Viel Arbeit, wenig Lohn
Kleines Einkommen, niedriger Milchpreis und Ernteausfälle: Ohne Nebenverdienst geht es für viele Landwirte nicht mehr.
BEZIRK (lenz). "Viele Bauern sind von den Unwetterschäden betroffen. Besonders rund um Polling wurden einige Felder und Wiesen, und damit die bevorstehende Ernte, zerstört und in Mitleidenschaft gezogen", berichtet Bezirksbauernkammer-Obmann Ferdinand Tiefnig. Unwetter, Hagel und Starkregen würden in den letzten Jahren vermehrt zu Ernteeinbußen führen. Ein weiterer Dämpfer für das ohnehin schon unterdurchschnittliche Einkommen der Bauern. Dieses liegt bei rund 23.500 Euro je landwirtschaftlicher Arbeitskraft. Zum Vergleich: der Einkommensdurchschnitt bei unselbstständigen Erwerbstätigen liegt bei 24.500 Euro. Zwar konnte letztes Jahr ein Einkommensplus erwirtschaftet werden, doch angesichts der heurigen Ernteausfälle bei den Obstkulturen und vor allem beim Getreide, sei dieses wieder relativiert, meint auch Bauernbund-Präsident Jakob Auer.
Hinzu kommen steigende Lebenserhaltungskosten und Sozialausgaben, ohne Ausgleichszahlungen hätten bäuerliche Familienbetriebe keine Zukunft. Von den über 2.300 Landwirten im Bezirk sind 80 Prozent bereits nur mehr im Nebenerwerb tätig. Viele sind auf ein Zusatzeinkommen angewiesen. "Die Angebote des Maschinenrings sind für viele Landwirte ein wichtiges Standbein" weiß auch Tiefnig. Auch die Diskussion um den Milchpreis geht an den Bauern im Bezirk nicht spurlos vorbei. Die Rinderhaltung und Milchproduktion nimmt einen großen Stellenwert im Bezirk ein, pro Jahr geben Braunaus Kühe rund 190 Millionen Liter Milch. "Der Preis richtet sich natürlich nach dem Markt, doch obwohl weltweit die Nachfrage steigt, soll in Österreich der Preis sinken", kritisiert Tiefnig und fügt hinzu: "Da für die Milchproduktion heutzutage weniger Milch benötigt wird, kann man aber auch von einer Sommererscheinung sprechen. Im Herbst sollte der Preis wieder steigen."
Viel Arbeit und wenig Lohn, für die Jungbauern scheint die Hofübernahme auf den ersten Blick wenig anspruchsvoll. Doch im Gegenteil: "Wir hatten heuer sehr viel Zulauf bei unserer Übernahmeberatung und auch an der landwirtschaftlichen Fachschule in Burgkirchen bleiben die Zahlen seit Jahren gleich. Daran sieht man, dass das Interesse an der Landwirtschaft immer noch da ist", freut sich Tiefnig. Und wie sieht es in Sachen "Bauer sucht Frau" aus? "Ich würde sagen, nicht anders als in anderen Gesellschaftsbereichen. Es gibt zwar einen Trend zum Single-Dasein, doch in der Landwirtschaft ist die Nachfolge oft noch besser gesichert als in manch anderem Bereich", weiß Tiefnig.
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