Für ein Kunstwerk gehen zwei bis drei Ketten drauf

GERETSBERG. Der 31-jährige Familienvater ist gelernter Zimmerer und verdient sein Brot als Chemiearbeiter. Irgendwann möchte ich mich mit meiner Kunst selbstständig machen.
Vor gut vier Jahren ist der Geretsberger im Internet auf eine besondere Art der Schnitzkunst gestoßen. Ich wollte mal etwas Neues wagen. Da die ersten Versuche mit der Motorsäge schon mal nicht so schlecht liefen, machte ich weiter damit. Die Figuren, die heute entstehen, kann man mit den Entwürfen von damals jedoch nicht mehr vergleichen, schmunzelt er. Um an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen, so sagt er, müsse er noch ein wenig üben. Da machen Leute mit, die das schon jahrzehntelang machen. Bisher war ich immer nur als Zuschauer dabei, eine WM-Teilnahme ist aber sicher ein Ziel von mir. In Österreich ist das Schnitzen mit der Motorsäge bislang noch eine seltene Kunst. In den USA und auch in Deutschland ist das schon länger ein Trend. Hierzulande ist es noch etwas Besonderes. Das erkennt man an den Reaktionen der Leute, wenn ich als Schauschnitzer auf Veranstaltungen unterwegs bin.

Kunst verschlingt pro Jahr 200 Liter Motorsägenbenzin
Für Markus Tutzer ist das Schnitzen vorwiegend ein Hobby. Allerdings hat er bei den vielen Aufträgen, die ihm ins Haus flattern, kaum noch Zeit, eigene Ideen zu verwirklichen. Besonders schwer fällt es ihm, wenn er ein Werkstück hergeben muss. Man steckt so viel Energie und Zeit in die Arbeit, da hat jedes Stück für mich eine Bedeutung. Man hängt schon ein wenig an den Dingen. Beim Großteil der Aufträge handelt es sich um Geburtstags- und Jubiläumsgeschenke. Oft kommen die Leute auch zu mir, wenn sie einen Baum in ihrem Garten zusammenschneiden haben müssen. Ich werde dann beauftragt, aus dem Baumstumpf ein Kunstwerk zu erschaffen. Tutzer schnitzt alles aus einem Stamm. Da wird nichts dazugestückelt. Für ein Kunstwerk benötigt er fünf verschiedene Motorsägen mit unterschiedlichen Sägeschienen. Es würde zu lange dauern, immer wieder die Schienen auszutauschen. Im Jahr verbraucht der Motorsägenkünstler rund 200 Liter Motorsägenbenzin.
Wenn ich damit schnitze, läuft die Motorsäge stundenlang in einem durch. Zwei bis drei Ketten gehen für ein Kunstwerk gut und gerne drauf. Geschnitzt hat er schon alles Mögliche, angefangen von Eulen über Adler und Pferde bis hin zu menschlichen Gestalten. So stammt auch die Friedenstaube in Franking aus seiner Hand. Die Figur stellt eine weibliche Gestalt dar, die eine Taube in Händen hält. Ein Beitrag der Gemeinde zum Friedensbezirk Braunau.
Menschen aus Holz zu erschaffen, ist die größte Herausforderung. Aber auch das gelingt dem kreativen Künstler, der um die Gefahren seines Hobbys weiß.
Es ist schon gefährlich. Bei einem Unfall mit einer Motorsäge passiert natürlich fast immer etwas Gröberes. Beim Schnitzen hat man die Säge überall. Ich bin daher immer mit einer Schutzhose, Stahlkappenschuhen und Gehör- und Mundschutz ausgerüstet.