Ärztemangel: "Die Lage wird in fünf Jahren akut"
Wenn es nach Bezirksärztesprecher Kurt Roitner geht, hätte man schon früher handeln müssen.
BEZIRK (ebba). Vor ziemlich genau einem Jahr waren im Bezirk Braunau zwei Hausarzt-Stellen unbesetzt: Eine in Braunau und eine in Mattighofen. Für Mattighofen wurde mittlerweile eine "Übergangslösung" gefunden. Zwar konnte die seit 2014 (!) mehrmals ausgeschriebene Stelle in der ehemaligen Ordination von Bernhard Hochreiter nicht nachbesetzt werden. Trotzdem kam mit Magdalena Steidl, Tochter von Doktor Thomas Steidl, eine weitere Ärztin für die Stadt Mattighofen hinzu. Sie ordiniert gemeinsam mit ihrem Vater am Stadtplatz. Eine Langzeitlösung ist damit allerdings nicht gefunden. "Doktor Steidl ist wie ich, bereits Mitte 60. Die Pensionierung damit in greifbarer Nähe", erklärt Bezirksärztesprecher Kurt Roitner.
Auch wenn derzeit nur eine Stelle in Haselbach ausgeschrieben ist, droht der Ärztemangel durch eine Reihe an bevorstehenden Pensionierungen und zu wenig nachkommenden Jungmedizinern in naher Zukunft akut zu werden. "In den nächsten fünf Jahren werden wir für bis zu 18 Praxen – von insgesamt 43 – einen Nachfolger brauchen. Besonders dort, wo es keine Hausapotheke gibt, wird es schwierig werden, nachzubesetzen. Ich habe bereits vor zehn Jahren davor gewarnt, allerdings selbst nicht gedacht, dass die Entwicklung so dramatisch werden würde", meint Roitner. Ärztekammer und Politik steuern mittlerweile zwar mit Maßnahmen, wie der verpflichtenden sechsmonatigen Lehrpraxis, dagegen. Seiner Ansicht nach, kommen diese jedoch fast zu spät.
Die Stelle in Haselbach dürfte laut Roitner unbesetzt bleiben. Der zuvor dort ansässige Hausarzt David Mayer ist nach St. Peter umgesiedelt. "Es ist schwierig, für eine leere Ordination einen Interessenten zu finden, wenn für diese erst sämtliche Gerätschaften und neue EDV angeschafft werden müssen. Ein Nachfolger müsste hier viel investieren und komplett von Null anfangen, da auch keinerlei Datenbestände von Patienten verfügbar sind. Das wird sich vermutlich keiner antun", so Roitner.
Magdalena Hubner aus Ostermiething studiert in Graz und absolviert gerade ihr klinisch-praktisches Jahr. In der Ordination von Kurt Roitner in Braunau konnte sie einiges an Erfahrung gewinnen. Sie meint: "Ich finde die Arbeit in einer Hausarztpraxis zwar sehr interessant, aber es ist auch anstrengend. Im Gegensatz zu der Arbeit im Krankenhaus, ist man hier noch lange nicht fertig, wenn der letzte Patient gegangen ist. Weil noch so viel Administratives auf einen zukommt."
Im Hinblick auf den anstehenden Ärztemangel, wird Roitner "länger durchhalten" und hofft, dass weitere Kollegen im pensionsfähigen Alter seinem Beispiel folgen, um die Situation so ein wenig zu entschärfen. Auch im Krankenhaus Braunau ist die Lage dramatisch. Hier sind derzeit 19 offene Arztstellen (Stand 26. März) ausgeschrieben. "Es wird hier immer schwieriger, den Dienstplan überhaupt noch aufrecht zu erhalten", weiß der Bezirksärztesprecher.
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