Einbrecherbande im Südburgenland
Schwangere Serien-Diebin muss 6 Monate ins Gefängnis
Beute im Wert von 190.000 Euro machte eine ungarische Diebesbande durch Serien-Einbrüche im Südburgenland. Aus Geldnot, so die „Kriminal-Touristen“ im Landesgericht Eisenstadt. Unter den 6 Angeklagten auch ein junges Liebespärchen, bei dem die Beschuldigte, eine Haupttäterin, in der 9. Woche schwanger ist.
SÜDBURGENLAND. Über dieses „Warenlager“ würde sich jeder Baumarkt freuen. Angehäuft seit Anfang 2022. Denn da sind die Mitglieder der kriminellen Organisation erstmals wegen Diebstählen und Einbrüchen nach Österreich eingereist. Um dann insgesamt 37 Mal zuzuschlagen, ehe sie von Kriminalisten ausgeforscht werden konnten. Die Bandenmitglieder, im Alter zwischen 21 und 31 Jahren, sind teils befreundet, teils verwandt oder im Rahmen ihrer Beutezüge sogar zu einem Liebespaar geworden. Einige von ihnen haben auch bis zu 7 Vorstrafen.
Riesiges Beutelager
Alles, was nicht niet-und-nagelfest war, entwendeten die Ungarn und verkauften es großteils in ihrem Heimatland. Laut Polizei-Auflistung handelte es sich um: 18 Fahrräder, 6 Rasenmäher-Traktoren, 3 Motorfahrräder, 1 Kfz-Anhänger, 1 Stampfer, 5 Motorsensen, 2 Motorsägen, 8 Winterreifen, 2 Stromaggregate, 2 Hochdruckreiniger, 3 Akkuschrauber, 1 Gastro-Fritteuse, 1 professionelle Bierzapf-Anlage, 1 Abricht- und Hobelmaschine, 1 Schweißgerät und eine Vielzahl weiterer hochwertiger Arbeitsgeräte und teurer Werkzeuge. Das war aber noch lange nicht alles.
4 Tonnen Kupferkabel
Hunderte Meter Erdkabel stahlen die Diebe von diversen Elektro-Firmen, wobei es alleine bei einem einzigen Geschädigten satte 4.000 (!!!) Kilogramm Kupferkabel mit einem Gesamtschaden von 100.406,26 Euro waren. Abtransportiert mit Mietautos bzw. Kastenwägen von Bandenmitgliedern. Durch Verkäufe an Schrotthändler und Altmetall-Ankäufer machten sie einen Großteil der Beute zu Geld. Von der Polizei sichergestelltes Diebesgut konnte den Opfern bereits ausgefolgt werden.
Im Saal 1 des Landesgerichts Eisenstadt beschuldigten sich die sechs Ungarn teils gegenseitig. Zeigten sich vor dem Schöffensenat ganz oder teilweise geständig, ehe sie doch immer wieder einzelne Delikte bestritten, nichts dazu sagen wollten oder sich nicht mehr erinnern konnten. Auch kam es zu Wortgefechten unter den Angeklagten, die die Richterin sofort stoppte. Einer der Beschuldigten versuchte der Vorsitzenden dann klarzumachen, dass er nicht an einem der Tatorte gewesen sein kann, da er an diesem Tag zu Hause gewesen sein will.
Als ihm die Staatsanwältin daraufhin vorhielt, dass sein Handy um 00.29 Uhr, 00.46 Uhr und 03.33 Uhr in der Nähe der bestohlenen Firma im Südburgenland eingeloggt gewesen ist, meinte der Ungar sinngemäß, dann war eben mein Handy dort, ich aber nicht. Und erklärte: „Ich habe mein Auto an einen der Mitangeklagten verliehen und darin mein Handy vergessen...!“
Ausflug wurde Diebstour
Die schwangere Frau (21) erklärte auf Befragung von Richterin Gabriele Nemeskeri: „Warum sind sie nach ihrer zweimonatigen U-Haft und einem bereits laufenden Strafverfahren wieder zum Stehlen ins Südburgenland gekommen?“ „Stehlen war nicht unser Ziel. Ich wollte mit meinem Freund eigentlich nur einen Ausflug machen!“ „Sie haben aber trotzdem gestohlen!“ „Wir haben die Ware aus einem Container genommen und nicht gewusst, dass das verboten ist!“ „Sicher haben sie das gewusst! Das geht gar nicht!“ Die Vorsitzende weiter: „Sie sind ja seit Mai 2022 wegen Diebstahls vorbestraft. Offenbar hinterlassen bei ihnen eine bedingte Haftstrafe und die danach folgende U-Haft keinen Eindruck!“ „Doch. Jetzt mach‘ ich eh nichts mehr!“
Ihr Lebensgefährte (21) und Vater in spe widersprach seinem anfänglichen, vollinhaltlichen Geständnis bezüglich eines Diebstahls, weil er plötzlich meinte: „Mir ist jetzt gerade erst eingefallen, dass ich dort nicht dabei war!“ In dieser Art und Weise kam es bei den 6 Ungarn immer wieder zu teils langatmigen Widersprüchen. Da alles von einer Dolmetscherin übersetzt werden musste, „schleppte“ sich der Prozess über rund 8 Stunden, ehe sich der Schöffensenat zur Beratung zurückzog.
Schwangere muss ins Gefängnis
Für die werdende Mutter, die in dieser kriminellen Bande eine führende Rolle innehatte und bei 22 Delikten dabei war, gab es 24 Monate Haft, 6 Monate davon muss sie im Gefängnis absitzen. Die Frau, vertreten von Mag. Martin Behal, akzeptierte den Richterspruch. Ihr Geliebter erhielt 15 Monate Haft bedingt. Das Strafausmaß für die Mittäter bewegte sich zwischen 1 Monat bedingt und 2 Jahren Gefängnis. Großteils rechtskräftig. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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