"Zukunft Stadtbaum" warnt
Ist Salzstreuen ein Problem in der Brigittenau?
Gegen glatte Straßen hilft Salz als Wundermittel. Die Initiative "Zukunft Stadtbaum" sieht dadurch aber Bäume und Grünflächen gefährdet. Das sehen auch die Grünen Brigittenau so.
von Johannes Reiterits und Kathrin Klemm
WIEN/BRIGITTENAU. Es kommt nicht mehr so oft vor, dass es in Wien schneit. Doch wenn dies der Fall ist, spielen sich seltsame Szenen ab: Manch einer blickt verblüfft in den Himmel, Schneebesen werden hektisch im Kofferraum gesucht und so einige wissen noch immer nicht, dass knöchelhohe Sneaker ohne Profil keinen Halt geben.
Damit Brigittenauer Trottoire nicht zur unfreiwilligen "Holiday on Ice"-Bühne werden und Autos sicher durch das Schneegestöber kommen, braucht es rutschsichere Straßen. Angesichts der gestreuten Mengen an Salz schrillen aber bei der Initiative "Zukunft Stadtbaum" die Alarmglocken. Bäume und Grünflächen seien durch überschwänglichen Einsatz bedroht. Auch Bezirksvizin Barbara Pickl (Grüne) warnt: "Leider ist der Salzeinsatz in der Brigittenau viel zu hoch." Dies trage maßgeblich dazu bei, dass Stadtbäume kein langes Leben haben.
Gesetz nicht ausreichend?
Es gibt zwar in Wien ein eigenes Gesetz für das Ausstreuen von Salz: Zehn Meter neben Grünflächen ist dies verboten, außer eine bauliche Trennung verhindert den Kontakt zwischen Streugut und Grünraum. Aber dieses schütze nicht wirklich, so die Initiative.
Bei der MA 48 versichert man auf Nachfrage der BezirksZeitung, dass man sich an diese Auflage hält. Außerdem sei man "sehr stark dahinter, den Streumittelverbrauch so gering wie möglich zu halten. Mittels neuester Streutechnologie und regelmäßigen Schulungen wird so wenig Streumittel wie möglich eingesetzt, um die Verkehrssicherheit zu erhalten. Aber vor allem private Winterdienste – immerhin ist die MA 48 etwa nicht für Hauseinfahrten und -zugänge zuständig – ignorieren geltende Gesetze, so die Initiative.
Petition gegen Salzstreuen
Die Stadt ist bemüht, bauliche Trennungen bei neuen Bäumen, Verkehrsinseln etc. zu schaffen. Doch diese kostspielige Lösung ist nicht überall möglich. Wer hier streut, riskiert, dass das "weiße Gold" in die Erde sickert. "Die Winterdienst-Verordnung mit ihren Schutzzonen reicht offensichtlich nicht aus", sagt Pickl. Im Bezirk versuche man daher laufend, bauliche Verbesserungen zum Schutz der Bäume durchzusetzen, wie am Hannovermarkt.
"Zukunft Stadtbaum" fordert jetzt per Petition ein Ende des Salzstreuens, die Grünen wollen zumindest strengere Streuverbote und stärkerer Kontrollen. Alternativen gibt es, etwa den Schotterstreukübel. Anderer Meinung ist hier Bezirkschef Hannes Derfler (SPÖ): „Auf Gehwegen ist die Schneeräumung klar geregelt. Auch für den Straßenverkehr gibt es klare Vorgaben bezüglich Salz." In Wien werde besonders vorsichtig mit Salzstreuung umgegangen. "Deshalb halte ich das Ganze für ein Orchideenthema", so Derfler.
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