Streetwork: 20 Jahre Jugendarbeit in Braunau
Zwar hat sich der Schwerpunkt der Jugendarbeit verlagert – dringend notwendig sind die Streetworker aber noch immer.
BRAUNAU (höll). Bomberjackentragende, kahlköpfige Jugendliche in Springerstiefeln: So präsentierte sich ein nicht unwesentlicher Teil der Braunauer Jugendlichen 1993. "Hier musste etwas geschehen. So kam ich damals als erster Streetworker außerhalb des Zentralraumes nach Braunau", erinnert sich Norbert Danecker. Seither ist viel geschehen: "Heute ist die Situation wesentlich entspannter. Es gibt keine definierte rechte Szene mehr. Die wenigen Übriggebliebenen zeigen ihre Neigung nicht mehr so offensichtlich", weiß der gebürtige St. Peterer.
Aggression, Gewalt, Alkohol, Drogen, Straffälligkeit, Obdachlosigkeit und Arbeitssuche – das sind Probleme, durch die Jugendliche völlig ihren Halt verlieren. Oft haben sie viel durchgemacht. Vertrauen ist ihnen fremd geworden. Wenn die Welt für junge Menschen völlig aus den Fugen geraten ist, bieten Danecker und seine Kollegin Stefanie Leidl ihre Unterstützung an. "Wir akzeptieren diese Jugendlichen so, wie sie sind. Wir verbringen viel Zeit draußen auf der Straße und versuchen, Beziehungen aufzubauen", erklären die beiden. Mit seinen 20 Jahren Erfahrung kennt Danecker die Jugendszene in Braunau gut: "In den letzten 20 Jahren haben sich meine Aufgaben stark geändert. Damals ging es hauptsächlich um die rechte Szene. Heute unterstützen wir viele Jugendliche mit Migrationshintergrund. Einige jungen Menschen brauchen Hilfe bei strafrechtlichen Dingen, bei Mobbing, bei der Jobsuche oder bei Beziehungsproblemen."
Der Arbeitsplatz der Streetworker sind Spiel- und Sportplätze, Kaffeehäuser und "Bushüttl": "Wir begeben uns in die Lebenswelt der Jugendlichen. Es ist wichtig, dass wir zu ihnen eine Beziehung aufbauen. Bei einigen dauert es Monate, bis sie sich öffnen und ihre Probleme darlegen", so die beiden. Der 58-Jährige und die 26-Jährige bilden dabei in gutes Team: "Norbert strahlt Stabilität aus und ich dafür mehr Dynamik – das passt ganz gut", so Leidl.
Die Arbeit der Braunauer Streetworker sei enorm wichtig, so Bürgermeister Johannes Waidbacher: "Sie bieten jungen Menschen Beratung und Unterstützung, ohne sie aber zu bevormunden, sondern sie begegnen ihnen auf Augenhöhe." Mit einem großen Fest begeht Streetwork Braunau am 29. Juni seinen 20. Geburtstag.
ZUR SACHE:
Streetwork Braunau wird 20 Jahre alt. Das muss gefeiert werden. Am 29. Juni steigt im Grenzlandstadion in Braunau die große Fete. Um 11 Uhr ist Ankick zum Jubiläumsfußballturnier. Von 12 bis 14 Uhr zeigt Christian "Kersche" Kerschdorfer, was man mit einem Fußball außer kicken noch machen kann. Es gibt einen Torwandschließwettbewerb, eine Grillerei und schließlich eine Siegerehrung. Anmeldung zum Turnier (bis 21. Juni) an braunau@streetwork.at.
Für die Jubiläumsveranstaltung sucht "Streetwork Braunau" noch Sponsoren. Infos gibt es bei Norbert Danecker unter 0664/6579712.
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