Kinderschutzzentrum Braunau
Corona und die Auswirkungen auf die kindliche Psyche
Homeschooling, Social distancing, Angst vor dem Virus: Die Coronakrise machte nicht nur Erwachsenen zu schaffen. Auch Kinder und Jugendliche litten enorm unter den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus, wie Karina Springmann vom Kinderschutzzentrum in Ranshofen weiß.
RANSHOFEN (kat). Die Coronakrise ging auch an Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorbei: Die Folge daraus ist eine Zunahme an psychischen Problemen bei den jungen Mitbürgern. "Störungsbilder wie soziale Ängste, Schulängste, Angst vor dem Virus, die Angst, nahe Verwandte anzustecken – vor allem Kinder waren davon betroffen", erzählt Karina Springmann, Psychologin im Kinderschutzzentrum in Ranshofen. Bei Jugendlichen wären die größten Probleme vor allem Vereinsamung und Motivationsprobleme gewesen, weiß Springmann.
"Die Frage: Wie geht's weiter? Aber auch Strukturlosigkeit. Die Belastungen für Jugendliche sind oftmals auch recht kontrovers: Auf der einen Seite werden Freunde vermisst dem gegenüber stehen soziale Ängste. Junge Menschen brauchen junge Menschen um zu wachsen", so die Expertin.
Ein Mehr an Fällen
Springmann und ihr Team haben im Vergleich zum Jahr 2019 einen Anstieg an zu betreuenden Fällen bemerkt:
" Im Jahr 2020 hatten wir ein Mehr an Fällen zu betreuen, hinsichtlich psychischer und physischer Gewalt, Ängsten, Verhaltensauffälligkeiten und Überforderung", erzählt die Psychologin.
Generell sei ein Mehr an Depressionen, Selbstverletzungen und Suizid zu bemerken gewesen. Dazu kam auch eine Zunahme von Süchten, die vor allem durch Langeweile hervorgerufen wurden. "Die Zeit ist eine große Herausforderung für Eltern und Kinder, beziehungsweise Jugendliche. Ist das Umfeld stabil, ist die Situation vermutlich etwas leichter zu händeln. Aber ganz allgemein hat das Streitpotenzial zugenommen", weiß Springmann.
Reaktion der Eltern
Bemerkt man als Elternteil eine Veränderung im Gebahren der Kinder, so solle man, laut Expertin, das Gespräch suchen. "Man soll diese Gespräche sensibel angehen und etwa mit 'ich mache mir Sorgen' beginnen", empfiehlt Springmann. Außerdem sei es oft hilfreich, Aktivitäten zu planen.
"Häufig fehlt den Kindern und Jugendlichen die Struktur. Man sollte Interesse an den Sorgen und Ängsten zeigen und sich darum kümmern. Ich empfehle, solche Dinge direkt anzusprechen und sie nicht totzuschweigen", so die Psychologin.
Als weniger hilfreich sieht Springmann Äußerungen wie "So darfst du nicht denken", wenn das Kind etwa über Suizidgedanken spricht. "Man muss auch solchen Dingen Raum geben, um darüber zu sprechen. Natürlich kann man jederzeit Kontakt zum Hausarzt oder zum Kinderschutzzentrum aufnehmen", betont Springmann.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für Eltern sei es, weiterhin die Stütze des Kindes zu sein und nicht in Panik auszbrechen. "Vor allem in diesen herausfordernden Zeiten sollte man sich überlegen: Was gibt mir Kraft? Was tut uns gut? Was stärkt uns? Auch als Familie. Der Spaßfaktor soll dabei im Vordergrund stehen. Eltern sind von Beginn an Stützen für ihre Kinder. Daran sollte sich nichts ändern", so die Psychologin.
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