht er schon eine Gefahr, wenn Muslime an den gesellschaftlichen Rand gedrängt werden und nicht die Möglichkeit eines sozialen Aufstiegs haben und letztlich am Bildungssystem scheitern. "Denn dadurch werden diese Menschen Außenseiter, was sich später durchaus hochschaukeln und zu Problemen führen könnte", so der Referent. Als einzig wahre Lösung dieses Problems bezeichnete er den harten und steinigen Weg der Integration.

Bereits zuvor lobte Bürgermeister Johannes Waidbacher die ehrenamtliche Arbeit der Zeitgeschichte-Tage-Organisatoren, die seit 26 Jahren unermüdlich Jahr für Jahr erfolgreiche und anerkannte Arbeit im Bereich der Zeitgeschichte leisten.
Offiziell eröffnet wurde die Veranstaltung von Obmann Florian Kotanko vom Verein für Zeitgeschichte Braunau.

Am Samstagabend stand die Verleihung des Egon Ranshofen-Wertheimer-Preises im Mittelpunkt. Seit 2007 verleihen die Stadt Braunau und der Verein für Zeitgeschichte diese Auszeichnung. Mit dem Preis werden Personen und Personengruppen für ihre Verdienste um das Ansehen der Republik Österreich im Ausland gewürdigt. Benannt wurde er nach dem Journalisten, Politikwissenschaftler und Diplomaten Egon Ranshofen-Wertheimer aus Ranshofen.

Diesmal erhielt der ehemalige österreichische Botschafter Dr. Paul Leifer aus Chile den Preis überreicht. Leifer nahm während des Militärputschs in Chile zahlreiche politisch Verfolgte in der österreichischen Botschaft auf und ermöglichte ihnen die Ausreise nach Österreich. Er schützte und rettete damit viele Menschenleben, hieß es in der Laudatio. Leifer konnte sich an diesem Abend nicht nur über den Preis freuen, sondern auch auf einen Überraschungsgast.

Zu der feierlichen und sehr berührenden Preisübergabe war nämlich auch Anne Freudenthaler gekommen. Sie fand 1973 als Kleinkind mit ihrer Familie Unterschlupf in der Botschaft in Chile, die von Leifer geleitet wurde. Insgesamt nahmen an dem Wochenende acht Referenten an den 26. Braunauer Zeitgeschichte-Tagen teil.

Zeitgleich zur Tagung ist auch eine Ausstellung in der Gugg-Galerie zu sehen. Im Zentrum steht dabei die goldene Regel als Grundsatz der praktischen Etik: "Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst." Die Ausstellung illustriert die interkulturellen und interreligiösen Ansätze der "Stiftung Weltethos".

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Foto: Cityfoto
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