"Milch ist immer noch zu billig"

Foto: Penz

Auch die zunehmende Bürokratisierung macht den Landwirten zu schaffen - viele müssen zusperren.

BEZIRK (penz). Viele Bauern haben das Vertrauen in die Politik und somit in ihre Zukunft verloren. Das wird bei einer emotionalen Diskussionsrunde nach einem "hunger.macht.profite"-Vortrag im Schloss Ranshofen ersichtlich. Die heimischen Landwirte haben es immer schwerer. Vor allem die Kleinen sterben leise weg. Die Betriebe, die bleiben, werden immer größer, mechanisierter, profitgesteuerter. "Es geht nicht um Schuldzuweisungen", betont Sepp Ortner vom Schaberlhof. "Es geht darum, dass man endlich erkennen muss, dass es Probleme gibt. Probleme, die wir nur gemeinsam lösen können", versucht er die Politik wachzurütteln.

Das Bauernsterben setzt sich unaufhaltsam fort. Seit 1995 haben 58 Prozent der bäuerlichen Betriebe bereits das Handtuch geworfen, nennt Bundesrat Ferdinand Tiefnig die erschreckenden Zahlen. Kleinbauern können nicht mehr mit den Billigwaren aus dem Ausland konkurrieren und gehen zugrunde. Viele Kleinbetriebe suchen daher Nischen in der Direktvermarktung oder Urlaub am Bauernhof. "In der Kreativität liegt bei vielen die Zukunftshoffnung." Auch die steigende Bürokratie ist Grund dafür, dass Landwirte die Türen in ihren Betrieben für immer schließen, so Tiefnig, der auch Obmann der Bezirksbauernkammer ist.

Milchkrise sorgt für Kopfzerbrechen

Gründe für das Höfesterben gibt es aber viele. Ein Thema, das den Landwirten aktuell Kopfzerbrechen bereitet, ist die Krise um das weiße Gold. Milch ist derzeit extrem billig, weil die Bauern zu viel produzieren. Grund ist unter anderem der Fall der Milchquote, mit der man in Brüssel damals die produzierten Mengen steuerte und den Preis damit indirekt bestimmte.

Nach dem Fall der Quote haben viele Bauern investiert und gehofft, von dem Boom zu profitieren. Nun ist zu viel Milch am Markt und der Preis gesunken. "Für uns Landwirte ist es dadurch unmöglich geworden, den Wert mitzugestalten", sagt Sepp Ortner. Man müsse über erneute Obergrenzen in Ställen oder über die Besteuerung von Überproduktionen nachdenken.

Oftmals fehlt auch ein Nachwuchs, der den Hof übernehmen will. Kinder von Landwirten ziehen immer wieder den "sicheren" Beruf einer nicht-landwirtschaftlichen Existenz vor. "Zudem haben es Jungbauern schwer, eine Partnerin zu finden, die bei der Führung eines Hofes hilft."

Wandel der Strukturen

Das alles habe mit einem Strukturwandel zu tun. "Trotz der prekären Situation gibt es auch neue kleine Betriebe, wie etwa das Wanderhuhn, die wiederum mit der Landwirtschaft beginnen", erwähnt der Obmann der Bezirksbauernkammer die derzeitige Entwicklung.

Supermarktkunden interessieren sich immer mehr für das Wohlergehen der Tiere. "Im weltweiten Vergleich haben wir in Österreich sehr hohe Standards bei der Tierhaltung. Mit dem AMA-Gütesiegel gekennzeichnete Produkte können ohne Bedenken gekauft werden", beteuert Ferdinand Tiefnig. Dass das Gütesiegel ihren Stempel aber auch auf Fleisch von Tieren aus Riesenställen drückt, bleibt für viele Kritiker dennoch der falsche Weg.

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