Neue Wege: Rockmusik & Religion im Stift

REICHERSBERG. Das Augustiner-Chorherren-Stift Reichersberg ist nicht nur das spirituelle Zentrum der Region, die rund 900 Jahre alten Gemäuer sind auch ein beliebter Seminar- und Veranstaltungsort. Kunsthandwerksmarkt, Gartentage und Hochzeiten wurden bisher von den 20 Ordensmitgliedern organisiert. Eine Herausforderung für die Priester. "Wir sind gelernte Seelsorger, keine gelernten Projektmanager", brachte Gerhard Eichinger, Administrator des Stifts Reichersberg, die Sache auf den Punkt. Deshalb wurde mit Unterstützung von Gemeinde, Land und Tourismusverband nach Unterstützung gesucht – und wurde in Andreas Achleitner fündig. Der studierte Betriesbwirt und "Schlossherr" in Mamling betreibt die Eventagentur "Innova Projecting GmbH". Verschiedene Themenfestivals im Schloss Mamling, etwa das Afrikafestival oder das Gigantentreffen, sowie der Kunst- und Designmarkt in der Tabakfabrik Linz, gehen auf seine Rechnung.

Neuer Pächter hat viel vor
Er hat die Kellergewölbe für fünf Jahre gepachtet, will den alten Mauern neues Leben einhauchen. "Für die kommenden Jahre könnte ich mir einiges vorstellen: Theater, Sommerkino, Jazznights, Kulinarikveranstaltungen, Weihnachtsmärkte – die Liste ist lang", erklärt Achleitner. Die Räumlichkeiten sollen zudem weiterhin für Hochzeiten, Firmenfeiern oder Tagungen gemietet werden können. Grundsätzlich sollen sich die Veranstaltungen mit den Werten des Stiftes vereinbaren lassen. Die Bandbreite sei jedoch groß. "Ich habe auch nichts gegen zünftige Rockmusik – sofern diese die Bausubstanz nicht schädigt", meint Eichinger locker. Er sieht in der Neuausrichtung eine Chance: "Ich sehe das Ganze sehr positiv. Wenn sich im Stift etwas tut, belebt das den ganzen Ort. Ich bin mir sicher, dass sich da viele Synergien ergeben." Eine Stärke des Stifts sei für ihn, "dass hier alles da ist. Wir haben eine sehr gute Infrastruktur von den Räumen über die Verpflegung bis hin zu Übernachtungsmöglichkeiten."

"Zusammenarbeit funktioniert gut"
Auch Reichersbergs Bürgermeister Bernhard Öttl zeigt sich erleichtert, dass das Stift als Veranstaltungsort erhalten bleibt. "Die Alternative wäre ein kostspieliger Neubau gewesen." Von der Weiterführung des Veranstaltungszentrums würden alle profitieren: die Gastronomie, die Wirtschaft und alle Reichersberger, die für Kunst- und Kulturgenuss nicht auspendeln müssen. Er räumt ein, dass "das Verhältnis zwischen Stift und Gemeinde nicht immer konfliktfrei", gewesen sei. Jetzt funktioniere die Zusammenarbeit aber gut.

Auch Land OÖ steht hinter der Entscheidung
Der frühere Wirtschaftslandesrat Josef Fill setzte sich massiv für den Fortbestand des Veranstaltungszentrums ein. Auch sein Nach-Nachfolger Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Michael Strugl betont: "Das Stift Reichersberg, und damit auch das Veranstaltungszentrum, hat einen großen Stellenwert für den Tourismus in der Region. Mit dem neuen Pächter ist es gelungen, eine kontinuierliche Weiterentwicklung anzustoßen, die noch viel Potenzial birgt."

Stift: Aushängeschild der Region
Für Hannes Gadermair, Vorsitzender des Tourismusverband s'Innviertel, ist das Stift Reichersberg ein "Aushängeschild der Region", dessen guter Ruf auch Gäste aus dem bayerischen Raum ins Innviertel locke. "Das Stift ist prädestiniert dafür, um Geschichte, Kultur und das Lebensgefühl der Region zu präsentieren."

DAS VERANSTALTUNGSZENTRUM STIFT REICHERSBERG
Ab 2015 will Pächter Andreas Achleitner mit eigenen Veranstaltungen – zum Beispiel Konzerten, Messen oder Märkten – Gäste in die Region locken. Zudem soll das Veranstaltungszentrum Stift Reichersberg auch weiterhin für Hochzeiten, Firmenfeier, Tagungen oder Ausstellungen gemietet werden können. Die Räumlichkeiten bieten Platz für 30 bis 600 Personen. In Zukunft soll es auch leichter möglich sein, standesamtliche Trauungen im Stift abzuhalten. Ziel: Dem Brautpaar ein ganzes Paket – kirchliche und standesamtliche Trauung, Räume, Catering, Übernachtung – anbieten zu können. Anfragen für 2014 und 2015 gibt es bereits. Mehr Infos auf www.stift-vaz.at