„Das Thema Ärztemangel am Land ist prognostizierbar“

Thomas Plunger betreibt seit 19 Jahren eine Praxis als Allgemeinmediziner in Obernberg. | Foto: Doms
  • Thomas Plunger betreibt seit 19 Jahren eine Praxis als Allgemeinmediziner in Obernberg.
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BezirksRundschau: Der Vertretungskreis der Ärzte wird umgestellt, was passiert da genau?
Thomas Plunger: Momentan betreuen fünf Ärzte neun Gemeinden, einer der Ärzte hat immer Bereitschaftsdienst. Mit der Umstellung wird der Dienstsprengel erweitert, so dass neun Ärzte für 15 Gemeinden zuständig sind.

BezirksRundschau: Was hat diese Veränderung zur Folge?
Plunger: Mehr Ärzte heißt weniger Dienste. Während der Bereitschaftsdienste ist die Anzahl der Patienten nicht wahnsinnig hoch. Man ist gut beschäftigt, hat aber trotzdem viele Stehzeiten und könnte eigentlich mehr Patienten betreuen.

BezirksRundschau: Ein größerer Dienstsprengel bedeutet auch längere Anfahrtszeiten – ein Nachteil für die Patienten?
Plunger: Es dürfte keine Verschlechterung der Versorgung der Patienten geben. Notfälle werden vom Roten Kreuz mit dem Notfallsystem abgedeckt. Es ist viel mehr so, dass unnötige Einsätze reduziert werden. Jemand mit Schnupfen wird es sich besser überlegen, ob er noch am Wochenende von Aspach nach Obernberg fährt, oder ob es nicht am Montag auch reicht.

BezirksRundschau: Warum kam man auf die Idee, den Vertretungskreis zu erweitern?
Plunger: Ein wesentlicher Grund ist die Attraktivierung des Landarztberufes. In den nächsten zehn Jahren werden rund 60 Prozent der Ärzte in Pension gehen. Das sind mehr Ärzte, als derzeit ausgebildet werden. Der Ärztemangel am Land ist ein Thema, das prognostizierbar ist.

BezirksRundschau: Und durch die Reduzierung des Bereitschaftsdienstes erhofft man sich mehr Zulauf bei den Landärzten?
Plunger: Ja, denn dadurch erhöht sich die Lebensqualität. Die Bereitschaftsdienste werden außerdem relativ schlecht honoriert. Die Dienstbereitschaft junger Kollegen ist nicht so hoch und im Spitalsbereich haben sie wesentlich weniger Dienste.

BezirksRundschau: Gibt es auch in anderen Bezirken Pläne in diese Richtung?
Plunger: Soweit ich weiß, denken bereits mehrere Ärzte darüber nach. Wahrscheinlich wird es bald noch mehr größere Sprengel geben, zumal auch die Ärztekammer daran interessiert ist.

BezirksRundschau: Der Ärztemangel wird immer mehr Thema. Wie steht es Ihrer Meinung nach derzeit um die ärztliche Versorgung am Land?
Plunger: Momentan ist die ärztliche Versorgung bei uns noch sehr gut. Wir haben ein ausreichendes Netz an Landärzten, die gut ausgerüstet und engagiert genug sind, um Patienten zu Hause zu versorgen. Das Problem ist, dass von Seiten der Gesundheitspolitik wenig Interesse gezeigt wird, diese niedergelassenen Ärzte zu unterstützen und hervorzuheben. Die Honorarentwicklung und viele Einschränkungen für Allgemeinmediziner nagen an unserer Kompetenz, es grenzt an eine Geringschätzung unseres Berufstandes.

BezirksRundschau: Trotz ausreichender ärztlicher Versorgung gibt es bereits heute Probleme bei der Nachbesetzung von Gemeinde­ärzten.
Plunger: Es gibt immer wieder Stellenausschreibungen, für die sich niemand bewirbt. Ried hat zum Beispiel seit Jahren keinen Stadtarzt mehr. In Obernberg musste eine Stelle schon vor über zehn Jahren mehrmals ausgeschrieben werden. Bereits jetzt herrscht eine Unterbesetzung, da viele Ärzte abwandern und zu wenige ausgebildet werden. Deutlich wird das vor allem bei den Fachärzten. Auf einen Augenarzttermin muss man schon heute ein halbes Jahr warten. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen.

Zur Sache:
Bisher wurden diese neun Gemeinden von fünf Ärzten betreut: Obernberg, Weilbach, St. Martin, Geinberg, Senftenbach, Polling, Mörschwang, St. Georgen, Kirchdorf. Anfang April wird der Vertretungskreis um diese Gemeinden erweitert: Mehrnbach, Mettmach, Aspach, Roßbach, Wippenham, Kirchheim.

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