Lehrlingssituation Bezirk Braunau
Weniger Lehrplätze, weniger Fachkräfte

Schuhmacherin Anna Feichtenschlager hat die Zeit vor allem zum Lernen für die Lehrabschlussprüfung genutzt.  | Foto: Bernbacher
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Die Herausforderung für Braunaus Wirtschaft trifft derzeit vor allem auch die Fachkräfte von morgen. Zahlreiche Jugendliche, die im September einen Lehrstelle angetreten hätten, müssen sich nun auf die Suche nach einer neuen Ausbildungsstätte machen.

BEZIRK (kat). Zahlreiche Jugendliche hätten im September eine Lehre begonnen. Aufgrund der coronabedingten Auswirkungen auf Braunaus Wirtschaft ist der Lehrantritt für viele aber vorerst Geschichte. "Leider sind wir derzeit mit der Tatsache konfrontiert, dass einige Zusagen für Lehrverhältnisse ab September 2020 zurückgenommen wurden", berichtet Stefan Seilinger, stellvertretender Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Braunau. Besonders betroffen davon seien Lehrstellen im Dienstleistungssektor wie Friseure, Konditoren, im Einzelhandel sowie auch in Gastronomiebetrieben.

Investition in Lehrlinge

Viele Unternehmen im Bezirk müssten die Kurzarbeit verlängern, worüber oftmals die Ausbildung der künftigen Fachkräfte in Vergessenheit gerate, so Seilinger. "Dieser Trend bereitet mir Sorgen, das geschulte Personal fehlt beim Wachstum und dieser Umstand kann sich als Bumerang erweisen", befürchtet der AMS-Leiter und ergänzt: "Grundsätzlich sind Lehrlinge und Lehrverhältnisse während der Ausbildung arbeitsrechtlich gut abgesichert. Es besteht jetzt die Möglichkeit, dass Lehrlinge in die Kurzarbeit miteinbezogen werden, bei 100 Prozent Lehrlingsentschädigung."

"Grunsätzlich sind Lehrlinge während der Ausbildung gut abgesichert", weiß Stefan Seilinger, stellvertretender Leiter des AMS Braunau.  | Foto: Bernbacher
  • "Grunsätzlich sind Lehrlinge während der Ausbildung gut abgesichert", weiß Stefan Seilinger, stellvertretender Leiter des AMS Braunau.
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Auch Michael Benninger vom Schalchner Familienunternehmen "Promotech" weiß, dass die Lehrlinge von heute die Fachkräfte von morgen sind. "Wir investieren auch heuer, trotz Krise, wieder 150.000 Euro in die Aus- und Weiterbildung unserer Lehrlinge", so der Geschäftsführer. Ab September haben Lehrlinge wieder die Chance auf eine Ausbildung in den Bereichen Mechatronik, Kunststoff- und Metalltechniker. "Wir nehmen gerne auch Lehrlinge auf, die ihre Lehrstelle aufgrund der Krise nun verloren haben oder nicht antreten können", betont Benninger. Interessierte können eine Mail mit den Bewerbungsunterlagen an katja.kober@promotech.at schicken.
Die Ferialpraktikanten, die bereits eine Zusage von Promotech haben, können ihren Dienst wie geplant antreten. "Die Ferialpraktikanten bekommen für weniger Arbeit als geplant dasselbe Geld wie vereinbart. Junge Menschen freuen sich über das Geld und investieren es dann wiederum in die heimische Wirtschaft. Wir wollen die jungen Leute einfach bestmöglich betreuen", berichtet der Promotech-Geschäftsführer.

Michael Benninger von dem Schalchner Familienunternehmen "Promotech" nimmt trotz Krise Lehrlinge auf.  | Foto: Promotech
  • Michael Benninger von dem Schalchner Familienunternehmen "Promotech" nimmt trotz Krise Lehrlinge auf.
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Optimistisch durch die Krise

Für Anna Feichtenschlager hat sich aufgrund von Corona nicht viel verändert. Sie macht gerade eine Ausbildung zur orthopädischen Schuhmacherin bei M&H in Mattighofen. "Da mein Betrieb ein Dienstleistungsunternehmen ist, das Heilbehelfe und Hilfsmittel erzeugt, stellen wir eine Schlüsselfunktion im System dar. Denn die Leute sind auf unsere Versorgungen angewiesen", erzählt Feichtenschlager. Zwar sei der Kundenverkehr stark minimiert worden, gearbeitet wurde aber die ganze Zeit hindurch normal. Auch in puncto Hygieneschutzmaßnahmen hat sich für die junge Schuhmacherin nicht viel verändert. "Da Hygiene eine wesentliche Rolle spielt, waren die neuen Vorschriften, bis auf die Maskenpflicht, keine große Umstellung für mich." Positiv sieht sie auch die Tatsache, dass sie dank der Krise nun mehr Zeit hatte, sich auf ihre Lehrabschlussprüfung vorzubereiten.

Kommentar: Der ewige Kreis des Fachkräftemangels

Seit Jahren wird im Bezirk Braunau über den Fachkräftemangel diskutiert. Seit Jahren setzen die heimischen Unternehmen Maßnahmen, um diesbezüglich für die Zukunft gerüstet zu sein. Seit Jahren bilden sie Fachkräfte aus, um mit der stetig wachsenden Weltwirtschaft mithalten zu können. Bis zum großen Lockdown Mitte März. Mittlerweile erholt sich Braunaus Markt langsam wieder. Von 4.000 Arbeitslosen Anfang April sank die Zahl bis Anfang Juni um rund 25 Prozent auf knapp 3.000. Tendenz: Weiter sinkend. Wer allerdings auf der Strecke bleibt, sind die Lehrlinge. Junge Menschen, die 2020 eine Ausbildung begonnen hätten und zu den Fachkräften von morgen geworden wären. Für viele von ihnen startet die Lehrstellensuche jetzt erneut. Und den Unternehmen im Bezirk fehlen künftig die Fachkräfte – wieder einmal.

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